Schon an den Vertiefungen an der Oberfläche deutet sich das darunter verborgene, gewaltige Wassereislager in der Marsebene Utopia Planitia ab.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/ Univ. of Arizona
Austin (USA) – Unter der nördlichen Marsebene Utopia Planitia hat die NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) ein gewaltiges Reservoir gefrorenen Wassers ausfindig gemacht, in dem so viel Wasser gebunden ist, wie im drittgrößten Süßwassersee der Erde, dem Lake Superior. Der Fund stellt eine unschätzbare potentielle Wasserquelle für zukünftige bemannte Marsmissionen oder gar Stationen dar.
Wie das Team um Cassie Stuurman und Jack Holt von der University of Texas aktuell im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ (DOI: 10.1002/2016GL070138) berichtet, entdeckten sie die Eismassen mit dem Bodenradar-Instrument (SHARD) an Bord der Sonde.
Insgesamt bedeckt dieses „gefrorene unterirdische Meer“ eine Fläche, die größer ist als der US-Bundesstaat New Mexico, ist zwischen 79 und 170 Meter dick und besteht zu 50 bis 85 Prozent aus Wassereis, das zu weiteren Teilen mit Staub und Gesteinspartikel vermischt ist.
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Dort, wo das gewaltige Wasserreservoir gefunden wurde, kann Wassereis nicht an der Oberfläche existieren, ohne zu verdampfen. Das gefrorene Meer wird allerdings von einer 1 bis 10 Meter dicken Bodenschicht abgeschirmt.
„Dieses Reservoir entstand möglicherweise durch Schneefall, der sich zu einer mit Staub vermischten Eisschicht verfestigt hat. Das ganze ereignete sich wohl zu einer Zeit, als die Achse des Mars noch mehr geneigt war als heute“, kommentiert Stuurman die Entdeckung.
Während das jetzt entdeckte Eisreservoir gerade einmal ein Prozent des auf dem Mars bekannten Wassereises darstellt, verdoppelt es das bislang bekannte Volumen dicker Eisschichten dicht unterhalb der nördlichen Marsebenen, die eine wichtige Wasserquelle für zukünftige Mars-Astronauten sein können. „Dieses Lager ist wahrscheinlich so einfach erreichbar wie kein anderes Wassereisreservoir auf dem Mars“, zeigt sich Holt von der Entdeckung fasziniert.
Laut den MRO-Daten ist alles Wasser unter Utopia Planitia derzeit hart gefroren. Sollte es eine flüssige und damit potentiell lebensfreundliche Schicht darin geben, würde diese auf den Radarbildern sichtbar. Dennoch könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass es hier und da zu Schmelzprozessen kam, als das Marsklima aufgrund einer stärker geneigten Planetenachse noch milder war.
„Überall dort, wo wir heute altes Wassereis finden, könnte es einst auch genügend flüssiges Wasser gegeben haben, das zumindest mikrobisches Leben ermöglicht haben könnte“, so kommentiert Holt abschließend.
„Wir wissen, dass der Mars einst genügend flüssiges Oberflächenwasser besaß, um Flüsse und Seen zu füllen“, erklärt Die MRO-Projektwissenschaftlerin Leslie Tamppari vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA und fragt zugleich: „Wo ist dieses ganze Wasser geblieben? Das meiste dieses Wassers habe den Planeten bereits über die Atmosphäre verlassen, führt die Forscherin weiter aus. „Aber es gibt noch eine große Menge, die nun in Form von Eis im Untergrund gebunden ist und wir wollen mehr darüber erfahren.“
GreWi-Kurzgefaßt
– Mehrere Meter unter der Oberfläche der Marsebene Utopia Planitia hat die NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter ein gewaltiges Wassereis-Reservoir ausfindig gemacht.
– In einer Art gefrorenem Meer lagert hier so viel Wasser, wie im drittgrößten See der Erde.
– Dieses Wassereis könnte einstige Mars-Astronauten und Kolonisten versorgen.
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