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Hermann Oberth (1894-1989): Wissenschaftlicher Begründer der Weltraumfahrt …und UFO-Enthusiast

Hermann Oberth (1894-1989).Copyright/Quelle: Gemeinfrei
Hermann Oberth (1894-1989).
Copyright/Quelle: Gemeinfrei

Berlin (Deutschland) – Im Sommer 1923 veröffentlichte der Münchner R. Oldenbourg Verlag das Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“ des Gymnasiallehrers Hermann Oberth. Es begründete die deutsch-österreichische Schule der Raumfahrttechnik, die im 2. Weltkrieg zur Großrakete führte. Nach dem Krieg betätigte sich Oberth in der UFO-Forschung, wobei er an eine außerirdische Herkunft der Flugobjekte glaubte.

– Ein Gastbeitrag von Dr. Ralf Bülow

2023 feiern wir die Erfindung der Rechenmaschine vor 400 Jahren durch den Tübinger Gelehrten Wilhelm Schickard, der auch Deutschlands erster UFO-Forscher war (…GreWi berichtete). Vor 100 Jahren, im Juli 1923, erschien im R. Oldenbourg Verlag in München das Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“. Es zählt zu den Grundlagenwerken der Astronautik, und sein Autor Hermann Oberth interessierte sich ebenfalls für UFOs.

Geboren wurde Oberth am 25. Juni 1894 in Hermannstadt in Siebenbürgen; das damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Ab 1919 studierte er Physik in Deutschland, seine Dissertation wurde abgelehnt, aber für das Staatsexamen in Rumänien akzeptiert. Die Doktorarbeit bildete dann die Basis des Raketen-Buchs. Von 1923 bis 1938 arbeitete Oberth als Gymnasiallehrer mit Professorentitel im jetzt rumänischen Siebenbürgen; 1928/29 beriet er die Ufa beim Film „Frau im Mond“. 1941 wurde er deutscher Staatsbürger und war in unwichtiger Funktion in Peenemünde tätig. Später lebte er in der Schweiz, in Italien und im amerikanischen Huntsville, meist aber in Feucht bei Nürnberg. Hier steht auch das ihm gewidmete Museum. Hermann Oberth starb am 28. Dezember 1989 in Feucht.

Mit dem Amerikaner Robert Goddard und dem Russen Konstantin Ziolkowski gehört Oberth zu den „Vätern der Raumfahrt“. Sein Buch führte zur Raumfahrtbegeisterung in Deutschland und Österreich in den 1920er und frühen 1930er Jahren, aber auch zur V2-Rakete. Nach dem 2. Weltkrieg war er nach Wernher von Braun der angesehenste Raketenforscher hierzulande, und man hörte zu, wenn er etwas sagte. 1929 bestritt Oberth die Existenz von außerirdischen Intelligenzen, doch 1947 kamen die Fliegenden Untertassen.

1950 erkundigte sich die Nachrichtenagentur United Press nach seiner Ansicht dazu. Oberth hielt es für möglich, dass sie atomgetriebene Fluggeräte wären, und deutete eine amerikanische Herkunft an. Von den damals gerade diskutierten deutschen „Reichs-Flugscheiben“ hielt er nichts. Ab Mai 1954 war in der Bundesrepublik das Buch „Der Weltraum rückt uns näher“ von Donald Keyhoe erhältlich, das US-Original hieß „Flying Saucers from Outer Space“. Die Presse nahm das Werk freundlich auf, und das könnte Oberth auf Ideen gebracht haben.

Zum Thema

Im Juli 1954 verbreitete die Deutsche Presseagentur eine Meldung zu einem Vortrag, den er in Bochum hielt. Dort ging er auf die Fliegenden Untertassen ein, oder um die DPA zu zitieren: „Prof. Oberth sagte, es müsse als sicher angenommen werden, dass die Erscheinungen, die von so vielen Leuten unabhängig voneinander beobachtet worden seien, nicht auf Sinnestäuschung beruhten oder Messfehler von Radargeräten darstellten.“

