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Gesellschaft auf der Osterinsel kollabierte erst nach der Ankunft der Europäer

Viele der monumentalen Moai-Statuen stehen auf Ritualplattformen, der  sogenannten Ahu. Copyright: University Communications
Viele der monumentalen Moai-Statuen stehen auf Ritualplattformen, der  sogenannten Ahu.
Copyright: University Communications

Binghamton (USA) – Die Gesellschaft und Kultur auf der “Osterinsel” Rapa Nui kollabierte nicht schon vor ihrem ersten Kontakt mit den Europäern. Zu dieser Erkenntnis kommt eine neue Studie und zeigt, dass die Menschen auch nach der Ankunft der Europäer damit fortfuhren ihre beeindruckenden Steinwächter, die Moai, zu errichten.

Wie das Team um Robert J. DiNapoli von der University of Oregon und Carl Lipo von der Binghamton University aktuell im “Journal of Archaeological Science” (DOI: 10.1016/j.jas.2020.105094) berichten, ist Rapa Nui natürlich besonders für seine Moai und die monumentalen Ritualplattformen dieser Statuen, die sogenannten “Ahu” bekannt. Ebenso bekannt ist die “Osterinsel” aber auch für die Vorstellung, dass es bereits gegen 1600 – und damit schon deutlich vor dem Kontakt mit den Europäern – zu einem “Kultur-Kollaps“ auf der Insel kam und die Ureinwohner nach und nach damit aufhörten, die Moai und Ahu zu errichten.

„Die bisherigen Vorstellungen gingen davon aus, dass die ersten Europäer bereits auf eine Kultur trafen, die dem Untergang geweiht war. Unsere Forschungsergebnisse sprechen nun gegen diese Vorstellung“, erläutert Lipo. „Und wenn sich unsere Ergebnisse bestätigen, so müssen wir unsere bisherigen Vorstellungen und unsere Deutung der archäologischen Funde in Frage stellen.“

Laut der bisherigen Lehrmeinung gingen dem Kollaps der Rapa Nui intensive Rodungen und eine Übernutzung der landwirtschaftlicher Flächen voraus, die zu Erosion und Nahrungsmangel führten, in deren Folge auch die Tradition der Errichtung der Moai und Ahu ihr Ende fand.

In ihrer Arbeit haben DiNapoli, Lipo und Kollegen nun neue Analysen frühere Radiokarbondatierungen (C14) von Material unterhalb der Ahus, geologische und physikalische Daten zu den Ritualplattformen und historische Aufzeichnungen überprüft und konnten so erstmals die Historie des Baus der Ahu zu rekonstruieren.

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Das Ergebnis zeichnet ein überraschendes Szenario, das der gängigen Lehrmeinung wiederspricht: Demnach errichteten die Rapa Nui auch noch nach 1600 neue Steinplattformen. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die ersten polynesischen Siedler schon kurz nach ihrer Ankunft im 13. Jahrhundert mit dem Bau der ersten Steinmonumente begonnen hatten. „Danach führten die Rapa Nui diese Arbeiten noch bis in die Zeit hinein fort, als ab 1722 bis mindestens 1750 die ersten Europäer auf der Insel landeten.“ Die bisherige Datierung des Niedergangs der Rapa-Nui-Kultur und -Gesellschaft, spiegele sich nicht in den neuen Daten.

Damit wäre die Gesellschaft auf der „Osterinsel“ noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts weitgehend intakt gewesen. Tatsächlich wird dieses Szenario auch von den frühen historischen Dokumenten niederländischer Reisender gestützt, die 1722 die Osterisnel erreicht hatten und in ihren Berichten und Beschreibungen der Rituale und Bräuche der Rapa Nui keinerlei Hinweise auf einen früheren Kollaps nennen. Gleiches gilt für die Aufzeichnungen spanischer Seefahrer von 1770. Erst James Cook beschreibt 1774 Spuren des Niedergangs der Rapa-Nui-Kultur. Zum Kollaps kam es demnach also erst kurz nach den Spaniern.

„Erst nach der Ankunft der Europäer, mehren sich dokumentierte Ereignisse wie Seuchen, Mord, Sklaventreiberei und andere Konflikte. Diese Ereignisse waren den Einheimischen bis dahin völlig fremd und hatten zweifellos verheerende Auswirkungen. Dennoch führten die Rapa Nui ihre Traditionen aber auch danach weiter fort.“, so Lipo abschließend.

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Quelle: University of Oregon

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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