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Historiker finden älteste Beschreibung eines Kugelblitzes

Auszug aus der Chronik des Gervase of Canterbury, in der Forscher die früheste Schilderung eines Kugelblitz-Phänomens sehen. Quelle/Copyright: Durham University / The Master and Fellows of Trinity College, Cambridge. Reference: Cambridge, Trinity College, MS R.4.11, p.324.
Auszug aus der Chronik des Gervase of Canterbury, in der Forscher die früheste Schilderung eines Kugelblitz-Phänomens sehen.
Quelle/Copyright: Durham University / The Master and Fellows of Trinity College, Cambridge. Reference: Cambridge, Trinity College, MS R.4.11, p.324.

Durham (Großbritannien) – In einer mittelalterlichen Chronik haben zwei britische Forscher eine Schilderung entdeckt, die sie für die bislang älteste Beschreibung des Phänomens eines Kugelblitzes halten. Das Dokument datiert fast 450 vor der bislang ältesten derartige Schilderung.

Wie der emeritierte Physikprofessor Brian Tanner und der Historiker Professor Giles Gasper von der Durham University aktuell im Fachjournal „Weather“ (DOI: 10.1002/wea.4144) berichten, sind sie beim Studium eines mittelalterlichen Textes aus dem 12. Jahrhundert auf die Schilderung eines Ereignisses gestoßen, das die beiden Wissenschaftler nun als älteste Beschreibung eines Kugelblitzes deuten.

Hintergrund
Jahrzehntelang selbst von den meisten Meteorologen als Hirngespinst und Aberglaube, gelten Kugelblitze mittlerweile zwar weiterhin noch als ebenso selten wie exotisches, aber dennoch anerkanntes meteorologisches Phänomen. Meist treten Kugelblitze in Verbindung mit Unwettern auf und manifestieren sich als kugelförmige energetische Erscheinungen von wenigen Zentimetern bis mehreren Metern Durchmesser in Erscheinung.

Glaubt man den Zeugenberichten, so können Kugelblitze sowohl Schäden anrichten, aber anscheinend auch Materie wie Bäume und Hauswände durchdringen und sich durch Räume hindurchbewegen, ohne größeren Schaden anzurichten. Zu den schon seit Jahrhunderten beschriebenen mysteriösen und bislang noch nicht völlig erklärten Eigenschaften von Kugelblitzen (s. Abb. l.: Illustration eines Kugelblitzes im Innern eines Raumes aus dem 19. Jahrhundert. Copyright: Gemeinfrei) gehört neben ihrem plötzlichen Erscheinen etwa der Umstand, dass sie sich offenbar unabhängig von der sie umgebenden Atmosphäre bewegen können, ihre Flugrichtung also nicht von Luftbewegungen beeinträchtigt wird; und die von Zeugen schon zahlreich beschriebene Fähigkeit, sich ungehindert durch Fenster und solide Wände bewegen und dennoch andere physikalische Objekte schädigen zu können. Auch die im Vergleich zu gewöhnlichen Blitzen ungewöhnliche Langlebigkeit von Kugelblitzen stellt Wissenschaftler bis heute vor ein Rätsel. Es sind gerade diese Schilderungen von Augenzeugen des exotischen Verhaltens beobachteter Kugelblitze, mit denen sich viele Wissenschaftler bis heute schwertun.

In seiner Chronik beschreibt der Benediktinermönch Gervase von der Christ Church Cathedral Abtei in Canterbury, wie am 7. Juni des Jahres 1195 ein „wunderbares Zeichen nahe London niedergegangen“ sei. Dabei beschreibt Gervase zahlreiche Merkmale, wie sie auch später von Kugelblitz-Zeugen übereinstimmend beschrieben wurden – darunter die dichte und dunkle Wolke, aus der heraus sich eine weiße Substanz gelöst habe, die unterhalb der Wolke zu einer Kugel anwuchs und dann als feuriger, rotierender Globus in Richtung des Flusses herabfiel.

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Die Forscher haben die Schilderung des Mönchs mit späteren historischen und modernen Kugelblitzberichten verglichen und erklären hierzu: „Kugelblitze sind ein seltenes Wetterereignis und bis heute nicht vollständig verstanden. Gervases Bericht deckt sich in seinen Einzelheiten mit vielen historischen und zeitgenössischen Beschreibungen eines Kugelblitzes.“

Weiterhin erläutern die Wissenschaftler, dass „sollte es sich – wie wir dies glauben – bei Greaves Bericht also tatsächlich um den eines Kugelblitzes handeln, so ist es die älteste bislang bekannte Aufzeichnung eines solchen Ereignisses (nicht nur) in England.“ Tatsächlich datiert der Bericht fast 450 vor der bislang ältesten vermeintlichen Kugelblitz-Schilderung, die sich in der Beschreibung eines Sturms nahe Widecombe in der Grafschaft Devon vom 21. Oktober 1638 findet.

Eine weitere Textanalyse zeigt, dass der Mönch nicht nur an den kirchenhistorischen Ereignissen seiner Abtei interessiert war, sondern auch ein Interesse an Naturphänomenen wie Erdbeben, Wunderzeichen am Himmel und Hungersnöten verfolgte. Dieses wissenschaftlich-dokumentarische Interesse erlaube denn auch eine gewisse positive Einschätzung der Glaubwürdigkeit seiner Berichte. So finden sich in seiner Schrift ebenfalls recht detailgenaue Schilderungen von Sonnen- und Mondfinsternissen wie auch der Merkmale der Mondsichel: „Vor dem Hintergrund, dass Gervase offenbar ein vertrauenswürdiger Beobachter und Chronist war, glauben wir, dass seine Beschreibung des feurigen Globus über der Themse am 7. Juni 1195 den ersten überzeugenden Bericht eines Kugelblitzes überhaupt darstellt“, so Gasper abschließend.




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Recherchequelle: Durham University

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Andreas Müller
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