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Hämhidrose: Italienerin schwitzt Blut


Blutschweiß tritt aus der sonst unauffälligen Haut (C) auf Stirn (A) und dem unteren Gesicht (B) einer 21-jährigen Italienerin aus.

Copyright/Quelle: Roberto Maglie et al. / CMAJ, Oktober 2017

Florenz (Italien) – Der Fall einer italienischen Patientin, die statt Schweiß an Händen und im Gesicht Blut zu schwitzen scheint, sorgt derzeit für Rätselraten selbst bei den untersuchenden Medizinern. Das Phänomen selbst ist hingegen schon seit Jahrhunderten bekannt.

Wie das Team um den Notfall-Dermatologen Dr. Roberto Maglie von der Università degli Studi di Firenze aktuell im „Canadian Medical Association Journal“ (CMAJ; DOI: 10.1503/cmaj.170756) berichten, handelt es sich um eine 21 Jahre alte Patientin, sie sich erst drei Jahre nach dem Ausbruch der ersten Symptome in ärztliche Behandlung begeben hatte.

Hintergrund

Tabernakelbildstock in Taisten. Christus am Ölberg

Das Blutschweiß-Phänomen wird bereits seit vielen Jahrhunderten beschrieben. Zu den bekanntesten Beispielen gehören unter anderem das Lukasevangelium, in dem berichtet wird, dass „(Jesu) Schweiß (unmittelbar vor der Kreuzigung) zu Blutstropfen wurde, die auf die Erde fielen.“ (Lk 22,44 ). Tatsächlich legen einige Fälle nahe, dass Hämhidrose auch bei Menschen mit Angst vor einer bevorstehenden Hinrichtung auftritt, und auch Leonardo da Vinci beschrieb den Fall eines Soldaten, der vor einer Schlacht plötzlich Blut schwitzte.

– Eine historische Betrachtung und Bewertung des Phänomens finden Sie HIER

Obwohl es im aktuellen Fall keine Wunden gibt, blutet die Frau immer wieder für etwa fünf Minuten an den Handflächen und im Gesicht. Nachdem sie gegen ihre Depression und Angstzustände behandelt, intensiv untersucht und beobachtet wurde, diagnostizierten die Ärzte bei ihr statt der zunächst von einigen vermuteten Psychose den Zustand der Hämhidrose – sogenannten Blutschweiß.

Warum und wie es jedoch zu dem Blutschweiß kommt, können die Mediziner hingegen nicht sagen: „Eine histologische Analyse der betroffenen Hautpartien zeigte keine Besonderheiten auf“, so die Ärzte.

„Hämhidrose ist eine ungewöhnliche Krankheit, die sich durch die spontane Abgabe von sogenanntem Blutschweiß durch eigentlich intakte Haut auszeichnet“, erläutern Maglie und Kollegen und führen dazu weiter aus: „Bislang wurden bereits unterschiedliche Ursachen für das Phänomen vorgeschlagen, darunter systemische Krankheiten wie die sog. stellvertretende Menstruation und Koagulopathie (obgleich auch schon in Fällen von Malaria, Skorbut und Epilepsie berichtet), ungewöhnliche Kaftanstrengungen und psychogene Beschwerden. (…) In der Literatur findet sich aber keine Einzelerklärung für die Quelle der Blutungen.“

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Während eine Hypothese davon ausgeht, dass aufgrund von abnormalen Verengungen und Ausdehnung von Gefäßen Blut durch die Schweißdrüsen austritt, widerspreche die Konsistenz der ausgeschwitzten Flüssigkeit dieser bislang zudem noch völlig unbewiesenen Erklärung – nicht zuletzt, weil Blutschweiß auch schon aus Hautregionen beschrieben wurde, die gar keine Schweißdrüsen besitzen. Auch die Annahme dermaler Defekte unterhalb der Hautoberfläche könne im aktuellen Fall als Erklärung ausgeschlossen werden.

Die Patientin selbst wurde von den Ärzten aufgrund des in der medizinischen Literatur beschriebenen Einsatzes mit 20 mg Propranolol pro Tag behandelt, was zwar nicht zu einer vollständigen Behebung, aber dennoch zu einer merklichen Reduktion der Blutungen geführt hat.

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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