Forscher entnehmen bis zu 2,7 Milliarde Jahre alte Wasserproben in der Kidd-Mine nahe Timmins in der kanadischen Provinz Ontario.
Copyright: University of Toronto
Toronto (Kanada) – Bereits 2013 hatten Wissenschaftler in einer Mine in der kanadischen Provinz Ontario in 2,4 Kilometern Tiefe Wasser entdeckt, das seit mindestens 1,5 bis zu 2,7 Milliarden Jahren von der Oberfläche abgeschlossen war (…GreWi berichtete). Während die Forscher schon damals hofften, darin auch urzeitliches mikrobisches Leben finden zu können, berichten Kollegen nun, tatsächlich erste indirekte Hinweise darauf im Urzeit-Wasser gefunden zu haben. Die Entdeckung weckt nun auch Hoffnungen auf ähnliches Leben auf dem frühen Mars.
Während bereits in vergleichbaren Wasserspeichern in Südafrika, mit nahezu identischer Chemie, Mikroben gefunden wurden, war das Wasser aus der kanadischen Mine mehr als 10 Mal so lange von der Oberfläche isoliert.
Wie das Team um Barbara Sherwood Lollar von der University of Toronto und Long Li von der University of Alberta aktuell im Fachjournal „Nature Communications“ (DOI: 10.1038/ncomms13252) berichtet, konnten sie zeigen, dass das aus der Mine entnommene Wasser durch die Interaktion mit dem umgebenden Gestein in der Lage ist, ein sich selbst erhaltendes Ökosystem aufrechtzuerhalten, solange dieser Kontakt existiert
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Auf diese Weise könnten sich in dem seit Jahrmilliarden nicht nur von der Oberfläche, sondern auch von Sonnenlicht und atmosphärischen Sauerstoff isolierten Wasserreservoir tatsächlich exotische Lebensformen entwickelt haben. Ihre Energie könnten diese Mikroben im kanadischen Urzeit-Wasser aus darin gelösten Sulfaten beziehen, wie sie die Wissenschaftler nun in Proben des Wasser nachweisen konnten und wie sie offenbar aus dem Zwischenspiel des Wasser mit dem es umgebenden Mineral Pyrit durch natürliche radioaktive Prozesse oxidiert werden.
Zudem berichten die Wissenschaftler um Li in einer weiteren Untersuchung von einem indirekten Nachweis eine bislang noch nicht identifizierten mikrobischen Lebensform im Innern des Wasser. Für die Existenz der erhofften Mikroben in den untersuchten Wasserproben spreche der unerwartet niedrige Sulfatgehalt im Wasser: Dieser, das zeigen Modellberechnungen der Forscher, sollte 100 bis 1.000 mal höher liegen als nachgewiesen. Während keine chemische Erklärung für den niedrigen Wert gefunden wurde, wäre durchaus möglich, dass die sich von eben jenem Sulfat ernährenden Mikroben für dessen geringen Anteil im Wasser verantwortlich sind, so die Autoren. Zugleich geben sie aber zu bedenken, dass es noch ein langer Weg bis hin zu deren direktem Nachweis sei.
Für die Forscher bildet die Aussicht auf Milliarden Jahre altes exotisches bzw. fremdes Leben auf bzw. im Innern der Erde auch ein weiteres Indiz dafür, dass sich ähnliches damals auch auf dem geologisch ähnlichen Mars entwickelt und bis heute erhalten haben könnte.
Derzeit arbeiten die Autoren der Studie gemeinsam mit Mikrobiologen an einem direkten Nachweis von Mikroben im kanadischen Urzeit-Wasser. „Bislang können wir noch nicht sagen, ob diese existieren oder nicht, aber die notwendigen Bedingungen dafür sind gegeben. Hier wie auf dem Mars“, so Li abschließend.
GreWi-Kurzgefaßt
– Bei der Analyse von rund 2 Milliarde Jahren altem Wasser haben Forscher indirekte Hinwesie auf darin enthaltenes exotisches Leben gefunden.
– Dieses könnte auch Rückschlüsse auf ähnliches Leben auf dem Mars zulassen.
– Jetzt arbeiten die Forscher an einem direkten Hinweis von Leben in dem Urzeit-Wasser.
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