Lausanne (Schweiz) – Ein neues statistisches Modell zur Vorhersage der Wahrscheinlichkeit außerirdischer Signale soll die Suche nach genau diesen Signalen vereinfachen und damit die Search for Extraterrestrial Intelligence (SETI) auch kosteneffektiver machen.
Wie das Team um Claudio Grimaldi von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) gemeinsam mit Kollegen der University of California in Berkeley aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS, DOI: 10.1073/pnas.1808578115) berichtet, war Astrophysik zunächst gar nicht das Ziel der Studie.
In dieser ging es eigentlich darum, statistisch die Wahrscheinlichkeit vorherzusagen, dass Kohlenstoff-Nanoröhren Elektronen miteinander austauschen. „Dann aber haben wir uns gefragt: Was wäre, wenn diese Nanoröhren Sterne und die Elektronen Signale von außerirdischen Zivilisationen wären? Könnten wir auch die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der wir solche Signale mit größerer Genauigkeit finden könnten?“
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In ihrer Studie haben die Forscher nun die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der wir Signale mit zunehmendem Abstand der Quelle von der Erde (noch) entdecken könnten. Ein Beispiel: Selbst wenn wir innerhalb eines Radius von 1.000 Lichtjahren kein Signal finden, so verbleibt dennoch ein 10-proznetige Wahrscheinlichkeit, dass unsere Erde selbst in Reichweite von hunderten potentieller Signale von außerhalb unseres Sonnensystems liegt, dass aber unsere Radioteleskope derzeit noch zu leistungsschwach sind, um sie zu entdecken.
„Diese Wahrscheinlichkeit steigt zudem auf nahezu 100 Prozent, wenn auch nur ein Signal innerhalb des 1.000-Lichtjahre-Radius entdeckt wird, da wir uns in diesem Fall nahezu sicher sein können, dass unsere Galaxie von Leben nur so wimmelt“, erläutern die Autoren.
Anhand zahlreicher Parameter, wie etwa der Größe unserer Galaxie oder die Nähe der Sterne zueinander, schätzen Grimaldi und Kollegen die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung eines Signals erst ab einem Radius von 40.000 Lichtjahren gering wird. Anders ausgedrückt: Wenn innerhalb dieses Radius keine Signale gefunden werden, so könnten wir begründet annehmen, dass innerhalb unserer eigenen Heimatgalaxie keine mit der unsrigen vergleichbar entwickelte Zivilisation gefunden werden kann.
Bislang haben SETI-Astronomen allerdings erst einen Radius von rund 40 Lichtjahren um die Erde nach intelligenten Signalen abgesucht. „Es bleibt also noch einiges zu tun“, ermuntern Grimaldi und Kollegen abschließend: „Besonders, da unsere derzeitigen Suchmethoden keine außerirdischen Zivilisationen finden können, die noch gar nicht technologisch entwickelt sind.“ Zudem seien auch technologisch weitaus höher entwickelte Zivilisationen vorstellbar, deren Technologie sich aber nicht nur von der unsrigen unterscheidet, sondern sich auch gänzlich anders entwickelt hat.
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