Symbolbild: EEG mit reanimierter sog. Nullinie (Illu.)
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Philadelphia (USA) – Das US-Biotechnologie-Unternehmen „Bioquark“ (der Name ist kein Scherz) hat von der US-Ethikkommmission die Erlaubnis erhalten, an 20 Hirntoten Patienten Versuche durchzuführen, in denen durch die Stimulation des Nervensystems Hirn- und andere Körperaktivitäten zu reanimiert werden sollen. Im Rahmen des Projekts „ReAnima“ sollen die nach bisherigen medizinischen Standards eigentlich schon tot geltenden Patienten zumindest also teilweise wiederbelebt werden.
Der Hirntod gilt sei 1968 gerade im Zusammenhang mit der Entwicklung der Intensiv- und Transplantationsmedizin als Todesdefinition. Der Begriff bezeichnet das irreversible (also bislang unumkehrbare) Ende sämtlicher Hirnfunktionen aufgrund der weiträumig bereits abgestorbenen Nervenzellen. Der Hirntod gilt oft als sicheres inneres Todeszeichen und der Zeitpunkt seiner Diagnose als Todeszeit. Tatsächlich streiten sich Experten jedoch darum, ob der Hirntod auch mit dem tatsächlichen Tod gleichzusetzen sei, oder ob es sich – wie dies der deutsche Ethikart 2015 mahnend formulierte – vielmehr um eine Art „drittes Stadium minimalster Lebendigkeit“ handelt.
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Nachdem bei den 20 Testpersonen der Hirntot nachgewiesen wurde, wollen die Bioquark-Forscher – so berichtet der britische „Telegraph“ – am Anupam Hospital im indischen Rudrapur den so Verstorbenen Stammzellen ins Gehirn injizieren, und mittels Rückenmarksinfusionen und verschiedener Technologien zur Nervenstimulation, die sich bei bereits der Reanimation von Komapatienten als wirksam erwiesen haben, lebensnotwendige Körperaktivitäten wiederbeleben.
Der Erfolg dieser Bemühungen wird mittels einer Überwachung der Hirnaktivitäten der von Maschinen am „Leben“ erhaltenen Hirntoten, über mehrere Monate überprüft werden. Anhand der Scans erhoffen sich die Forscher Anzeichen für eine zumindest neurologische Reaktivierung.
Das Hauptinteresse der ersten Versuchsreihe soll auf dem oberen Rückenmark und damit dem tiefstgelegenen Teil des Hirns liegen, von dem u.a. die kardiorespiratorischen Funktionen wie Atmung und Herzschlag kontrolliert werden.
Wie der Chef von Bioquark Inc., Ira Pastor, gegenüber dem „Telegraph“ erläuterte, sollen die Versuche schon im kommenden Jahr beginnen. Dann erhoffe man sich erste Resultate schon innerhalb der ersten drei Monate. „Obwohl es nicht das Ziel dieser ersten Experimente ist, so ist die langfristige Vision hinter den Untersuchungen, die Möglichkeit einer vollständigen Wiederbelebung der so behandelten eigentlich bereits verstorbenen Patienten.“
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