Wolken innerhalb der Pluto-Astmosphäre?
Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI
Washington (USA) – Bei ihrem Vorbeiflug am Zwergplaneten Pluto im vergangenen Juli könnte die NASA-Raumsonde „New Horizons“ erstmals auch Wolken über dem einstigen neunten Planeten des Sonnensystem fotografiert haben. Sollten sich die nun veröffentlichten Aufnahmen als die von Wolken über Pluto bestätigen, könnte dies ein weiteres Mal die Entscheidung für die Aberkennung des Planetenstatus für Pluto in Frage stellen.
Wie der „New Scientist“ exklusiv berichtet, zeigten zwar schon zuvor veröffentlichte Aufnahmen eine komplexe und im wahrsten Sinne „vielschichtige“ Atmosphäre mit verschiedenen Dunstschichten (…GreWi berichtete), doch die dem Magazin nun vorliegenden E-Mails beteiligter Missionswissenschaftler scheinen nun zu belegen, dass sie einzelne Wolken über Pluto entdeckt haben wollen. Sollte sich dieser Nachweis bestätigen, würde dies für eine noch komplexere und vielschichtigere Atmosphäre auf Pluto sprechen.
Pfeile und Kreise markieren Merkmale in der Pluto-Atmosphäre, die Will Grundy für Wolken hält.
Copyright/Quelle: NASA/JHUAPL/SwRI / New Scientist
Die möglichen Wolken wurden – so berichtet der New Scientist – erstmals von Will Grundy vom Lowell Observatory in Arizona in einer E-Mail an die Mitglieder einer missionsinternen Diskussionsgruppe schon am 13. September 2015 auf Aufnahmen der Sonde hervorgehoben. Einige der Wolkenmerkmale, so der Wissenschaftler, scheinen sich über verschiedene Landschaftsmerkmale hinweg zu erstrecken (s. Ausschnittsvergrößerung l.) – also über der Oberfläche zu schweben.
Da es jedoch schwer ist, etwa anhand von Schatten dieser möglichen Wolken genau diesen Umstand (dass es sich um über der Oberfläche schwebende Wolken handelt) eindeutig zu bestätigen, entbrannte innerhalb der E-Mailgruppe eine Diskussion darüber, ob es sich hierbei tatsächlich um echte Wolken handelt. Auch entstand eine Kontroverse über den Unterschied zwischen dem bereits nachgewiesenen atmosphärischen Dunst und Wolken. Für den Leiter der New-Horizons-Mission Alan Stern vom Southwest Research Institute (SwRI), der sich laut dem „New Scientist“ ebenfalls an der E-Maildiskussion beteiligte, seien Wolken eigenständige und von ihrer Umgebung abgesonderte Merkmale, während Dunst sich groß- und weitflächig verteile.
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Bislang gibt es noch kein offizielles Statement der NASA in der Frage um mögliche Wolken in der Plutoatmosphäre. Allerdings verweisen E-Mails der Gruppe vom vergangenen Februar, dass schon bald ein Fachartikel über die Pluto-Atmosphäre im Fachjournal „Science“ veröffentlicht werden soll, in dem es unter anderem auch um die „vorbeiziehenden Wolken“ als bislang noch nicht gelöstes Rätsel gehen soll.
In einer weiteren E-Mail von John Spencer, ebenfalls vom Southwest Research Institute vom 1. März 2016 (s. Abb.o.) verweist dieser auf eine Aufnahme, auf der eindeutig eine Wolkenformation über der Pluto-Oberfläche zu sehen sein soll.
Während Spencer in seiner E-Mail nicht darauf eingeht, aus was genau diese Wolke besteht, scheinen – das soll auch der bevorstehende Science-Artikel bestätigen – die Wolken in ihrer Zusammensetzung der sonstigen Pluto-Atmosphäre zu gleichen. Dann würden sie nicht wie irdische Wolken aus Wasserdampf, sondern aus Stickstoff mit Spuren von Methan, Azetylen, Ethylen und Ethan bestehen.
Sollten sich die Wolken über Pluto bestätigen lassen, würde dies sicherlich zur andauernden Diskussion über den 2006 aberkannten Planetenstatus von Pluto beitragen.
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