Fossiler Schädel eines archaischen Homo Sapiens im Smithsonian Natural History Museum.
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Uppsala (Schweden) – Das Ergebnis einer neuen Gen-Studie zeigt, dass sich der Stammbaum des modernen Menschen, des sog. Homo sapiens, rund 170.000 Jahre früher von den anderen Frühmenschenarten getrennt hat als bislang angenommen. Zudem bestätigt sie die sich mehr und mehr durchsetzende Einsicht, dass sich der modernen Mensch an gleich mehreren Orten zeitgleich entwickelt hat.
Wie das Team um Carina Schlebusch von der Universität Uppsala aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.aao6266) beschreibt, ereignete sich die Stammbaum-Verzweigung damit bereits vor rund 300.000 Jahren, als sich die Vorfahren der heutigen Khoe-San-Buschleute von allen anderen Menschenvölkern abtrennten.
Lange Zeit galten Fossilfunde aus Äthiopien mit einem Alter von rund 190.000 Jahren als ältesten Vertreter des modernen Menschen und damit auch als Indiz dafür, dass die Wiege der Menschheit damit auch in Ostafrika stand. Seit 2011 zeichnen jedoch immer mehr Funde ein neues Bild, nach dem die frühesten Menschen (auch) in Südafrika beheimatet waren und auch in Marokko – und damit im westlichen Nordafrika – wurden erst in diesem Jahr (2017) Funde gemacht, die mit einem Alter von rund 300.000 Jahren sogar dafür sprechen, dass der moderne Mensch sogar rund 100.000 Jahre älter sein könnte (…GreWi berichtete).
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Mit ihrer Gen-Studie scheinen Schlebusch und südafrikanische Kollegen un ndie Funde in Marokko, deren Datierung und das damit verbundene neue Bild von gleich mehreren und älteren Wiegen der Menschheit zu bestätigen: Hierzu haben sie das Erbgut von sieben 2.000 bis 500 Jahre alten südafrikanischen Menschenfossilien analysiert. Drei davon gehörten zu den steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Khoe-San-Buschleute und damit zu einem der ältesten Völker der Erde. Vier von Fossilien von Mitgliedern des eisenzeitlichen Bantuvolks.
Durch Vergleich mit DNA-Sequenzen anderer fossiler und heute noch lebender Angehöriger verschiedener weltweiter Völker und Regionen konnten die Forscher aufgrund von Unterschieden in den Mutationsraten sodann rekonstruieren, ab wann sich die verschiedenen Gruppen genetisch voneinander getrennt hatten.
Tatsächlich fanden die Wissenschaftler im Erbgut der Khoe-San Genvarianten, die sie von allen anderen afrikanischen und nichtafrikanischen Völkern unterscheiden. Dies, so erläutern die Autoren der Studie, deute daraufhin, dass sich die Hoe-San schon früh von den anderen Populationen moderner Menschen abgespalten haben müssen, und diese Verzweigung um Stammbaum des Homo sapiens datieren die Forscher auf ein Alter von 350.000 bis 260.000 Jahren.
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