Alesi, der Schädel der neuen ausgestorbenen Menschenaffenart Nyanzapithecus alesi.
Copyright: Fred Spoor
Stony Brooks (USA) – Der Fund eines erstaunlich gut erhaltenen 13 Millionen Jahre alten Fossils eines Affenschädels in Kenia zeigt, wie der einst gemeinsame Vorfahr von Menschen und Menschenaffen ausgesehen haben könnte. Die Entdeckung schließt damit eine wichtige Stammbaumlücke.
Wie das internationale Team um Isaiah Nengo vom Turkana Basin Institute an der Stony Brook University aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/nature23456) berichtet, gehört der Fund in der Region Napudet, westlich des Turkana-Sees im Norden Kenias, zu einem Affen-Kind, dass vor rund 13 Millionen Jahren lebte. Die Wissenschaftler schreiben es einer ausgestorbenen Menschenaffenart zu: Nyanzapithecus alesi. Den Artenname leiteten die Wissenschaftler von dem Turkana-Wort „Ales“ (Vorfahr) ab.
Während bereits bekannt ist, dass der gemeinsame Vorfahre von Mensch und Menschenaffen (u.a. Schimpansen, Orang-Utans, Gorillas) vor etwa sechs bis sieben Millionen Jahren in Afrika lebte und zahlreiche Fossilfunde zeigen aufzeigen, wie sich wie sich die Menschen seitdem entwickelt haben, ist bislang erst wenig über die Entwicklung unserer gemeinsamen Vorfahren vor mehr als zehn Millionen Jahren bekannt. „Die einzigen bislang gemachten Funden bestanden vorwiegend aus einzelnen Zähnen oder Kieferknochenfragmenten, berichtet die Pressemitteilung des an der Entdeckung beteiligten Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und führt dazu weiter aus: „Daher war es bisher schwierig, Antworten auf zwei grundlegende Fragen zu finden: Ist der gemeinsame Ahne der heute lebenden Menschenaffen und der Menschen in Afrika entstanden, und wie sahen diese frühen Vorfahren aus?“
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Das von seinen Entdeckern auf den Namen „Alesi“ getaufte vollständig erhaltene, faustgroße Schädelfossil könnte dies nun ändern – stammt es doch aus einer kritischen Zeit der afrikanischen Vergangenheit.
Anhand der noch nicht durchgebrochenen bleibenden Zähne im Schädel des jungen Menschenaffen konnten die Forscher das einstige Alter des Jungtieres auf ein Jahr und vier Monate bestimmen.
„Bisher waren alle Nyanzapithecus-Arten nur durch ihre Zähne bekannt, und es war offengeblieben, ob es sich bei ihnen überhaupt um Menschenaffen handelte“, sagt John Fleagle von der Stony Brook University. „Wichtig ist, dass der Schädel über vollständig entwickelte knöcherne Gehörgänge verfügt, ein wichtiges Merkmal, das ein Bindeglied zu heute lebenden Menschenaffen herstellt“, fügt Ellen Miller von der Wake Forest University hinzu.
Lebend dürfte Alesi aufgrund seiner besonders kleinen Schnauze wohl am ehesten einem heutigen Gibbon-Baby geglichen haben, weswegen die Forscher zunächst auch vom Fund einer ausgestorbenen Gibbon-Art ausgingen. „Allerdings zeigen unsere Analysen, dass dieses Erscheinungsbild nicht ausschließlich bei Gibbons gefunden wird, sondern sich im Laufe der Evolution bei den ausgestorbenen Menschenaffen, Affen und ihren Verwandten mehrfach entwickelt hat“, erläutert Chris Gilbert vom New Yorker Hunter College.
Tatsächlich sei die nun neu entdeckte Art gar nicht „gibbonartig“ gewesen, was die Forscher anhand einer Untersuchung des Gleichgewichtsorgans innerhalb des Innenohrs belegen können: „Gibbons sind für ihr schnelles und akrobatisches Verhalten in Bäumen bekannt“, sagt Fred Spoor vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, „aber das Innenohr von Alesi zeigt, dass er sich vorsichtiger fortbewegt haben muss.“
Nyanzapithecus alesi gehörte demnach also eher einer Gruppe von Primaten an, die bereits seit mehr als zehn Millionen Jahren in Afrika leben“, schlussfolgert der Erstautor Nengo abschließend. „Die Entdeckung von Alesi zeigt, dass diese Gruppe dem Ursprung heute lebender Menschenaffen und Menschen sehr nahe war und dass dieser Ursprung afrikanisch war.“
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