Hat die NASA bereits 1978 Hinweise auf Leben auf der Venus gefunden ..und es nicht bemerkt?

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Künstlerische Darstellung der „Pioneer-13“-Mission (Illu.). Copyright: NASA

Künstlerische Darstellung der „Pioneer-13“-Mission (Illu.).
Copyright: NASA

Pomona (USA) – Die Nachricht von der Entdeckung des Gases Phosphin hat Astrobiologen elektrisiert – sind bislang doch alleine biologische Prozesse bekannt, durch die das Gas in der Venusatmosphäre entstehen könnte. Eine Neuanalyse von Messdaten der Venus-Sonde „Pioneer 13“ legt nun nahe, dass die NASA schon 1978 Signale des Gases und weiterer potentieller Biosignaturen gefunden haben könnte.

Inspiriert von der aktuellen Entdeckung des Phosphins in den gemäßigten Atmosphärenschichten der Venus und 42 Jahre nach „Pioneer 13“ haben Rakesh Mogul von der California State Polytechnic University (Cal Poly Pomona) und Kollegen nun in den Archivdaten der Mission nach bereits damals vorhandenen Hinweisen auf Phosphin gesucht.

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Künstlerische Darstellung des Abstiegs des LNMS durch die Venus-Atmosphäre (Illu.). Copyright: NASA

Künstlerische Darstellung des Abstiegs des LNMS durch die Venus-Atmosphäre (Illu.).
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Wie das Team vorab via ArXiv.org berichtet, handelt es sich um die Daten des „Large Probe Neutral Mass Spectrometer“ (LNMS) an Bord der auch als „Pioneer Venus Multiprobe“ benannten Sonde, die im Dezember 1978 die Venus-Atmosphäre an einem Fallschirm durchreiste, um vorhandene Chemikalien zu identifizieren.

Während das Ziel der Pioneer-13-Mission damals nicht auf die Suche nach schwefelhaltigen Molekülen und die Sonde nicht auf den Nachweis Phosphin-artiger Verbindungen ausgerichtet war, entdeckten Mogul und Kollegen in den Missionsdaten des LNMS dennoch genau dort, wo auch die jüngsten Phosphin-Signale detektiert wurden (also innerhalb der gemäßigt temperierten mittelhohen Atmosphärenschichten) ebenfalls Hinweise auf Atome von schwereren Gasen wie Phosphin. Umgerechnet auf Phosphin, entspricht sogar die von „Pioneer 13“ gemessene Menge jener, die aktuell die Grundlage des jüngsten Phosphin-Nachweises bilden.

Zudem haben Mogul und Kollegen in den Pioneer-Daten auch Hinweise auf weitere Chemikalien in der Venus-Atmosphäre entdeckt, die eigentlich dort nicht zu erwarten wären: Chlor, Sauerstoff und Wasserstoffperoxid. „Wir glauben, dass dies ein Hinweis für chemische Vorgänge sind, die bislang noch nicht entdeckt wurden und vielleicht sogar Vorgänge, die auf Leben hinweisen.“

 

Hintergrund
Auf der Erde wird Phosphin von Mikroben erzeugt, die nahezu keinen Sauerstoff benötigen, stattdessen Phosphatmineralien und Wasserstoff absorbieren und als Ausscheidungsprodukt Phosphin abgegeben. Tatsächlich gibt es in der Venusatmosphäre nahezu keinen Sauerstoff. Da die Venusoberfläche selbst viel zu heiß ist, als dass hier erdartige Mikroben existieren könnten. Erst in Höhen von 48 bis 60 Kilometern erreichen die Temperaturen zwischen minus 17 und 93 Grad Celsius, weshalb man hier von einer „lebensfreundlichen Zone“ der Venus sprechen könnte. Genau hier haben die Astronomen nun auch das Phosphin entdeckt.

Potentielle Venus-Mikroben, so vermuten Astrobiologen, entstanden Ozeanen aus flüssigem Wasser, die einst – als das Venusklima noch wesentlich milder und lebensfreundlicher war – auf der Venusoberfläche existierten. Als sich die Venus dass in Folge eines massiven Treibhauseffekts zur heutigen „höllische Schwester der Erde“ erhitzte, zogen sich einige Mikroben in die gemäßigten Atmosphärenschichten zurück, wo sie sich bis heute existieren könnten, ohne je überhaupt auf die Oberfläche zu gelangen (…GreWi berichtete).

Vor dem Hintergrund des jüngsten Phosphin-Nachweises und der Hinweise auf potentielle Biomarker in den Pioneer-13-Daten fordern auch Mogul und Kollegen eine erneute und gezielte Erforschung der Venus.




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Quelle: ArXiv.org

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