Halle des Bronzezeit-Königs Hinz bei Seddin entdeckt

Blick von oben auf den freigelegten Grundriss der einstigen Halle des Königs Hinz nahe Seddin. Copyright: www.landkreis-prignitz.de
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Blick von oben auf den freigelegten Grundriss der einstigen Halle des Königs Hinz nahe Seddin.Copyright: www.landkreis-prignitz.de

Blick von oben auf den freigelegten Grundriss der einstigen Halle des Königs Hinz nahe Seddin.
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Seddin (Deutschland) – Bei Ausgrabungen auf einem Feld nahe Seddin im brandenburgischen Landkreist Prignitz haben Landesarchäologen einen sensationellen Fund aus der nordischen Bronzezeit (2200-800 v. Chr.) gemacht: Die ehemals 31 Meter lange Halle wird König Hinz zugeschrieben und allein die Größenordnung ist zumindest in Deutschland für diese Epoche einmalig.

Wie der Landkreis Prignitz auf seiner Internetseite berichtet, wurden die Überreste der Halle unweit des bekannten Grabhügels von König Hinz gefunden. „Offenbar war die Region zu Zeiten des sagenumwobenen Königs Hinz bis vor etwa 2800 Jahren ein Machtzentrum“, so das Team um Dr. Immo Heske von der Universität Göttingen und dem brandenburgischen Landesarchäologen Professor Dr. Franz Schopper. Dafür spreche, dass die Archäologen nunmehr Überreste eines Versammlungsraums aus dem 9. oder 10. Jahrhundert vor Christus entdeckt haben, dessen Größenordnung für die nordische Bronzezeit einmalig ist. „Ein Fund von deutschlandweiter, wenn nicht europaweiter Bedeutung.“ Schon zuvor galt das bereits im Jahre 1899 entdeckte und ins 9. vorchristliche Jahrhundert datierte Königsgrab bei Seddin als bedeutendste Anlage ihrer Zeit im nördlichen Mitteleuropa. Der neue Fund untermauere dies eindrücklich.

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Hintergrund
Die Sage um König Hinz
In grauer Vorzeit gab es in der Prignitz einen König, der hieß Hinz. Er war gut und gerecht zu jedermann und überausbeliebt bei seinen Untertanen wie nie ein Herrscher zuvor. Doch niemand lebt ewig und so starb auch der König eines Tages. Jedoch sein Volk beschloss, wenigstens die Erinnerung an diesen treuen Führer auf alle Zeiten lebendig zu halten; so errichtete man dem Toten ein wahrhaft königliches Grabmal, welches einzig in seiner Art sein sollte: In drei verschiedenen Särgen, wovon der wertvollste in Gold getrieben war, bestattete man den Edlen sowie seine Gemahlin und eine treue Dienerin, die ihm voller Schmerz in den Tod gefolgt waren. Auf dass niemand fürderhin die Ruhe des Herrschers stören könne, wurde ein mächtiger Hügel um das Grab aufgeschüttet – so entstand der „Hinzberg„.

Durch die Jahrtausende hinweg wurde nun die Geschichte von König Hinz von Generation zu Generation weitergegeben, so, wie es einst der Wille der Menschen gewesen war. Im vorigen Jahrhundert jedoch machte sich ein Bauer, in dessen Besitz der Hügel lag, an das Aufgraben. Ruhelos verbrachte er die Tage mit Wühlen und förderte doch nichts als Steine zutage. Da er darüber vergaß, seinen täglichen Pflichten nachzugehen, stand er bald arm und mittellos dar. Vielleicht ist es aber auch die Strafe des Königs gewesen, die ihn für seine Habgier traf.

Historische Zeichnung des Königsgrabes von Seddin, aus: „Brandenburgia.“ Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. X. Jahrgang 1901/1902. Berlin 1902, S. 179

Historische Zeichnung des Königsgrabes von Seddin, aus: „Brandenburgia.“ Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. X. Jahrgang 1901/1902. Berlin 1902, S. 179

Den Berg jedoch hat man nicht wieder in Ruhe gelassen. Im Jahre 1899 legten Archäologen die Grabkammer frei und bargen bronzezeitliche Gefäße mit den Resten dreier Personen, darunter eines Mannes in einem Bronzegefäß von einzigartiger Form – dem „goldenen“ Sarg, wohlbeschützt von den beiden äußeren Umhüllungen, der Steinkammer und der Erdaufschüttung. Es gibt aber in der Nähe noch zwei weitere Hügel, in denen der Fingerring des Königs und andere Habseligkeiten liegen sollen.

(Quelle: Der Streit um die Prignitz. Herausgegeben von der Kreisverwaltung Perleberg. Gesammelt und überarbeitet von Kerstin Beck. Illustriert von Bernd Streiter. Leipzig: Messedruck, 1996. – 2. Aufl. – S. 86 – 87 / gefunden auf www.landkreis-prignitz.de)

Bislang konnten die Archäologen und Archäologinnen einen ausgedehnter Grundriss mit einer Feuerstelle sozusagen als Herzstück in der Mitte der einstigen Halle freilegen. Die einstigen Wände der Halle bestanden vermutlich aus Holzbohlen und einem Flechtwerk aus Lehmverputz. Die Archäologen vermuten, dass der Bau etwa sieben Meter hoch war und mehrere Geschosse hatte.

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Blick auf die Feuerstelle im Zentrum des einstigen Bauwerks.Copyright: www.landkreis-prignitz.de

Blick auf die Feuerstelle im Zentrum des einstigen Bauwerks.
Copyright: www.landkreis-prignitz.de

„Das ist das größte Gebäude seiner Art, wir kennen aus dieser Epoche nur vier Gebäude in einem Zeitraum von 1000 Jahren, die diese Breite aufweisen. Die Innenfläche im Erdgeschoss beträgt 254 Quadratmeter. Es dürfte sich um eine Halle für überregionale Zusammenkünfte mit einer Feuerstelle handeln“, vermutet Heske.

Schon bald sollen die Fund- und Forschungsergebnisse auch umfassend der Öffentlichkeit präsentiert werden: Neben einer umfangreichen Publikation seien vor Ort Informationstafeln und eventuell ein Modell der Halle geplant. In Absprache mit den Kommunen solle dies in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren realisiert werden, so Schopper.

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Recherchequelle: Landkreis Prignitz

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