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Gewaltiger Strahlungsausbrauch von Proxima Centauri stellt dortiges Leben in Frage

Künstlerische Darstellung eines gewaltigen, auf einen der dortigen Planeten ausgerichteten stellaren Strahlungsausbruchs des roten Zwergsterns Proxima Centauri. (Illu). Copyright: NRAO/S. Dagnello
Künstlerische Darstellung eines gewaltigen, auf einen der dortigen Planeten ausgerichteten stellaren Strahlungsausbruchs des roten Zwergsterns Proxima Centauri. (Illu).
Copyright: NRAO/S. Dagnello

Boulder (USA) – Astronomen haben den stärksten jemals von unserem nächstgelegenen Nachbarstern Proxima Centauri ausgehenden Strahlungsausbruch beobachtet. Dieser dürfte Auswirkungen auf die Einschätzung über die Wahrscheinlichkeit potenziellen Lebens auf den Zwergstern umkreisenden Planeten haben.

Wie das Team um Prof. Meredeith MacGregor von der University of Colorado in Boulder in den “The Astrophysical Journal Letters” (DOI: 0.3847/2041-8213/abf14c) berichtet, haben sie den 4,2 Lichtjahre von der Sonne entfernten roten Zwergstern, der von zwei erdartigen und vielleicht sogar erdähnlichen (und damit potenziell lebensfreundlichen) Planeten umkreist wird, 40 Stunden lang mit neun unterschiedlichen Teleskopen sowohl vom Boden als auch aus dem All aus beobachtet. Zu den genutzten Teleskopen gehörten u.a. die Weltraumteleskope „Hubble“ und „TESS“ wie auch die „Atacama Large Millimeter Array“ (ALMA).

Während dieser Beobachtungsphase konnten die Astronomen und Astronominnen einen hochenergetischen Strahlungsausbruch des Sterns (Flare) beobachtet, dessen Intensität derart stark war, dass dieser zu den stärksten bislang in unserer Galaxie beobachteten Flares überhaupt zählt. „Proxima Centauri veränderte seine Helligkeit im ultravioletten Lichtspektrum innerhalb weniger Sekunden um das rund 14.000-fache”, so MacGregor.

Die Beobachtung deute auf eine neue Form der Sternenphysik hin, die Wissenschaftler dazu führen könne, neu über derartige stellare Flares nachzudenken. Zugleich sei der Mega-Flare aber kein gutes Zeichen für Organismen auf Planeten in der Nähe eines derart gewalttätigen Sterns: „Sollte es auf einem der Proxima-Planeten Leben geben, so müsste dieses sich schon ziemlich von dem auf unserer Erde unterscheiden. Zumindest wir Menschen hätten auf einem der dortigen Planeten nichts zu lachen“, so die Astronomin.

Hintergrund
Schon lange ist “Proxima C” für Astrobiologen von Interesse bei der Suche nach außerirdischem Leben außerhalb des Sonnensystems. Nicht nur seine Nähe zu uns, sondern auch der Umstand, dass der Zwergstern von gleich zwei zumindest erdartigen – vielleicht sogar erdähnlichen Planeten innerhalb seiner „habitablen“ (also potenziell lebensfreundlichen) Zone. Die „habitable Zone“ beschreibt jene Abstandsregion um einen Stern, innerhalb derer ein Planet diesen umkreisen muss, damit aufgrund gemäßigter Temperaturen Wasser – und damit die Grundlage zumindest des irdischen Lebens – auf der Oberfläche existieren kann. Allerdings sind Rote Zwerge auch für ihre erhöhte stellare Aktivität und gewaltige Strahlungsausbrüche bekannt. Leben auf Planeten innerhalb der ihrem Stern relativ dich umgebenden „grünen Zonen“ müsste also sehr gut vor dieser schädlichen Strahlung geschützt sein, um überhaupt erst entstehen und sich dann auch noch halten und entwickeln zu können. Hierzu müsste der Planet beispielsweise von starken planetaren Magnetfeldern und einer dichten Atmosphäre abgeschirmt werden, oder das Leben selbst müsste sich in eventuell vorhandene Meere oder in den Untergrund verlagern.

„Es war das erste Mal, dass wir ein solches Ereignis in derart vielen Spektren beobachten konnten“, erläutert die Forscherin. „Normalerweise gelingt dies gerade mal mit einem oder zwei Instrumenten.” Der Flare selbst ereignete sich am 1. Mai 2019 und dauerte gerade einmal 7 Sekunden. Während er im sichtbaren Licht überhaupt nicht detektiert werden konnte, zeichnete er sich umso stärker im ultravioletten und Radio- also Millimeterspektrum ab.

Anhand der nun erstmals aufgezeichneten Signale erlangten die Forschenden neue Informationen darüber, wie Sterne derartige Ausbrüche generieren: „Derzeit vermuten Sonnenforscher, dass solche Energieausbrüche immer dann passieren, wenn sich Magnetfelder in der Nähe der Sternenoberfläche verwickeln und dann in gewaltigen Flares reißen.“

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Der nun beobachtete Flare war etwa 100 Mal stärker als alle bislang von der Erde aus beobachteten Sonnenausbrüche. Die Astronomen und Astronominnen vermuten, dass derart gewaltige Strahlungsausbrüche auf Proxima Centauri zudem nicht selten sind. Tatsächlich haben sie während der 40-stündigen Beobachtungsphase neben dem Mega-Flare vom 1- Mai zahlreiche weitere Ausbrüche registriert. Deshalb vermuten die Forschenden nun auch, dass die Proxima-Planeten nicht nur einmal in hundert Jahren von einem gewaltigen Flare direkt getroffen werden, sondern vielleicht sogar wöchentlich oder gar täglich.

Zudem vermuten sie, dass es auf Proxima Centauri hinzu noch weitere ungewöhnliche Arten von Flares geben könnte, die weitere bislang nicht bekannte Arten stellarer Physik aufzeigen könnten und wollen deshalb unseren Nachbarstern auch weiterhin intensiv beobachten.




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Quelle: University of Colorado Boulder

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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