Saarbrücken (Deutschland) – Während in den USA derzeit eine eigene Behörde zur Untersuchung von UFO-Phänomenen (UAP) eingerichtet, die spätestens im kommenden Sommer ihre Arbeit aufnehmen soll und mehr als 27 Länder weltweit staatliche UFO-Forschung betrieben haben oder heute noch betreiben, zeigten sich bisherige Bundesregierungen mit einem Interesse an unidentifizierten Flugobjekten über dem Bundesgebiet eher bedeckt. Auch die neue Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP setzt diesen Kurs offenbar fort.
In seinem jüngst erschienenen Buch „Deutschlands UFO-Akten – Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland“ hat der Journalist und Herausgeber von GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) Andreas Müller, die politischen Positionen bisheriger Bundesregierungen zu UFO zusammengetragen und dargestellt.
Dazu gehörte auch die Position der letzten Regierung großen Regierungskoalition (CDU/CSU, SPD) unter Angela Merkel. Auf die Anfrage Müllers unter anderem nach einer grundsätzlichen Position zur Frage der Existenz von UFOs/UAP über dem bundesdeutschen Luftraum, den Umgang mit UFO-Sichtungen und -Meldungen, zu den aktuellen Anstrengungen der USA und einer möglichen Beteiligung Deutschlands an den Untersuchungen durch die USA.
In einer Antwort der Pressestelle des deutschen Bundesministeriums des Innern (BMI) vom 20.04.2021 erklärte ein Pressesprecher des Ministeriums zunächst:
Lieber Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Als ein Sprecher des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Das BMI ist für die Abwehr von Angriffen auf die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs zuständig, die insbesondere von Straftätern ausgeht. Es gehört dagegen nicht zu den Aufgaben des BMI, den Luftraum allgemein auf sog. undefinierte Flugobjekte zu überwachen.
Freundliche Grüße
Ebenfalls am 20.04.2021 antwortete ein Sprecher des Bundesministeriums für Verteidigung der BRD (BMVg) wie folgt:
Sehr geehrter Herr Müller,
wir bedanken uns für Ihre Fragen, die ich Ihnen wie folgt beantworte:
Dem Verteidigungsministerium liegen keinerlei Erkenntnisse zur Existenz
von UFOs/UAPs vor.
Es gibt keine bekannten Verfahren/Prozesse seitens der Länder, in denen festgelegt ist, dass im Falle ungeklärter Phänomene im Luftraum das Nationale Lage- und Führungszentrum Sicherheit im Luftraum (NLFZSiLuRa) informiert werden muss.
Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern werden im Regelfall über die zuständigen Polizeidienststellen entgegengenommen. Einzelne Polizeidienststellen wenden sich bei entsprechenden Meldungen durch Bürgerinnen und Bürger vereinzelt an das NLFZ SiLuRa. Daraufhin prüft und bewertet das NLFZ SiLuRa die Meldung im Kontext der vorliegenden eigenen Lageinformation und nimmt anlassbezogen noch mit dem Weltraumlagezentrum oder der Deutschen Flugsicherung Verbindung auf, um den Sachverhalt vollumfänglich zu betrachten.
Wir nehmen auch nicht zu Aktivitäten anderer, befreundeter Streitkräfte Stellung. Unsere Sprechverantwortung umfasst ausschließlich den Bereich der Bundeswehr! Ich bitte um Ihr Verständnis. Zum Hintergrund der Etablierung einer US Task Force bitte ich Sie höflich, sich an die zuständige Pressestelle des US Militärs zu wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Nicht zuletzt, weil sich mit der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz auch die personellen Verantwortlichkeiten innerhalb der potenziell zuständigen Ministerien und der Bundeswehr verändert haben, hat der Autor Mitte Dezember 2021 erneut Kontakt zum Verteidigungsministerium bzw. zur Bundeswehr aufgenommen und folgende Anfragen gestellt:
Im Rahmen meiner Recherche zu meinem im Oktober erschienenen Buch „Deutschlands UFO-Akten“ hatte ich auch einen guten und ausführlichen Kontakt zu Ihrem Vorgänger Herrn X. Da dieser nicht mehr als Ansprechpartner ausgewiesen wird und auch nicht mehr in dieser Funktion antwortet, möchte ich meine aktuelle Anfrage an Sie richten. Das Ergebnis eines meiner Gespräche mit Herrn Schröder findet sich sowohl im Buch als auch in einem GreWi-Artikel dazu.
Darauf aufbauend und angesichts der neuen Bundesregierung hätte ich folgenden Fragen:
-
- Plant die neue Bundesregierung (Ampel) einen anderen, neuen Umgang mit der UFO-/UAP-Frage? Etwa vergleichbar mit der aktuellen Entwicklung in den USA, wo es nach der Einrichtung der UFO-Untersuchungseinheit (UAP Task Force und deren Nachfolgerin AOIMSG) nun mit der Verabschiedung des Verteidigungshaushalts für 2022 sogar eine eigene Behörde bzw. Sonderbüro zur Untersuchung von UFO-Phänomen geben wird, die dem dortigen Verteidigungsministerium (DoD) und dem Direktor bzw. der Direktorin US-Geheimdienste (DNI) unterstellt sein wird und jährlich in nichtklassifizierten öffentlichen Berichten sowie halbjährlich in klassifizierten Briefings dem Kongress über den Stand der Arbeit informieren muss?
