Künstlerische Darstellung eines transneptunischen Objekts, wie das jetzt entdeckte L91 (Illu.).
Copyright: L. Calçada/ESO
Belfast (Nordirland) – Im äußersten Sonnensystem haben Astronomen mit „L91“ nicht nur eines der am weitesten von der Sonne entfernten Objekte entdeckt – auch die Eigenschaften seiner auffallend langgezogenen Umlaufbahn scheinen das Objekt in eine Reihe mit anderen transneptunischen Objekten zu stellen, die auf die Existenz eines bislang lediglich mathematisch nachgewiesenen, unbekannten großen Planeten im Sonnensystem hindeuten. Die Entdecker selbst sind sich da jedoch nicht so sicher.
Wie Michele Bannister von der Queen’s University Belfast auf dem Jahrestreffen der American Astronomical Society’s Division for Planetary Science berichtete, sind bislang erst wenige Informationen zu L91 bekannt.
Während die Größe und Masse des mit dem Canada France Hawaii Telescope auf dem Mauna Kea als Teil der Outer Solar System Origins Survey (OSSOS) entdeckten Objekts noch unbekannt sind, benötigt es mehr als 20.000 Jahre, um die Sonne einmal zu umrunden. Zugleich kommt L91 der Sonne nie näher as 50 Astronomische Einheiten (AE/AU), also dem 50-fachen Abstand zwischen Erde und Sonne und erreicht an seinem sonnenfernsten Punkt eine Distanz von 1430 AE. Auf diese Weise ist seine Umlaufbahn noch mehr gestreckt als die von Sedna, einem plutogroßen Objekt (bzw. wahrscheinlichen Zwergplaneten), das sich der Sonne bis auf 76 AE annähert, um sich dann wieder auf bis zu 937 AE von ihr zu entfernen. „Damit befindet sich das Objekt gerade noch in Reichweite, damit wir es überhaupt noch orten können“, zitiert „ScienceMag.org“ Michele Bannister.
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Während die Umlaufbahn von „L91“ also ganz offensichtlich von einem sogenannten Störer, also einem großen Objekt und dessen Schwerkraft, in die Länge gezogen wurde und wird, sind sich Astronomen uneins darüber, um was es sich bei diesem „Störer“ handelt.
Während seine Entdecker um Bannister eher vermuten, dass schon die ursprüngliche Umlaufbahn des Objekts elliptisch war, hinzu aber noch durch einen ehemals unser Sonnensystem passierenden Stern oder sogar die Gravitation der Milchstraße selbst verformt wurde, sehen andere in dem Orbit einen weiteren Hinweis auf die Existenz eines noch unentdeckten und als „Planet Nine“ bezeichneten großen Planeten im äußeren Sonnensystem.
„Die Vorstellung eines Störers außerhalb des Sonnensystems ist zwar nicht unmöglich, aber ich glaube nicht, dass sie notwendig ist, um de Umlaufbahn von L91 zu erklären“, zitiert „Science“ den Planetenwissenschaftler Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech), der gemeinsam mit dem Astronom Mike Brown „Planet Nine“ Anfang 2015 erstmals aufgrund gemeinsamer ungewöhnlicher Umlaufbahnen transpetunischer Objekte mathematisch beschrieben hatte (…GreWi berichtete). Für die beiden Astronomen stellt eine galaktische Gravitationsquelle einen zu ineffizienten Prozess dar, während die Planet-Nine-Erklärung eine weniger umständliche Erklärung für die Umlaufbahn von L91 sei.
GreWi-Kurzgefaßt
– Astronomen haben eines der von der Sonne am weitesten entfernten Objekte im Sonnensystem entdeckt.
– Seine stark elliptische Umlaufbahn spricht für einen sog. Störer.
– Während die Entdecker des Objekts vermuten, dass dieser Störer ein das Sonnensyetem passierender Stern oder die Milchstraße selbst war, vermuten andere des dahinter den fieberhaft gesuchten „Planet Nine.“
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