Anzeige
Anzeige
Anzeige

FRBs: Astronomen orten 8 sich wiederholende Radioblitze aus dem All

Künstlerische Darstellung unterschiedlicher Radioblitze über der kanadischen CHIME-Teleskopanlage (Illu.) Copyright: GreWi.de (mit Bildmaterial der CHIME Collaboration)
Künstlerische Darstellung unterschiedlicher Radioblitze über der kanadischen CHIME-Teleskopanlage (Illu.)
Copyright: GreWi.de (mit Bildmaterial der CHIME Collaboration)

Montreal (Kanada) – Schnelle Radioblitze, sogenannte Fast Radio Burst (FRBs), gehören derzeit zu den großen Rätseln der Astronomie: Binnen weniger Millisekunden entfachen sie Energien von mehr als 500 Millionen Sonnen. Doch was diese Radioblitze entfacht, ob es sich um ein natürliche, astrophysikalische oder vielleicht sogar um künstliche Signale handelt, ist bislang noch völlig unbekannt. Während zu Beginn dieses Jahres nur ein sich wiederholender FRB bekannt war und im Januar ein zweiter sog. Repeater entdeckt wurde, haben kanadische Astronomen gleich acht sich wiederholende Radioblitze aufgefangen und hoffen damit, des Rätsels Lösung einen großen Schritt näher zu kommen.

Wie das Team um Bridget Andersen von der McGill University vorab via ArXiv.org und in einer kommenden Ausgabe der „The Astrophysical Journal Letters“ berichten wird, haben sie die neuen acht FRBs mit dem Radioteleskop des „Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment“ (CHIME) von Mitte September 2018 bis März 2019 aufgefangen (…GreWi berichtete). Auf diese Weise liegt die Anzahl der bekannten, sich wiederholenden FRBs mittlerweile bei 10 – ein Hinweis darauf, dass auch die bislang als eher selten betrachteten „Repeater“ (Wiederholer), doch häufiger vorkommen als bislang gedacht. Tatsächlich veröffentlichten erst kürzlich US-Astronomen die Vermutung, dass es sich vielleicht sogar bei allen FRBs in Wirklichkeit um sich wiederholende Signale handeln könnte, deren vorangegangene oder Folgesignale jedoch nicht bemerkt oder als solche erkannt wurden (…GreWi berichete).

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Für die Frage danach, um was es sich bei FRBs überhaupt handelt, sind Repeater von besonderem Interesse, da sich wiederholender Signale leider analysieren und zu ihren Quellen zurückverfolgen, aber auch miteinander vergleichen lassen.


Animation der scheinbar zufälligen Verteilung der Quellen bisheriger FRBs
Quelle: NRAO

Vom ersten überhaupt entdeckten Repeater, dem FRB mit der Kennung „FRB 121102“, war bereits bekannt, dass seine sich wiederholenden Ausbrüche gestückelt aufeinander folgten – die Quelle also ausbrach bzw. sendete, dann mehrere Stunden verstummte, um das plötzlich gleich mehrfach hintereinander erneut auszubrechen. Ähnliches haben die Astronomen um Andersen auch aktuell bei den georteten FRBs 180916.J0158 und 65 beobachtet, die insgesamt gleich zehnmal hintereinander ausbrachen. In sechs der restlichen neu entdeckten Fälle sich wiederholender FRBs gab es jeweils nur eine Wiederholung (also zwei Ausbrüche) mit der längsten Pause zwischen den Signalen von ganzen 20 Stunden. Ein FRB (181119) wiederholte sich nach der Erstortung noch zwei weitere Male – flackerte also insgesamt dreimal auf. Was genau diese Unterschiede bedeuten, wissen die Autoren des aktuellen Fachartikels auch noch nicht.

