Führender Astronom berichtet über rätselhafte SETI-Detektionen

Symbolbild: Radio-Teleskope der Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) blicken an den Nachthimmel über Chile. Copyright: ESO/B. Tafreshi
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Symbolbild: Radio-Teleskope der Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) blicken an den Nachthimmel über Chile.Copyright: ESO/B. Tafreshi

Symbolbild: Radio-Teleskope der Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) blicken an den Nachthimmel über Chile.
Copyright: ESO/B. Tafreshi

Oxford (Großbritannien) – Bereits Anfang des Jahres berichtete der Wissenschafts-Youtuber „Prof“ Simon Holland von einer bislang noch unveröffentlichten und unbestätigten Detektion einer technologischen Signatur durch SETI-Astronomen. Jetzt berichtet Holland von einem Interview mit einem der führenden SETI-Astronomen, Dr. Andrew Siemion.

Laut Holland wurden bereits vor rund 25 Jahren mithilfe von SETI@home 18 technologische Signale von einem nicht allzu fernen Stern entdeckt, die bereits als modulierte Bild-Daten decodiert wurden und für deren weitere Erforschung die Europäische Union ein weltweites Milliarden-Projekt finanziert habe (…GreWi berichtete). Bislang wurden diese Informationen jedoch weder bestätigt, noch lieferte Holland weitere Belege. Eine Konferenz, auf der – ebenfalls laut Holland – die Detektion bekannt gegeben werden sollte (…GreWi berichtete), verstrich ohne die Sensationsmeldung.

In einem neuen Video berichtet Holland nun von einem Interview, dass er mit Dr. Andrew Siemion geführt hat. Der US-Astrophysiker ist Direktor des Berkeley SETI Research Center (BSRC) und Projektleiter für das „Breakthrough Listen“-Programms, der bislang umfangreichsten Suche nach außerirdischer Intelligenz.

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Auf Hollands Frage nach einem 2020 entdeckten und als „Brakthrough Listen Candidate 1“ (BLC1) bezeichneten Signal aus Richtung des Proxima-Centauri-Systems, das später dann doch als Signal einer irdischen Quelle eingestuft wurde (…GreWi berichtete), soll Siemion überraschender Weise erklärt haben, dass man BLC1 „weiterhin untersuche“.

Hintergrund
Während ihrer Beobachtungen scannten die Breakthrough-Astronomen neben zahlreichen anderen Zielen auch den nur vier Lichtjahre von der Erde entfernten Stern Proxima Centauri mit dem Parkes Telescope im australischen New South Wales in einem Frequenzbereich von 700 MHz bis 4 GHz und die somit einer Auflösung von 3.81 Hz. Zu vergleichen wäre diese mit der simultanen Suche in mehr als 800 Millionen irdischen Radiosendern.

Hier entdeckten die Breakthrough-Astronomen und -Astronominnen zunächst 4 Millionen erste “Treffer”, also Radiosignalen, deren absolute Mehrzahl den Emissionen menschlicher Technologie zugeordnet werden konnte. Nach der Anwendung unterschiedlicher Filter, mit deren Hilfe bekannte menschliche Quellen automatisch aussortiert werden, wurden die verbleibenden Signale dann auf zwei Hauptkriterien überprüft:

„Zum einen fragten wir, ob sich die Frequenz mit der Zeit stets verändert? Schließlich würde man von einem Sender auf einem fernen Planeten erwarten, dass er sich bezüglich des Teleskops mit diesem fortbewegt und es so zu einer Doppler-Verschiebung der Signalfrequenz kommt, ähnlich wie wir sie von einer vorbeifahrenden Krankenwagen-Sirene kennen“, erläutern die Breakthrough-Forscher. Nachdem dann auch alle Signale ohne diesen Doppler-Effekt aussortiert wurden, blieben von ursprünglich vier Millionen nur noch eine Million potenziell interessanter Signale übrig.

Detailansicht: Plott des SETISignal-Kandidaten “BLC1“ während der Ausrichtung des Teleskops auf Proxima Centauri (Prox Cen) und davon weggerichtet (Koordinaten). Copyright: Breakthrough Listen / Nature Astronomy

Detailansicht: Plott des SETISignal-Kandidaten “BLC1“ während der Ausrichtung des Teleskops auf Proxima Centauri (Prox Cen) und davon weggerichtet (Koordinaten).
Copyright: Breakthrough Listen / Nature Astronomy

„Eine weitere Frage untersucht dann, ob ein Signal auch tatsächlich aus Richtung des angepeilten Ziels (in diesem Fall Proxima Centauri) stammt. “Um dies zu überprüfen wird das Teleskop zunächst direkt auf das Ziel aus- und dann von ihm weggerichtet und dieses ‚An-Aus-Muster‘ mehrmals wiederholt. Signalquellen aus der unmittelbaren Umgebung des Teleskops sollten sowohl im ‚Aus‘-, als auch im ‚An‘-Modus erhalten bleiben, während die dadurch verbleibenden Signal-Kandidaten aus Richtung des anvisierten Ziels nur in der ‚An‘-Stellung des Teleskops, also ausgerichtet auf Proxima Centauri, erhalten bleiben.“

Am Ende dieses Prozederes blieb tatsächlich nur noch ein schmalbandiges Signal übrig, das sowohl den Doppler-Effekt aufwies, nur in der auf das Ziel ausgerichteten „An“-Position des Teleskops detektiert werden konnte und auch sonst einige jener Merkmale aufwies, die die Forschenden von einem potenziellen technologischen Signal erwarten würden.

Dr. A. Siemion.Copyright: Berkeley SETI Research Center

Dr. A. Siemion. Copyright: Berkeley SETI Research Center

Zugleich habe der SETI-Astronom aber auch erklärt, dass es neben BLC1 „noch weitere nahe Signale gebe, die sehr viel heißere [SETI-]Kandidaten“ gebe, die man ebenfalls „weiterhin untersuche“.

All dies sind Informationen, die man so von einem SETI-Offiziellen bislang noch nicht gehört hat. Zugleich versicherte Siemion aber auch, dass eine eindeutig bestätigte SETI-Detektion nicht geheim gehalten, sondern auf wissenschaftlicher Basis mit der Weltöffentlichkeit geteilt werde.

SETI suche jedoch nicht nur nach Radio-Signalen, sondern auch nach anderen technologischen Hinweisen auf außerirdische Intelligenzen wie etwa Lasersignalen oder künstlichen Strukturen auf anderen Himmelskörpern, ebenso nach sogenannten Bio-Signaturen, die Leben auf anderen Planeten belegen. Allerdings müsse jede mögliche Detektion ein sorgfältige Prüfungprozedere durchlaufen, bevor man den Nachweis außerirdischen Lebens oder gar von außerirdischer Intelligenz öffentlich bekannt geben könne.

Derzeit bemüht sich Holland um eine Freigabe der gemachten Videoaufzeichnung des Interviews mit Dr. Andrew Siemion.

Recherchequelle: Simon Holland via Youtube

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