Forscher lüften Rätsel um „Ostereier“ der Antike
Bristol (Großbritannien) – Schon während der Bronze- und Eisenzeit schätzten die mediteranen Eliten verzierte Straußeneier als Luxusware. Über die komplexen Lieferketten und Handelswege war bislang aber nur wenig bekannt. Eine neue Untersuchung enthüllt nun erstmals die Geheimnisse über die Herkunft dieser vorchristlichen „Ostereier“, wie und wo sie hergestellt wurden.
Wie das internationale Expertenteam unter der Leitung von Dr. Tamar Hodos von der Universität Bristol aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2020.14) berichtet, haben sie die Straußeneier aus der Sammlung des British Museum in London mit modernster Rasterelektronenmikroskopie untersucht und ihre chemische Zusammensetzung analysiert, um ihre Herkunft zu bestimmen und winzige Markierungen zu untersuchen, de Aufschlüsse über ihre Herstellung erlauben.
Die Studie ist Teil eines laufenden Forschungsprojekts zu antiken Luxusgütern und Globalisierung. Aus den Ergebnissen der Analyse lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, woher die Straußeneier stammen, ob die Strauße in Gefangenschaft oder wild lebten und wie die Herstellungsmethoden mit Techniken und Materialien in Verbindung gebracht werden können, die von Handwerkern in bestimmten Bereichen verwendet wurden.
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„Das gesamte System der Herstellung dekorierter Straußeneier war viel komplizierter als wir es uns vorgestellt hatten! Wir fanden auch Hinweise darauf, dass die Menschen der Antike viel stärker miteinander verbunden war als bisher angenommen“, erläutert Hodos und führt dazu weiter aus: „Mittelmeerstrauße waren im östlichen Mittelmeerraum und in Nordafrika beheimatet. Mithilfe verschiedener Isotopenindikatoren konnten wir Eier unterscheiden, die in verschiedenen Klimazonen (kühler, feuchter und heißer, trockener) gelegt wurden. Was uns am meisten überraschte war, dass Eier aus beiden Zonen an Standorten in der jeweils anderen Zone gefunden wurden. Und das deutet auf umfangreichere Handelswege als bislang bekannt.“
Dr. Hodos und Kollegen glauben zudem, dass Eier aus Wildvogelnestern entnommen wurden, obwohl nachgewiesen wurde, dass Strauße in dieser Zeit auch in Gefangenschaft gehalten wurden: „Dies war keine gewöhnliche Eiersuche – Strauße können extrem gefährlich sein, daher bestand ein enormes Risiko bei der Entnahme von Eiern von Wildvögeln.“
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben auch festgestellt, dass die Eier Zeit zum Trocknen benötigten, bevor die Schale geschnitzt werden kann, und daher eine sichere Lagerung erfordern: „Dies hatte wirtschaftliche Auswirkungen, da die Lagerung eine langfristige Investition erfordert und dies zusammen mit dem damit verbundenen Risiko den Luxuswert eines Eies erhöhen würde“
Anhand ihrer Beobachtungen können die Forscher nun aber nicht nur bewerten, wie antiker Luxus hergestellt, sondern auch, wie er von verschiedenen Völkern verwendet wurde. „Tatsächlich sind diese Fragen auch für unsere heutige Gesellschaft unglaublich wichtig, in der dasselbe Objekt unterschiedliche soziale oder symbolische Bedeutungen haben kann. Dieses Wissen und Verständnis tragen dazu bei, Toleranz und gegenseitigen Respekt in einer multikulturellen Gesellschaft zu fördern. Wenn wir diese Mechanismen in der Vergangenheit verstehen können, für die wir langfristige Ergebnisse in Bezug auf die soziale Entwicklung haben, können wir dieses Wissen nutzen, um unsere eigene Gesellschaft auf verschiedene Weise besser informieren.“
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Quelle: University of Bristol
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