GreWi-Interview zu „Kommunikation mit außerirdischer Intelligenz“

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Der Kinofilm "E.T." prägte die Vorstellung vom ersten Kontakt für Generationen (Illu.). Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de

Der Kinofilm „E.T.“ prägte die Vorstellung vom ersten Kontakt für Generationen (Illu.).
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Köln (Deutschland) – Kürzlich berichtete Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) über den sozialwissenschaftlichen Fachartikel von Bernd Pröschold über die „Kommunikation mit außerirdischer Intelligenz“. GreWi hat beim Autor nochmals nachgefragt.

GreWi: Herr Pröschold, in Ihrem aktuellen Fachartikel (…GreWi berichtete) erläutern sie eines der Hauptprobleme für eine Kommunikation mit Außerirdischen im Falle eines „First Contact“. Dieses liegt nach Ihren Ausführungen in dem Mangel an einer gemeinsamen Kommunikationsbasis. Sie beschreiben den aktuellen Stand (an dem es noch nicht zu einem solchen First Contact gekommen ist) als „Nullpunkt soziokultureller Evolution“, an dem noch keine Medien existieren und an dem dem Adressaten von Kommunikation nicht unterstellt werden kann, dass komplexe Botschaften verstanden, geschweige denn angenommen werden.

Bernd Pröschold: „Genau, Kommunikation, so wie wir sie von der Erde kennen, ist das Ergebnis eines langen evolutionären Prozesses, in dem Medien wie Sprache, Schrift, Buchdruck und schließlich soziale Funktionssysteme gebildet wurden. Diese Medien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Kommunikation erfolgreich ist und fortgesetzt wird. Eine Kommunikation mit einer außerirdischen Intelligenz kann hingegen (noch) nicht auf evolutionäre Errungenschaften zurückgreifen, die die Chancen auf eine erfolgreiche Kommunikation erhöhen. Dies vorausgesetzt, muss also ein kommunikativer Erfolg im Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz zunächst als unwahrscheinlich gelten.“

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GreWi: Bedeutet das, dass laut Ihrer These also die Kommunikation mit Außerirdischen kaum möglich sein wird?

Pröschold: Es kommt ein wenig darauf an, was man genau unter Kommunikation versteht. Aus systemtheoretischer Sicht entsteht automatisch Kommunikation, wenn wir einem anderen Interaktionspartner begegnen. Ohne gemeinsame Wirklichkeitsmodelle ist diese Kommunikation aber zunächst recht simpel. Eine fremde Entität könnte z.B. Reißaus nehmen und damit kommunizieren, dass sie gar nicht kommunizieren möchte. Geht man anstelle eines epochalen Erstkontaktereignisses von kurzen sporadischen Kontakten aus, die immer wieder abbrechen, sind durchaus Kontaktszenarien denkbar, bei denen sich die Einsicht, dass die Menschheit in Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz steht, erst im Laufe der Zeit durchsetzt. Die Kontaktfolgen wären damit vielleicht weniger dramatisch und könnten einen möglichen Kulturschock für den weniger weit entwickelten Kommunikationspartner abfedern. Schließlich gehen die meisten Szenarien eines Erstkontakts davon aus, dass zunächst einmal wir der technisch weniger entwickelte Partner sein werden.

Zum Thema

GreWi: Ihr Aufsatz zielt aber auch auf die Diskussionen rund um das UFO-Phänomen ab. Können Sie das etwas näher erläutern?

Der Autor Bernd Pröschold.

Bernd Pröschold.
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Pröschold: Letzten Endes richtet sich der Artikel gegen den u.a. von dem Psychologen C.G. Jung vorgebrachten Einwand, an UFO-Geschichten könne schon deshalb nichts dran sein, weil es völlig unplausibel sei, dass diese keinen Kontakt zu uns aufnehmen: „Warum diese höherstehenden Wesen, die sich so brennend für das Schicksal unserer Erde interessieren, es in zehn Jahren – trotz ihrer Sprachkenntnisse – noch nicht fertig gebracht haben, einen Kontakt herzustellen, bleibt unerfindlich“, so C.G. Jung 1958 in „Ein moderner Mythus“ (S.19).

GreWi: Gibt es dazu auch jüngere Bezüge?

Pröschold: Auch in der Hessdalen-Forschung sorgt das Desinteresse des Phänomens am Menschen für Verwunderung: „Sollte hinter den Hessdalen-Phänomenen eine ‚außerirdischer Intelligenz‘ stehen, dann hätte diese hypothetische Intelligenz bislang noch keinerlei Interesse an einer direkten und fortwährenden, strukturiert entwickelten Kommunikation mit der Menschheit gezeigt und sich stattdessen darauf beschränkt, in Form jener Lichtphänomene in Erscheinung zu treten, die bis heute nur sehr schwer fassbar sind“, stellten etwa die das Hessdalen-Phänomen untersuchenden Astrophysiker Massimo Teodorani vom CNR – Istituto di Radioastronomia und Gloria Nobili von der Universität von Bologna 2002 in einem Artikel fest und fragten zusätzlich: „Wäre eine solche hypothetische Intelligenz vertrauenswürdig?“

In meinem Aufsatz zeigte ich, dass ein solches Desinteresse – zumindest aus systemtheoretischer Sicht – als völlig plausibles Szenario erscheint.

GreWi: Besten Dank!

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