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GfA-Studie des Monats: Tricking the Trickster

In Kooperation mit der Gesellschaft für Anomalistik e.V (GfA) stellt Grenzwissenschaft-Aktuell.de deren Rubrik “Studie des Monats” vor. In diesem Monat geht es um eine Studie zu, sogenannten Trickster-Qualität vieler sogenannter PSI-Phänomene.

„Tricking the Trickster“ – diesen markanten Titel trägt ein Aufsatz, den die „Studie des Monats“ vorstellen will. In der experimentellen parapsychologischen Forschung machen die Wissenschaftler regelmäßig die Erfahrung, dass sich Psi-Phänomene „tricksterhaft“ verhalten und dadurch sich der Vorhersagbarkeit entziehen.

Hintergrund
Der Begriff „Trickster“ (der für gewöhnlich mit Gauner, Betrüger oder Schwindler übersetzt wird, der im hiesigen Kontext aber vielleicht eher als „Täuscher“ zu verstehen ist) bezeichnet eine mythologische Figur, die durch List und Tücke die „göttliche Ordnung“ durcheinanderbringt und dabei meist als Kulturheros, als Kulturbringer wirkt, wenn er den Menschen etwa das Feuer, den Ackerbau oder sonstige bedeutende Kulturerrungenschaften überbrachte, der sie meist den Göttern selbst zuvor entwendet oder gestohlen hatte. Trickster sind meist zwiespältige Charaktere, die auf der einen Seite die Regeln brechen, um den Menschen Gutes zu tun, auf der anderen Seite jedoch auch, um Konflikte (meist zwischen den Göttern) zu provozieren. Bekannte Beispiele von Trickstern sind, neben vielen anderen, der sumerische Weisheitsgott Enki, der griechische Götterbote Hermes, Kokopelli bei den Pueblo-Indianern, der germanische Asengott Loki, der arkadische Hirtengott Pan oder der Titan Prometheus (s. Abb.).

„Tatsächlich stoßen Wissenschaftler bei der (experimentellen) Erforschung von Psi-Phänomenen oft auf ein Phänomen, dass Psi an Stellen aufzutauchen scheint, wo man es nicht erwartet“, erläutert der Parapsychologe Gerhard Mayer. „Stellt man für ein Experiment eine spezifische Hypothese z.B. über den Zusammenhang von Psi-Leistung und Extraversion auf, weil sie schon in einem anderen Experiment bestätigt wurde, dann kann es sein, dass dieser Zusammenhang in diesem Experiment nicht nachzuweisen ist, aber dafür zwischen Kreativität und Psi-Leistung, eine Skala, die man nur explorativ mitlaufen lassen hat.“

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Diese „Unzuverlässigkeit“ der signifikanten Effekte, die immer wieder „verschoben“ werden (displacement effect), lassen sich laut Mayer und Kollegen nicht auf Zufall zurückführen (multiples Testen), sondern sind „Anomalien, die aber schwer zu fassen sind und sich oft nur aus einer Meta-Perspektive erkennen lassen“. Im Fall der „Studie des Monats“ beispielsweise hat sich der Psi-Effekt (falls es sich nicht doch um ein Artefakt handelt) so gut „versteckt“, dass er über Jahrzehnte nicht aufgefallen ist.

Hintergrund
Der deutsche Parapsychologe und Leiter der „Parapsychologischen Beratungsstelle Freiburg, Walter von Lucadou, hat versucht, mit seiner „Correlation Matrix Method“ den Trickster-Effekt selbst sozusagen auszutricksen, indem er keine Hypothesen über spezifische Zusammenhänge zwischen einzelnen Variablen aufstellt, sondern eine Matrix von beispielsweise physiologischen und Psi-Variablen erstellt. Seine Hypothese lautet dann, dass in dieser Matrix mehr signifikante Korrelationen auftreten werden, als man zufallsbedingt erwarten würde. Damit gibt man „Psi“ genügend Freiheitsgrade, „aufzutauchen, wo immer es will“. Eine theoretische Erklärung für den Effekt basiert auf quantenphysikalichen Modellen für Psi, nach denen man Psi nicht benutzen kann, um Informationen zu übertragen (Non Transmission Axiom).

