Silver Springs (USA) – Während die meisten “Vampirgräber” in Europa aus der Antike bis zum Spätmittelalter aber auch aus späterer Zeit stammen (…GreWi berichtete, siehe Links u.) sind auch aus den USA noch bis ins 18. Jahrhundert hinein entsprechende Bräuche im Umgang mit vermuteten Untoten anhand deren Gräber archäologisch dokumentiert. Ein vermutlich ebenfalls als Vampir exhumierter Mann, der vor 200 Jahren starb und bislang nur anhand einer Inschrift als „JB 55“ geführt wurde, konnte nun endlich identifiziert werden. Ein wirklicher Vampir war John Barber aber nicht.
Wie Forensiker um Jennifer Higginbotham vom U.S. Armed Forces Medical Examiner System und des National Museum of Health and Medicine in Silver Springs auf einer Online-Pressekonferenz berichteten, offenbarte die Untersuchung eines Friedhofs aus dem 18. Jahrhundert schon 1994, dass sich ein Grab von den anderen unterschied: Der hier beigesetzte wurde später, nach seiner Erstbestattung, offenbar erneut ausgegraben und dabei sein Schädel und seine Gliedmaßen auf dem Torso derart platziert, dass die Knochen der Symbolik der Piratenflagge glich und diese dann wieder beigesetzt. Archäologen kennen diesen Brauch in jenen Fällen, in denen der derart postmortem Behandelte unter den Lebenden als möglicher Vampir galt. Lediglich die Messing-Initialen „JB 55“ auf seinem Sarg, gaben bislang Anhaltspunkte auf seine Identität.
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Anhand genetischer Beweise des Skeletts und mit Daten von genealogische Online-Datenbanken haben die Wissenschaftlerinnen nun den angeblichen „Vampir“ als John Barber identifiziert. Dieser war demnach vermutlich ein armer Farmer, der an Tuberkulose litt und daran auch starb. Eine Untersuchung der Knochen habe gezeigt, dass der Mann zudem an einem schlecht verheilten Schlüsselbein und Arthritis in den Knien litt. Auch die Tuberkulose selbst sei derart schwer gewesen, dass sie noch an den Rippen Barbers Läsionen hinterlassen habe.
Die merklichen Spuren der Krankheit und der darauffolgende Tod waren es denn vermutlich auch, die Barbers Hinterbliebene vermuten ließen, dass John ein Vampir gewesen sei. Lungengeschwüre in Folge der Tuberkulose ließen die Opfer meist sehr blass, abgemagert und schwach erscheinen. Oft hatten entsprechende Patienten in Folge von Blutauswurf beim Husten Blutspuren in den Mundwinkeln und ihr Zahnfleisch ging zurück. Gerade letzteres ließ diese Menschen derart erscheinen, als seien Ihre Zähne ungewöhnlich lang geworden. Alles also klassische Merkmale eines Vampirs.
Auch der Umstand, dass Tuberkulose damals wie heute stark ansteckend war und ist, sorgte verständlicherweise unter den Familienmitgliedern und Mitbewohnern in Neuengland für Angst vor Epedemien, deren Verbreitung man den Erkrankten und vermeintlichen Vampiren zuschrieb – breitete sich die Krankheit doch tatsächlich zunächst über die Familien und das engere Umfeld der entsprechend sich bis ihrem Tode regelrecht verwandelnden Opfer aus.
Um die Befürchtung, dass es sich bei einem Verstorbenen tatsächlich um einen Vampir handelte, zu überprüfen, sei es damals auch in den neuenglischen Kolonien üblich gewesen, deren Körper nach einer bestimmten Zeit wieder auszugraben und nach „Lebenszeichen“, wie etwa vermeintlich postmortem gewachsenen Haaren, Fingernägeln oder nach Blutspuren an den Mündern abzusuchen.
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Während heute bekannt ist, dass gerade diese Phänomene Merkmale der Verwesung von Leichen sein können, wurden sie im damaligen sozio-kulturellen Kontext als deutliche Beweise für einen Vampir gedeutet, woraufhin dieser dann entsprechend behandelt wurde. Das Neuarrangement der Knochen sollte die Lebenden vor dem Fluch des Wiedergängers schützen, berichten die Forscher.
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