Oberth schloss nicht aus, dass es sich „um Wesen von anderen Weltkörpern handele“. Konkreter wurde er am 11. September 1954 in der „Deutschen Illustrierten“. Er sprach von Uraniden, was Himmelswesen heißt, und von „Ufos“: Oberth könnte der erste Deutsche gewesen sein, der das Wort benutzte. Er erwähnte zudem die Möglichkeit, dass jene Uraniden mit Menschen in Verbindung stünden. Am 24. Oktober 1954 brachte das „American Weekly“, die Sonntagsbeilage von Zeitungen des amerikanischen Hearst-Verlags, einen Artikel von Oberth mit dem Titel „Flying Saucers Come From A Distant World“. Darin bekannte er sich zur interstellaren Herkunft der Untertassen und nannte historische UFO-Sichtungen, die er wohl im Buch „Flying Saucers Have Landed“ (1953) von Desmond Leslie und George Adamski fand. Im gleichen Oktober hielt Oberth einen Vortrag in Oldenburg über „Wachposten aus dem Weltall“. Er wurde ebenfalls von der Deutschen Presseagentur aufgegriffen und weitergegeben.

Ende 1954 oder Anfang 1955 bat der Vorstand der Gesellschaft für Weltraumforschung (GfW), die die deutschen Raumfahrtfans in der Internationalen Astronautischen Föderation IAF vertrat, Oberth um eine Stellungnahme. Er war Ehrenvorsitzender der GfW und hatte auch einen UFO-kritischen Beschluss der IAF auf ihrem Kongress 1954 in Innsbruck mitgetragen. Oberth antwortete, dass die Vorträge und Artikel zu Fliegenden Untertassen seine Privatmeinung wären. In Heft 1/1955 der GfW-Zeitschrift „Weltraumfahrt“ konnte er seine Position in einem kurzen Text verteidigen. Er gab ihm die dramatische Überschrift „Ich verwahre mich“ und wies auf die ungeklärten Fälle hin, deren Anteil er auf 10 Prozent bezifferte. Im Übrigen meinte er, „dass ein Gelehrter über aktuelle Fragen nicht nur eine Ansicht haben darf, sondern dass es eigentlich sogar die Pflicht der Wissenschaft wäre, eine zu haben und das Publikum so weit als möglich aufzuklären.“

Oberth (vorne) gemeinsam mit Wernher von Braun (Mitte.r.) und Kollegen 1956 in Huntsville, USA.Copyright/Quelle: Gemeinfrei (via WikimediaCommons)
Oberth (vorne) gemeinsam mit Wernher von Braun (Mitte.r.) und Kollegen 1956 in Huntsville, USA.
Copyright/Quelle: Gemeinfrei (via WikimediaCommons)

Vermutlich hatte der GfW-Vorstand Oberth verwarnt, und er hielt sich danach mit UFO-Äußerungen in deutscher Sprache zurück. Im Mai-Juni-Heft 1955 des englischen „Flying Saucer Review“ veröffentlichte er jedoch einen dreiseitigen Artikel „They Come From Outer Space“.

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Ab Juli 1955 arbeitete Oberth bei Wernher von Braun in den USA. Wir dürfen annehmen, dass der GfW-Vorstand auf seinen Weggang mit einem kollektiven Aufatmen reagierte. 1958 kehrte er nach Deutschland zurück und betätigte sich auch ab und zu ufologisch. Die Szene hatte sich aber geändert, vor allem durch die Gründung der Deutschen UFO/IFO Studiengesellschaft DUIST im Jahr 1956. Oberth war kein Pionier mehr, und er verschob seine unorthodoxen Aktivitäten in die Politik – auf Details möchten wir verzichten. Am Ende scheint er das Interesse an den Uraniden verloren zu haben. In der von ihm autorisierten Biografie, die Hans Barth 1985 vorlegte, kamen keine UFOs vor. Das Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum in Feucht bei Nürnberg können wir natürlich empfehlen. Es öffnet nachmittags an Wochenenden und Feiertagen sowie nach Vereinbarung; bis Ende Oktober zeigt es eine Sonderausstellung zu 100 Jahren „Die Rakete zu den Planetenräumen“.

Aus dem Jahr 1954 sind in englischer Übersetzung „Lecture Notes“ überliefert, die Hermann Oberth für Artikel und Vorträge nutzte. Sie vermischen Hörensagen mit wahren Informationen und sind ziemlich ungeordnet, weshalb wir nur drei Punkte betrachten. Auf Seite 3 erscheint ein Fluggerät V7, das angeblich im 2. Weltkrieg in Prag und Wien entwickelt wurde und später den Russen in die Hände fiel.

