Symbolbild: Hochspannungsleitungen über Land.
Copyright: Abderitestatos (Wikimedia Commons), CC by-SA 3.0
Duisburg-Essen (Deutschland) – Der ebenso langjährigen wie kontroversen Diskussion um die Frage, ob und wie sich elektromagnetische Wechselfelder negativ auf das Wohlbefinden und Gesundheit auswirken, fügt eine aktuelle Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE) eine neue und wahrscheinlich bedeutende Facette hinzu: Sie zeigt, dass sich Hochspannungsleitungen auf den Hormonspiegel auswirken – allerdings jahreszeitlich schwankend.
Wie das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Hynek Burda aktuell im Fachjournal „Scientific Reports“ (DOI: 10.1038/srep14206) der renommierten Nature Gruppe berichtet, produzierten Kälber, die elektromagnetischen Wechselfeldern ausgesetzt waren, im Winter weniger des Schlafhormons Melatonin als im Sommer.
„Melatonin entsteht nachts in der Zirbeldrüse des Gehirns. Über den Blutkreislauf gelangt es zu fast jeder Zelle des Körpers, wo es vielfältige Funktionen erfüllt. Es steuert die Tag- und Nachtrhythmik und stärkt das Immunsystem“, erläutert die Pressemitteilung der Universität. „Es soll auch vor Krankheiten schützen, etwa Krebs oder Alzheimer. Studien legten einen Zusammenhang nahe zwischen der unterdrückten Melatoninproduktion und dem Auftreten von Kinderleukämie in der Nähe von Hochspannungsleitungen. Eindeutig nachweisbar war dies bislang jedoch nicht: Mal waren die Melatonin-Konzentrationen bei Tieren, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen gehalten werden, erhöht, mal erniedrigt und manchmal blieben sie auch unbeeinflusst.“
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In ihrer Studie gingen ging das Team aus tschechischen, deutschen und belgischen Wissenschaftlern nun genauer nach und untersuchten eine zentrale Voraussetzung der „Melatonin Hypothese“ anhand des Speichels junger Rinderkälbern nach. „Wir haben uns deshalb für Kälber entschieden, weil Bauern bereits seit längerem darüber diskutieren, ob Hochspannungsleitungen die Gesundheit und den Ertrag ihres Milchviehs beeinflussen“, erläutert Studienleiter Burda. „Außerdem konnte unsere Arbeitsgruppe schon früher nachweisen, dass Rinder Magnetfelder wahrnehmen.“ (…GreWi berichtete 1, 2)
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Tatsächlich beweist die Studie, dass Kälber tatsächlich weniger Melatonin produzieren, wenn sie elektromagnetischen Magnetfeldern ausgesetzt sind. Interessanterweise aber nur im Winter. Im Sommer verkehrt sich der Effekt sogar leicht ins Gegenteil: „Dieser saisonale Effekt des Magnetfeldeinflusses ist eine neue Erkenntnis, die die bisherigen Studien in einem neuen Licht erscheinen lässt. Er könnte auch erklären, weshalb es bislang so uneinheitliche Ergebnisse bei Wiederholungsexperimenten gab“, so Burda.
Offensichtlich, so die Schlussfolgerung der Forschergruppe, haben magnetische Wechselfelder einen Einfluss auf die Gesundheit. Dieser ist jedoch deutlich komplexer als bisher angenommen: „Der nun gezeigte saisonale Einfluss könnte sich als zentral für das Verständnis der Mechanismen erweisen, die der Wechselwirkung zwischen Magnetfeldern, vegetativer Physiologie und Gesundheit zugrunde liegen.“
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