Führende Weltraumwissenschaftlerin ist überzeugt: „Auf Mars und Europa gibt es Leben“

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Symbolbild: Krake Copyright: rvee (via Pixabay.com) / Pixabay License

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Liverpool (Großbritannien) – Professor Monica Grady von der University of Liverpool gilt als eine der führenden britischen Planeten- und Weltraumwissenschaftlerinnen. Auf einem Vortrag zeigte sich Grady jüngst geradezu davon überzeugt, dass es auf dem Mars einfaches Leben in Form von Mikroben und auf dem Jupitermond Europa sogar höhere Lebensformen gibt.

Wie Grady bei ihrem Antrittsvortrag als Kanzlerin der Liverpool Hope University erklärte, sei der die Vorstellung von unentdecktem außerirdischen Leben in unserem eigenen Sonnensystem und der unserer Galaxie nicht annähernd so weit hergeholt ist, wie es viele vielleicht erwarten würden.

Selbst höhere, „Kraken-artige Lebensformen“ hält die Wissenschaftlerin in den Meeren unter den Eisschildern des Jupitermondes Europas für möglich. Zugleich können auch die tiefen Höhlen auf dem Mars auch unterirdische Lebensformen beherbergen, da sie sowohl Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung bieten als zugleich auch möglicherweise auch Reste von Eis speichern.
„Wenn es um die Aussichten auf Leben jenseits der Erde geht, sprechen wir von einer fast schon absoluten Gewissheit, dass es unter dem Eis Europas Leben gibt. Sollte es auf dem Mars Leben geben, so wird es wohl unter der Oberfläche des Planeten zu finden sein, da es dort vor Sonneneinstrahlung geschützt ist und Eis in den Poren der Felsen als Wasserquelle dienen könnte. Wenn es Leben auf dem Mars gibt, dann ist es wahrscheinlich sehr klein – wir sprechen also von Bakterien. Aber ich denke, wir haben eine deutlich bessere Chance, höhere Lebensformen auf Europa zu finden, vielleicht ist dieses Leben dann sogar ähnlich intelligent wie irdische Tintenfische?“

Tatsächlich ist Professor Grady ist aber nicht die erste, die den Jupitermond als wahrscheinlichste Heimat von außerirdischem Leben im Sonnensystem ausgemacht hat.

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Mehr als 390 Millionen Meilen von der Erde entfernt, war der Mond lange Zeit Gegenstand von Science-Fiction. Europa, einer von Jupiters 79 bekannten Monden, ist von einer Eisschicht bedeckt, die bis zu 24 Kilometer tief ist – und darunter es gibt wahrscheinlich flüssiges Wasser, in dem Leben möglich wäre. Die massive Eisdecke wirkt dabei als Schutzbarriere sowohl gegen Sonneneinstrahlung als auch gegen Asteroideneinwirkung. Forscher gehen von hydrothermalen Schloten am Grund der Europaozean aus, die das Wasser mit Salzen und anderen Nährstoffen anreichern und auch so die Chancen für dortiges Leben zusätzlich erhöhen.

Galileo-Aufnahe des Jupitermondes Europa. Copyright: NASA/JPL-Caltech/SETI Institute

Galileo-Aufnahe des Jupitermondes Europa.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/SETI Institute

Was unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße betrifft, so sind laut Professor Grady die Bedingungen, die zum Leben auf der Erde geführt haben, höchstwahrscheinlich auch an anderen Orten gegeben: „Unser Sonnensystem ist unseres Wissens nach kein besonders spezielles Planetensystem, und wir haben noch lange nicht alle Sterne in der Milchstraße erforscht. Ich denke aber, es ist sehr wahrscheinlich, dass es auch anderswo Leben geben wird – und ich denke, es ist auch sehr wahrscheinlich, dass dieses dann aus den gleichen Elementen bestehen könnte. Der Mensch entwickelte sich aus kleinen pelzigen Säugetieren, die die Möglichkeit hatten, sich zu entwickeln, weil die Dinosaurier durch einen Asteroideneinschlag getötet wurden. Das wird wahrscheinlich nicht auf jedem Planeten so passieren – aber es ist zumindest möglich, wenn man sich alleine auf statistische Argumente stützt.

