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Irdische Mikroben haben Proben des Asteroiden Ryugu kontaminiert

Elektronenmikroskop-Aufnahmen der Ryugo-Probe A0180: (a) Rückstreuelektronenaufnahme (BEI), die von Phyllosilikaten dominiert wird, mit framboidaler (fM) und sphäroidaler (sM) Magnetit, Dolomit (D) und Sulfid (S). Auch Bereiche mit reichlich organischem Material (OM) sind vorhanden.Copyright/Quelle: Genge et al., Meteoritics & Planetary Science (2024)
Elektronenmikroskop-Aufnahmen der Ryugo-Probe A0180: (a) Rückstreuelektronenaufnahme (BEI), die von Phyllosilikaten dominiert wird, mit framboidaler (fM) und sphäroidaler (sM) Magnetit, Dolomit (D) und Sulfid (S). Auch Bereiche mit reichlich organischem Material (OM) sind vorhanden.
Copyright/Quelle: Genge et al., Meteoritics & Planetary Science (2024)

London (Großbritannien) – Eigentlich wurden die Bodenproben, die die japanische Sonde “Hayabusa-2” 2020 vom Asteroiden 162173 Ryugu zur Erde gebracht hatte, in eigentlich streng vor irdischer Kontamination geschützter Umgebung untersucht. Dennoch haben irdische Mikroben die Proben fast umgehend kontaminiert. Ein Lehrstück für den zukünftigen wissenschaftlichen Umgang mit außerirdischen Proben allgemein.

Panspermie ist eigentlich die Hypothese, wonach das Leben ursprünglich irgendwo im fernen All entstand und sich sozusagen per Anhalter im Innern von Trümmern von Planet zu Planet und sogar zwischen Planetensystemen hinweg ausgebreitet hat. Die Entdeckung von Leben im Innern einer Asteroidenprobe würde also nicht nur unserer Selbstwahrnehmung von unserem Platz im Universum revolutionieren, sondern auch diese Hypothese stützen bzw. vielleicht sogar beweisen, sollte sich eine Verwandtschaft zwischen diesem Leben und dem Leben auf der Erde nachweisen lassen.

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Risiko bei der Suche nach außerirdischem Leben

Umso größer war und ist die Sorge einer Kontamination von außerirdischen Proben im Innern irdischer Labors. Seien dies nun Proben vom Mars, einem anderen Planeten des Sonnensystems oder eben auch von Asteroiden wie Ryugu.

In einer aktuellen und im Fachjournal “Meteoritics & Planetary Science” (DOI: 10.1111/maps.14288) veröffentlichten Studie, berichtet das Team um Matthew J. Genge von Londoner Imperial College nun vom Nachweis irdischer Mikroben in eben diesen Ryugu-Proben.

Hintergrund
Die von Hayabusa-2 auf dem Asteroiden entnommenen Proben wurden in einer hermetisch versiegelten Kammer zur Erde verbracht und hier innerhalb einer Stickstoffkammer in einem eigentlich als extrem dekontaminiert geltenden Raum geöffnet. Auch die einzelnen Fragmente wurde mit zuvor sterilisierten Werkzeugen entnommen und in Stickstoff-Behältern gelagert, bevor sie dann in Harz eingegossen für weitere Analysen wie Elektronenmikroskopie versiegelt wurden.

Bei den Untersuchungen der Proben stellten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stäbchenförmige Filamente aus organischer Materie fest, die sie für Mikroorganismen auf der Oberfläche der Proben hielten. Eine weitere Analyse zeigte dann jedoch, dass es sich um bekannte irdische Mikroben handelte, deren Anzahl sich sogar mit der Zeit vervielfachte. Das Verhalten entsprach dem typischen Wachstum und Verfall einer prokaryotischen Mikrobenpopulation mit einer Generationszeit von 5,2 Tagen. Auch anhand dieser Werte konnte rückgeschlossen werden, dass es sich um irdische Mikroben und nicht um außerirdisches Leben handeln musste.

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Sauber reicht nicht

Die Entdeckung zeigt, dass irdische Mikroben die Proben selbst unter den strengen Kontaminationsrichtlinien unerwartet schnell besiedelt haben. Es zeigt, dass zukünftige Untersuchungen diese Aufwände um ein Vielfaches erhöhen müssen, um die ursprünglich wortwörtlich außerirdischer Natur derartiger Proben erhalten zu können. Dies wiederum stellt ein Problem dar, da sämtliche Geräte und das Material, aus dem sie bestehen, bislang noch zwangsläufig von einem Planeten stammt, der von Leben und insbesondere von mikrobischem Leben nur so wimmelt – der Erde.

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Um diesem Problem zu begegnen, stellen Raumfahrtagenturen wie NASA und ESA die Sonden entsprechender Missionen bereits auf der Erde in sogenannten „Clean Rooms“ her. Doch selbst in diesen extrem reinen und dekontaminierten Räumen wurde bereits Mikroben gefunden, die sich von den genutzten Reinigungsmitteln als Nährstoffquelle ernährten.

Hintergrund

Detailansicht der Ryugu-Oberfläche. Copyright: MASCOT/DLR/JAXA

Detailansicht der Ryugu-Oberfläche.
Copyright: MASCOT/DLR/JAXA

2018 war die Sonde der japanischen Raumfahrtagentur JAXA auf dem rund 200 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Asteroiden erfolgreich gelandet (…GreWi berichtete 1, 2) und hatte daraufhin 2019 rund 5,4 Gramm Bodenproben von der Oberfläche des Asteroiden zurück zur Erde gebracht (…GreWi berichtete). Statt aus nur einem großen Brocken, besteht Ryugu auf einer Vielzahl kleinerer Felsen und rotiert ungewöhnlich schnell, was dem Körper auch seine ungewöhnliche Form verlieh. Als kohlenstoffhaltiger Asteroid vom Typ C beinhaltet Ryugu auch sehr viel organisches Material.

Wenn es also irdische Mikroben schaffen, sich in peinlich gesäuberte und vermeintlich dekontaminierte Umgebungen und Räume einzuschleichen und darin zu gedeihen, so dürfte es wahrscheinlich sein, dass umgekehrt auch außerirdisches Leben – so dieses existiert – bereits auf die Erde gelangt ist. Etwa im Innern von Meteoriten oder nicht zuletzt an Bord von Missionen, die Proben von Asteroiden oder einem anderen Himmelskörper zur Erde gebracht haben.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Proben des Asteroiden Ryugu zeigen, dass Phosphor-reiche Bausteine des Lebens aus dem All zur Erde gelangt sein könnten 14. Oktober 2024
Bestandteile der RNA in Proben des erdfernen Asteroiden Ryugu nachgewiesen 22. März 2023

Recherchequelle: Imperial College London

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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(Kornkreisforscher)

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