Anhand der neuen Daten entdeckten die Wissenschaftler aber auch erste Gemeinsamkeiten zwischen einigen Repeatern: So waren die einzelnen Ausschläge jeweils etwas länger als die Signale von Einzel-FRBs und auch die Frequenzhöhe nach in den beiden ersten sich wiederholenden Signalen merklich zwischen den Ausbrüchen ab. Diese Eigenschaft, so hoffen Andersen und Kollegen nun, könnten ein Schlüssel dafür sein, was die Signale erzeugt.

Anhand der Daten zu den neuen Repeatern hat ein weiteres Team um Vikram Ravi vom Harvard-Smithsonian Centre deren Ursprungsgalaxien verortet und diese Ergebnisse via The Astronomers Telegram ebenfalls vorab veröffentlicht.

Während die meisten der bislang verorteten FRBs in weit entfernte Galaxien zurückverfolgt werden konnten (…GreWi berichtete 1, 2), könnte einer der neu entdeckten FRBs (FRB 180916) nun wesentlich näher liegen und damit für weitere Analysen von großer Bedeutung sein.

Auch die sog. Polarisation der Signale kann einiges über deren Quelle bzw. Herkunft aussagen: War das Signal des ersten überhaupt registrierten Repeaters (FRB 121102) noch stark verdreht und deutete so auf ein stark magnetisiertes kosmisches Umfeld, wie etwa der näheren Umgebung eines Schwarzen Lochs oder eines Neutronensterns hin (…GreWi berichtete). Hingegen zeigte die Messung eines der neuen Signale (FRB 180916) eine ungleich tiefere Polarisation, was auch angesichts der Wiederholer den Schluss nahe legt, dass auch nicht alle sich wiederholenden FRBs der gleichen Art von Quelle entstammen.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Studie zu FRBs: Astrophysikalische Katastrophen können nicht alle Radioblitze erklären 16. Juli 2019
Fast Radio Bursts: Erstmals Quelle eines Radioblitzes direkt lokalisiert 29. Juni 2019
FRB 180725A: Ist der neuentdeckte Radioblitz ein intelligentes Signal? 8. August 2018
FRBs: Neues Radioteleskop empfängt schnelle Radioausbrüche 7. August 2018
FRB 121102: Wiederholende Radioblitze entstammen einer extremen magnetischen Umgebung 11. Januar 2018
Außerirdisches Signal? Neuer Radioblitz (FRB) stellt Astronomen vor weitere Rätsel 12. Mai 2017
Astronomen bestimmen ferne Zwerggalaxie als Quelle wiederkehrender Radioblitze 5. Januar 2017
SETI-Signal oder Neutronenstern? Astronomen orten sechs weitere Radioblitze aus gleicher Quelle 26. Dezember 2016
Haben wir Kontakt? Wissenschaftskontroverse um Herkunft und Natur schneller Radiosignalausbrüche 8. März 2014
Fachartikel erschienen: Auch Arecibo-Teleskop ortet erstmals Radioblitze von außerhalb der Milchstraße – Diskussion um intelligente Signale dauert an 14. Juli 2014

© grenzwissenschaft-aktuell.de

Anzeige
Artikeln teilen
Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
Unterstützen Sie die tagliche journalistische Arbeit an GreWi

Wenn Sie GreWi unterstützen möchten, so können Sie dies am besten mit einem freiwiliigen GreWi-Unterstützer-Abo tun – und erhalten dafür auch noch themenbezogenen Gegenleistungen und nehmen an allen unseren Buch- und Filmverlosungen teil.

Bücher von GreWi-Hrsg. Andreas Müller

Andreas Müller

Fachjournalist Anomalistik• Sachbuchautor • Publizist

Mehr auf Wikipedia

Deutschlands UFO-Akten: Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland …

Kornkreise. Geometrie, Phänomene, Forschung

Phänomen Kornkreise: Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft

Deutschlands historische UFO-Akten: Schilderungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene in…

Hol Dir Deine
GreWi-App!
app-store play.google.com
..zeig, dass Du
ein GreWi bist!
Shop