- Wenn ja, für wann ist die Einrichtung einer solchen bundesdeutschen Stelle geplant? Wem wird diese unterstellt sein? Wird es auch in Deutschland mehr oder weniger öffentliche Berichte dazu geben? Gibt es hierzu schon einen konkreten Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin?
- Wenn nein, wie kommt es, dass man in anderen Ländern (darunter zahlreiche mit der BRD verbündete Staaten: Großbritannien, Frankreich, USA uvm.) dieser Frage derzeit so viel politische und wissenschaftliche Aufmerksamkeit widmet, in Deutschland jedoch nicht? (Hinweis: Aus dem jüngst auch vom Senat verabschiedeten Gesetzesentwurf für den US-Verteidigungshaushalt geht auch die geplante internationale Zusammenarbeit dieser „UFO-Behörde“ mit verbündeten und befreundeten Staaten ausdrücklich hervor.)
Über eine zitierbare Antwort auf meine Fragen würde ich mich sehr freuen.
Mit bestem Dank und ebensolchen Grüßen
Andreas Müller
In seiner Antwort vom 17. Dezember 2021 ging ein Pressesprecher Verteidigungsministeriums auf diese Fragen wie folgt ein:
Sehr geehrter Herr Müller,
Den bisherigen Äußerungen seitens BMVg Presse zum Thema habe ich nichts hinzuzufügen. Die von uns dargestellte Position und unsere Aufgabenwahrnehmung in den Themenfeldern „Luftraum“ und „Weltraum“ bestehen fort. Entwicklungen und Entscheidungen anderer Nationen kommentieren wir grundsätzlich nicht.
In der Folge nahm Müller erneut Kontakt zum zitierten Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums auf und schrieb am 26. Dezember 2021:
Sehr geehrter Herr X,
besten Dank für Ihre Antwort. Erlauben Sie mir doch noch folgende Rückfrage dazu:
Mit meiner Frage nach einer Einrichtung einer UAP/UFO-Untersuchungsstelle (eventuell nach dem Vorbild Frankreichs oder aktuell der USA), hatte ich Sie ja konkret um eine Erläuterung der bundesdeutschen Position und nicht um einen Kommentar zu den „Entwicklungen und Entscheidungen anderer Nationen“ gebeten.
Konkret könnte meine Frage auch lauten:
Wie kommt es, dass man in Deutschland dem Thema UFOs derzeit politisch keine gesonderte Aufmerksamkeit schenkt, während dies in anderen – teilweise verbündeten Staaten – ganz anders gesehen wird?
Wie gesagt, mir geht es hier um die deutsche Position zum UFO-Phänomen vor dem Hintergrund der aktuellen internationalen Lage dazu aber nicht um einen Kommentar zur Position anderer Länder und Staaten.
Mit bestem Dank und ebensolchen Grüßen
Andreas Müller
Hierauf antwortete der Sprecher am 4. Januar 2022:
Sehr geehrter Herr Müller,
Frohes und gesundes neues Jahr! Vielen Dank für Ihre Frage.
„Wie kommt es, dass man in Deutschland dem Thema UFOs derzeit politisch keine gesonderte Aufmerksamkeit schenkt, während dies in anderen – teilweise verbündeten Staaten – ganz anders gesehen wird?“
In meiner Position als Sprecher Luftwaffe im BMVg kann ich lediglich für Belange des BMVg sprechen und nicht eine von Ihnen erfragte bundesdeutsche Position erörtern.
Für den Geschäftsbereich des BMVg kann ich mitteilen, dass wir die an uns gestellten Aufgaben in den Themenfeldern „Luftraum“ und „Weltraum“ 24/7 und an 365 Tagen im Jahr wahrnehmen. Dies beinhaltet auch die Identifikation und Analyse anfänglich ungeklärter Beobachtungen, auch um Gefahren für Luft- und Raumfahrt abzuwenden. Die ressortübergreifenden Strukturen und Verfahren diesbezüglich sind Ihnen bekannt (siehe Antworten von X an Sie). Da sich auch die anfänglich ungeklärten Beobachtungen im Rahmen der Analyse als erklärbar erweisen (z.B. als Lichtspiegelungen, Wetterereignisse wie Wolkenstrukturen, Weltraumschrott/-wetter ), ergibt sich seitens BMVg kein Grund für eine Thematisierung UAP/UFO.
Hintergrund
Mit dem Verweis auf die früheren Antworten seines Vorgängers, beruft sich der aktuelle Sprecher des Verteidigungsministeriums auf dessen Ausführungen gegenüber Andreas Müller, über die der Autor in seinem Buch (Kapitel 23, S405ff.) sowie bereits im Juni 2021 auf GrenzWissenschaft-Aktuell.de berichtet hatte:GreWi nachgefragt: Warum gibt es in Deutschland keine UAP-Task Force?
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