Der Trickster begegnet uns auch in der Figur des Till Eulenspiegels. Copyright: Ewald Judt (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0
Der Trickster begegnet uns auch in der Figur des Till Eulenspiegels.
Copyright: Ewald Judt (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0

Auch in der Lebenswelt kann Psi tricksterhaft erscheinen, doch ist dies natürlich seltener und schwieriger nachzuweisen. Tatsächlich verhält sich etwa Spuk oft ebenfalls schalkhaft und produziert Phänomene, als ob eine Entität die Betroffenen zum Narren halten wolle.

Dean Radin, erläutert dazu in seiner Studie einführend: „Zu den merkwürdigsten Aspekten von PSI(-Phänomenen) gehört deren geradezu launenhafte Natur. Hierbei handelt es sich um die schon so oft berichtete Schwierigkeit der formalen Wiederholung von erfolgreichen (vielversprechenden) Pilotstudien oder noch schlimmer, die Reproduktion der darin erzielten, positiven Effekte durch und in Nachfolgestudien. Diese unbeständigen Effekte werden hier und da halb-ernstgemeint dem Trickster zugesprochen (…). Einige Forscher vermuten in dieser ausweichenden Natur von PSI einen diesen Phänomenen innewohnenden Aspekt, der die Hoffnungen jener Experimentatoren auf einfach reproduzierbare PSI-Effekte. Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit: Stellt man sich einen Trickster als für das Verdecken von PSI-Effekten verantwortlich vor, so könnten sich daraus Schlüsse in der Art und Weise finden lassen, wie dieser Trickster operiert. Dann könnten wir vielleicht anhand von Regelmäßigkeiten statt völlig unvorhersagbarer Methoden in der Lage sein, den Trickster selbst auszutricksen und so aufzudecken, was bislang verborgen war.“

Dieser Effekt selbst scheint bis zu einem gewissen Grad tatsächlich vorhersagbar zu sein, erfordert allerdings eine Änderung des Blickwinkels. Eine solche hat der amerikanische Parapsychologe und wissenschaftliche Leiter des Institute of Noetic Sciences (IONS), Dean Radin, bei der Re-Analyse alter Daten zweier langjähriger Online-Experimente vorgenommen. Die Experimente laufen seit dem Jahr 2000 am IONS. Inzwischen haben mehr als 200.000 Menschen daran teilgenommen. Der gesammelte Datensatz umfasst 114 Millionen Trials.

Die Ergebnisse der konventionellen Auswertung sind ernüchternd: Die Trefferquote der kombinierten beiden Experimente entspricht der Zufallserwartung. Mit einer sequentiellen Analyse der Daten, die Radin nach einer Methode von Wissenschaftlern der Gruppe Spindrift vornahm, konnte er allerdings ein verdecktes Muster in den Daten finden, das eine hochsignifikante Abweichung von der Zufallserwartung darstellt. Dieses Muster hat nichts mit den direkten Treffern zu tun, sondern mit Abfolgen von Treffern und Fehlschlüssen. Der gefundene Effekt ist zwar sehr klein, aber aufgrund der großen Anzahl der Trials hochsignifikant. Dieser Befund hat auch nach mehreren Kontrolluntersuchungen auf Artefakte Bestand. Sollte er repliziert werden können, wäre dies ein wichtiger Baustein zum Verständnis der „Trickster“-Qualität von Psi.

Die Studie finden Sie unter folgendem Link:
Radin, D. (2019). Tricking the Trickster: Evidence for Predicted Sequential Structure in a 19-Year Online Psi Experiment. Journal of Scientific Exploration, 33(4), 249-268.

© Gesellschaft für Anomalistik (GfA) / grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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