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Literaturfund: Konkave-Hohlwelt-Theorie älter als gedacht

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Illustration zur Hohlwelt-Theorie von 1933 nach Lang; Bender u.a.

Copyright: Gemeinfrei

Bonn (Deutschland) – Im Gegensatz zu heute – nicht zuletzt durch Internet und soziale Medien – popularisiert verbreiteten Verschwörungstheorien um eine Hohle Erde, in die sich neben mystischen Hochkulturen auch die Nazis geflüchtet haben sollen, galt die sogenannte Hohlwelt-Theorie lange Zeit tatsächlich als ernster wissenschaftlicher Ansatz, um zeitgenössische Vorstellungen von Erde, Himmel und Kosmos zu erklären. Eine Variante dieser Theorien ging davon aus, dass wir Menschen nicht auf der Außen- sondern auf der Innenseite eines kugelförmigen Hohlkörpers lebe. Während der Ursprung dieser Vorstellung bislang ins später 19. Jahrhundert datiert wurde, liegt Grenzwissenschaft-Aktuell.de nun exklusiv ein Literaturfund vor, der beweist, dass Vorstellungen vom sog. Innenweltkosmos offenbar schon rund 100 Jahre früher kursierten.

UPDATE, 8. Oktober 2016: In Folge dieser Meldung wurde ich über einen weiteren, mit dem folgenden Zitat in Zusammenhang stehenden Beschreibung der konkaven Hohl-Welt-Vorstellung in Lichtenbrgs Werk aufmerksam gemacht. Diesen Nachtrag finden Sie am Ende dieser Meldung.

04070Beispiel einer konkaven Hohlwelt, der Kosmos im Zentrum.
Klicken sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.
Copyright: Joshua Cesa (Wikimedia Commons), CC BY-SA 3.0

Bislang galt der bibeltreue New Yorker Arzt Cyrus (Koresh) Teed, als Begründer der Theorie vom Innenweltkosmos, nach der wir auf der Innenseite einer hohlen Erde leben und sich auch die Planeten, die Sonne und die Sterne im Inneren dieser Kugel befinden. Zur weiteren Verbreitung erläutert der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zum „Innenweltkosmos“ (derzeit noch): „In Deutschland trat als erster Karl Neupert 1901 für diese Idee ein. In den 1930er Jahren wurde die Hohlwelttheorie (s. Abb.o.) u. a. von Johannes Lang als „neues Weltbild“ der Öffentlichkeit präsentiert (Anm.: …wofür u.a. Lang gemeinsam mit Peter Bender in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten landeten. 1963 bemühte sich der Österreicher Johann Dolanski, diese Interpretation des Kosmos auf ein wissenschaftliches Fundament zu stellen.“

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04069Georg Christoph Lichtenberg
Copyright: Gemeinfrei

Tatsächlich findet sich allerdings eine erste Beschreibung der offenbar bereits landläufig verbreiteten Vorstellung von einer konkav bewohnten Hohlwelt schon um das Jahr 1777, als der Mathematiker und Physiker Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) in einem seiner „Sudelbücher“ (wahrscheinlich zwischen Mai und September) im Werk „Aphorismen“ unter „Nr. 591“ (s. Abb.) folgende Anmerkung notiert:

„Die Meinung des Menschen, der zwar die Erde für rund hielt, aber glaubte wir giengen auf der concaven Seite wie die Ochsen im Trett-Rade, verdient angemerkt zu werden.“ (sic.)

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Folgt man Lichtenbergs Werk, so kann aus dem Satz gefolgert werden, dass er selbst von dieser Vorstellung – möglicherweise irgendwo an oder um seinem Wohn- & Arbeitsort Göttingen – gehört hatte.

Ob auch Teed seine Theorie von der konkaven Hohlwelt von diesen früheren Vorstellungen gründete, ist nicht bekannt. Und obwohl die Vorstellungen einer wie auch immer gearteten „hohlen Erde“ naturwissenschaftlich schon lange nicht mehr haltbar sind, gibt es auch heute noch Anhänger von Teeds Vorstellungen.

– Einen ausführlichen Artikel über Teeds Theorie und den Versuch, diese physikalisch zu beweisen, finden Sie HIER

NACHTRAG, 8. Oktober 2016
Von einem geschätzten GreWi-Leser und Kollegen, der diese GreWi-Meldung an die Lichtenberg-Gesellschaft e.V. weitergeleitet hat, erhielt ich folgende Information über deren Antwort darauf. Aus dieser geht hervor, dass Lichtenberg-Kenner sich der Erwähnung der Vorstellung einer konkaven Hohlwelt durch Lichtenberg bereits bewußt waren:

„Lichtenberg erwähnt das Bild von der Hohlwelt auch in seinen Kalenderbeiträgen ‚Über das Weltgebäude‘ (GTC 1779, S.1-31 und GTC, 1781, S.1-26, dort S. 6-7), allerdings nicht als Theorie oder wissenschaftliche Spekulation seiner Zeit sondern als Glaube eines Mannes von ‚guter Gemüthsart‘. … ‚Es war vermuthlich der Trieb zur Sicherheit, der diese Vorstellung bey ihm begünstigte, er dachte man wäre besser innerhalb einer Kugel aufgehoben als ausserhalb …‘ (sic.).“

Für eine historische Einordnung der Vorstellung von der konkaven Hohlwelt sind beide (sich wahrscheinlich aufeinander beziehende) hier nun zitierten Stellen im Werk Lichtenbergs von Bedeutung, zeigen sie doch, dass die entsprechende Idee schon rund 100 Jahre vor Teeds in gedruckter Form veröffentlicht worden war und somit diesem durchaus (bewußt- oder unbewußt) inspiriert haben könnte.

– Ein Link zu diesem Kalenderbeitrag finden Sie HIER

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

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