Ob wir jemals in der Lage sein werden, mit anderem außerirdischen Leben in Kontakt zu treten sei hingegen fraglich, da die Entfernungen einfach sehr groß seien, gesteht auch Grady ein. Auch seien bislang keine glaubhaften Signale einer außerirdischen Zivilisation entdeckt worden.

Prof. Monica Grady Quelle: Wikipedia

Prof. Monica Grady
Quelle: Wikipedia

Hoffnungen steckt die Forscherin hingegen in drei, im kommenden Sommer startende Missionen zum Mars: Im Juli sollen sowohl die europäische-russische Mission „ExoMars 2020“, als auch der neuen Mars-Rover der NASA zum Roten Planeten starten. Und mit der Mission „Hope Mars“ greifen auch die Vereinigten Arabischen Emiraten nach den Sternen bzw. nach dem Mars.

Prof. Grady, Mitglied des Euro-Cares-Projekts zur Sammlung von Proben, die von Missionen an Asteroiden, Mars, Mond und Kometen zur Erde zurückgebracht werden sollen und erklärt dazu: „Weltraumagenturen auf der ganzen Welt arbeiten daran, Menschen zum Mars zu schicken. Aber wenn man das tun will, musst man zunächst wenigstens eine gute Chance haben, sie auch wieder zurückzubringen. Und so ist einer der großen Schritte in diesem Prozess, tatsächlich erst einmal einen Stein vom Mars zurückzubringen. Die NASA-Mission wird Proben in Röhrchen sammeln und auf der Marsoberfläche lagern, damit diese dann von einer späteren ESA-Mission 2026 abgeholt und in eine Umlaufbahn um den Mars gebracht werden können. Erst dann wird ein anderes Raumschiff kommen und diese Kapsel einzusammeln und zurück zur Erde zu bringen. Wir müssen uns aber auch darauf vorbereiten, die Kontaktkette zwischen dem Mars und der Erde zu durchbrechen, für den Fall, dass wir einen schrecklichen neuen Virus zurückbringen. Zugleich wollen wir den Mars aber auch nicht mit unseren eigenen Schädlingen verseuchen. Der heikle Teil wird kommen, wenn wir uns darauf vorbereiten, die ersten Menschen zum Mars zu schicken. Derzeit kochen wir alle Geräte in Säure oder erhitzen sie auf sehr hohe Temperaturen, bevor wir sie losschicken. Aber Menschen als Ganzes können wir nicht so ohne weiteres sterilisieren. Es müssen also noch einige Protokolle für die Sterilisation zwischen Erde und Mars festgelegt werden.“

Bis dahin erhofft sich Grady, dass durch die Betrachtung des größeren interplanetaren Ganzen die eigene ökologische Situation der Erde in den Mittelpunkt gerückt wird: „Wir könnten alles sein, was es in der Galaxis gibt. Und wenn es nur uns gibt, dann haben wir die Pflicht, unseren Planeten zu schützen. Und selbst wenn es auf Europa Kraken gibt, dort also intelligentes Leben existieren kann, so gibt uns das keinen Grund, kein Recht, unseren Planeten zu zerstören.

In ihrem Vortrag verwies Professor Grady auf einen mikroskopisch kleinen Gesteinskorn, das 2010 von der japanischen Hayabusa-Mission zum erdnahen Asteroiden „25143 Itokawa“ zurück auf die Erde gebracht wurde: Durch die Analyse dieser „Welt in einem Sandkorn“ hofft sie, Geheimnisse des Universums zu lüften und fügt hinzu: „Wenn wir uns dieses Korn ansehen, können wir sehen, dass das meiste davon aus Silikaten besteht, aber es enthält auch kleine Kohlenstoffflecken – und dieser Kohlenstoff ist außerirdisch, weil er auch Stickstoff und Wasserstoff enthält , die keine terrestrische Signatur haben. In dieser einen Probe, die nur ein paar Mikrometer groß ist, können wir sehen, dass sie von anderen Meteoriten, Asteroiden und interstellarem Staub getroffen wurde. Und mit moderner Ausrüstung kann man nun beginnen, nicht nur ein Korn, sondern die kleinen Teile in diesem winzigen Korn zu entwirren. Es gibt uns eine Vorstellung davon, wie komplex die Aufzeichnung von außerirdischem Material tatsächlich ist. Es zeigt uns auch, wie wichtig es ist, selbst die kleinsten Teile zu analysieren, um ein Gesamtbild zu verstehen.“

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Quelle: Liverpool Hope University

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