Hintergrund
Der einzige Hinweis, den Oberth in Richtung möglicher Flugscheibenentwicklungen durch das Nazi-Regime hinterlassen hat, ist besagter Vortrag bzw. die dazugehörigen Notizen von 1954. Darin schreibt Oberth:

Auszug aus Oberths englischen „Lecture Notes For Lecture About Flying Saucers” 1954.Quelle: https://www.explorescu.org/post/lecture-notes-on-ufo-properties-by-herman-oberth-from-1954
Auszug aus Oberths englischen „Lecture Notes For Lecture About Flying Saucers” 1954.
Quelle: https://www.explorescu.org/post/lecture-notes-on-ufo-properties-by-herman-oberth-from-1954

„In Prag und später in Wien haben wir während des Krieges ein Instrument entwickelt, das wirklich wie ein UFO aussieht: die V7. Es handelt sich um einen Hubschrauber mit zwei Flügeln von 25 Metern Länge, an deren Enden „Staurohre“ (Strahltriebwerke) angebracht waren. Sie sollten wissen, dass ein „Staurohr“ so aussieht:

Es wird mit einer Rakete gestartet und beginnt bei einer Geschwindigkeit von 700 m/s zu funktionieren, erreicht aber seine maximale Effektivität bei 1400 m/s. Es kann jedoch nicht viel schneller fliegen, da es aufgrund der starken Hitzeentwicklung im Inneren begrenzt ist.

Die Luft strömt vorne hinein, wird komprimiert und erhitzt sich. Am Punkt A wird Treibstoff hinzugefügt, der zusätzliche Hitze erzeugt. Und aufgrund des Drucks aufgrund der Ausdehnung der Luft entweicht sie, und die Röhre wird angetrieben.

Wenn eine V7 über einer Landschaft schwebt, wird nicht viel Treibstoff benötigt, und daher erscheint die Flammenblase dunkelrot. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit des [sich horizontal drehenden] Flügels erscheint die Flamme als dunkelroter Ring am Himmel. Die Geschwindigkeit am Ende des rotierenden Rings beträgt 900 m/s. Aus größerer Entfernung sieht das Ganze aus wie eine leuchtende Scheibe. Die Flamme wird bei höheren Geschwindigkeiten heller. Bei hohen Geschwindigkeiten dreht sich das Gerät und fliegt mit dem Flugzeug senkrecht zur Flugrichtung. Da die Russen einen Teil der Pläne für die V7 haben und das Fahrzeug gebaut haben, könnten einige der berichteten UFOs von dort stammen.

Helmut V. Zborowsky in Frankreich baut Maschinen, die der V7 ähneln. Obwohl es Zweifel an der Funktionsweise der V7 gibt, deuten einige Berichte darauf hin, dass es solche Maschinen gibt.

Aber nicht alle: Erstens fliegt die V7 sehr laut, aber die meisten UFO-Berichte sprechen von völliger Geräuschlosigkeit. Zweitens erzeugen sie auch eine Kondensspur (Kondensstreifen) in der Atmosphäre – die UFOs nicht. Drittens können sie nur Geschwindigkeiten von 1½ km/s erreichen. Viertens gab es im Jahr 1461 keine V7-Maschinen. (…)“

Rekonstruktion des Focke-Wulf Triebflügels im Deutschen Hubschraubermuseum Bückenburg.Copyright/Quelle: BinImGarten (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0
Rekonstruktion des Focke-Wulf Triebflügels im Deutschen Hubschraubermuseum Bückenburg.
Copyright/Quelle: BinImGarten (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0

Oberths Beschreibung passt zum Focke-Wulf Triebflügel, einem Hubschrauber mit drei Rotorblättern, an denen Staustrahldüsen saßen. Er blieb im Entwurfsstadium. Danach erwähnt der Text den schwedischen Physiker Carl Benedicks, der 1954 UFOs durch Kugelblitze erklärte, und einen obskuren deutschen Ingenieur Walter Lewetzow, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine neue Gravitationstheorie erdachte. Zu ihm fanden wir sonst nichts, und die drei Punkte sollten laut Hermann Oberth auch nur zeigen, was UFOs nicht sind.
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© Ralf Bülow

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Andreas Müller
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