Gezielte Suche nach „Planet Nine“ beginnt

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Künstlerische Interpretation des mutmaßlich neunten Planeten im Sonnensystem. Die Forscher vermuten, dass es sich um einen Planeten handelt, der Uranus und Neptun gleichen könnte (Illu.).

Copyright: Caltech/R. Hurt (IPAC)

Hilo (USA) – Am äußersten Rand des Sonnensystems vermuten einige Astronomen einen noch unentdeckten großen Felsplaneten, dessen Existenz sie aus gemeinsamen Bahnabweichungen dortiger Objekte ableiten. Wie schon einst der Planet Neptun alleine aufgrund von theoretischen Vorhersagen entdeckt wurde, so wurde auch der nun postulierte „Planet Neun“ bislang noch nicht direkt beobachtet. Auf der Grundlage neuer Berechnungen glauben Astronomen nun, die Position des vorhergesagten Planeten relativ genau eingrenzen zu können und haben jetzt mit der gezielten Suche begonnen.

Waren es im Falle des Neptun Unregelmäßigkeiten in der Bahn des Planeten Uranus, die Astronomen auf eine bis dahin unbekannte große Masse im Sonnensystem zurückführten und 1846 zur direkten Entdeckung des Planeten führten, so sind es aktuell die übereinstimmenden Merkmale von Abweichungen in den Umlaufbahnen von mittlerweile an die 20 größerer Objekte im Kuiper-Gürtel (einer ringförmigen Region, die sich außerhalb der Neptunbahn in einer Entfernung von ungefähr 30 bis 50 Astronomischen Einheiten – AE = Abstand Erde-Sonne – nahe der Ekliptik erstreckt und schätzungsweise mehr als 70.000 Objekte mit mehr als 100 km Durchmesser sowie viele kleinere Objekte enthält), in denen einige Astronomen seit einigen Jahren Hinweise auf die Existenz eines noch unbekannten großen Planeten im äußersten Sonnensystem sehen.

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Laut den bisherigen Berechnungen der Astronomen Mike Brown und Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech) besitzt „Planet Nine“ (P9) die vier- bis zehnfachen fache Erdmasse, umkreist die Sonne einmal alle 10-20.000 Jahre auf einer Bahn, die ihn selbst bei seiner dichtesten Erdannäherung noch mehr als 700 mal weiter von der Sonne vorbeiführt als unsere Erde (AE).

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Weitere Berechnungen auf der Grundlage der Bahnabweichungen der transneptunischen Objekte sprechen dafür, dass sich derzeit P9 in der Nähe seines sog. Apohels, also seines sonnennächsten Punkt rund 1.000 Astronomische Einheiten (AE = Abstand Erde-Sonne) von der Sonne entfernt an einem Himmelsausschnitt „in der Nähe des Orion“ (…GreWi berichtete) befindet. Allerdings ist auch dieser Himmelsausschnitt noch rund 400 Quadratgrad groß. Zum Vergleich: Der Vollmond nimmt – von der Erde aus betrachtet – gerade einmal 0,5 Grad des Himmels ein. Viel Platz also für einen derart weit entfernten und damit entsprechend lichtschwachen Planeten.

„Wir glauben zwar, schon einiges über P9 zu wissen. Leider ist es aber immer noch zu wenig, als dass wir – wie 1846 – genau sagen können, wo er sein sollte und unsere Teleskope einfach nur auf diesen Punkt ausrichten müssen, um ihn auch zu entdecken“, erläutert Mike Brown in einem ausführlichen Blogartikel zum Beginn der neuen Suche nach Planet Nine, der nun erneut am Himmel über dem Subaru Telescope auf Hawaii beobachtet werden kann.

Schon jetzt zeigt sich Brown zuversichtlich, mit Hilfe neuer Computersimulationen die genaue Position des vorhergesagten Planeten immer genauer eingrenzen zu können und „P9“ dann genau so einfach zu finden, wie einst Urbain Le Verrier und Johann Gottfried Galle den Neptun.

Neben Brown und Batygin suche derzeit acht bis zehn weitere und von den Caltech-Astronomen unabhängige Gruppen, fieberhaft nach P9 und schon im Oktober 2016 erklärte Brown seine Zuversicht, dass „Planet Nine“ innerhalb der kommenden 16 Monate gefunden werden wird…

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