Jüngere Dryas: Belege für Einschlagskatastrophe vor 12.800 Jahren nun auch auf der Südhalbkugel
Santa Barbara (USA) – Als „Jüngere Dryas“ wird jene Periode bezeichnet, in der gegen 10.800 v.Chr. die zunehmende Wiedererwärmung nach der letzten Eiszeit plötzlich durch einen scharfen Kälterückfall für weitere rund 1.300 Jahre gestoppt wurde. Einige Geologen vermuten hinter der verlängerten Eiszeit auf der Nordhalbkugel den Einschlag eines großen Objekts, vermutlich eines Kometen, in dessen Folge es zu den besagten klimatischen Veränderungen, dem Aussterben der Megafauna, einem Rückgang der menschlichen Population und damit einhergehend auch kulturellen Veränderungen gekommen sein soll. Alternativ-Historiker vermuten zudem, dass das Ereignis nicht nur viele archäologische Beweise sondern auch die Erinnerung an zuvor bereits existierende Hochkulturen auf der Erde ausgelöscht habe. Neue Belege zumindest für das Einschlagsereignis mit globalen Folgen kommen nun erstmals auch von der Südhalbkugel.
Nachdem erst im Frühjahr 2018 Geologen der University of Kansas Beweise für einen Kometeneinschlag vor rund 12-13.000 Jahren gefunden hatten, der damals „10 Prozent des Planeten in Brand setzte“ und 2017 eine Studie zahlreiche Hinweise auf ein gewaltiges Einschlagsereignis an 11 archäologischen Ausgrabungsstätten in den USA fand, hat ein internationales Wissenschaftlerteam Ende 2018 unter dem Hiawatha-Gletscher im Nordwesten Grönlands möglicherweise die Hinterlassenschaft des Mutterkörpers dieser Ereignisse in Form eines gewaltigen kreisrunden Kraters entdeckt (…GreWi berichtete).
Jetzt haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um James Kennett von der University of California in Santa Barbara rund um Pilauco in Chile geologische und paläonthologische Beweise für einen kosmischen Einschlag vor rund 12.800 Jahren, also am Ende des Pleistozäns auch noch im südlichen Chile entdeckt.
Wie Kennett und Kollegen um den chilenischen Paläonthologen Mario Pino im Fachjournals „Nature Scientific Reports“ (DOI: 10.1038/s41598-018-38089-y) berichten, deuten ihre Funde auf die ebenfalls mit dem Einschlagsereignis assoziierten großflächigen Wild- und Waldbrände hin.
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„Wir haben die auf das Jüngere-Dryas-Ereignis hinweisende Bodenschicht (Younger Dryas Boundary, YDB) nun erstmals auch südlich des Äquators, nahe von 41 Grad Süd in der Nähe der Spitze vom Südamerika entdeckt“, berichtet Kennett und erklärt dazu weiter: „Das ist eine gewaltige Ausweitung des der Grenze dieser Bodenschicht, da die meisten bisherigen Belege für die YDB alle von der Nordhalbkugel stammen.“
Bei der Schicht handele es sich um eine Art „schwarze Matte“ mit einem Alter von 12.800 Jahren. Aufgrund auffallender Übereinstimmungen mit den Eigenschaften ähnlicher Schichten aus Nordamerika und Westeuropa, entschieden sich die Wissenschaftler für weitere vergleichende Analysen.
Hintergrund
Auch grenzwissenschaftlich interessierten Lesern dürfte die Einschlagstheorie zur Jüngeren Dryaszeit ein Begriff sein, ist sie doch das zentrale Element der Theorien des populären Journalisten und Sachbuchautors Graham Hancock. In seinem 2015 erschienenen Buch „Magicans oft he Gods“ beschreibt er nicht nur die klimatischen Auswirkungen der Einschlagereignisse vor rund 13.000 Jahren, sondern auch, wie dieses Ereignis Beweise einer bis dahin angeblich existierenden und heute vergessenen globalen Hochzivilisation ausgelöscht habe:„Das Ergebnis (dieses Einschlages) war ein weltweites Desaster, das 1.300 Jahre andauerte. Dieses Ereignis ist, so glaube ich, der Beleg dafür, dass nicht nur nahezu alle Spuren sondern auch die Erinnerungen unserer Spezies an eine urzeitliche Hochzivilisation verloren gingen. Aber es gab Überlebende, die zumindest Teile des Wissens dieser zerstörten Zivilisation bewahrt haben, um es an zukünftige Generationen weiter zu geben. Es ist also kein Zufall, dass die ersten Spuren des Wieder-Erscheinens von Zivilisation in Form der frühesten bekannten megalithischen Architektur und der Wieder-Verbreitung landwirtschaftlicher Fähigkeiten rund um Gobekli Tepe in der Türkei vor rund 11.500 Jahren passierte. Denn diese Datierung stimmt mit dem Ende der Jungen Dryas-Periode überein, als sich die weltweite Umwelt wieder erholte. Alles, was wir bislang über unsere Kultur zu wissen glauben, ist jünger als dieses Datum – mit anderen Worten, nach dem radikalen Schlag der Jungen Dryaszeit. Das aber, was davor passierte, sollten wir dringend wiederentdecken.
Hierbei entdeckten die Wissenschaftler mikroskopisch kleine Kügelchen, die durch die beim Einschlag freigesetzten extrem hohen Temperaturen erzeugt wurden. Die Schicht, in der diese Sphärulen entdeckt wurden, beinhaltet auch hohe Konzentrationen von Platinum, Gold und native Eisenpartikel, wie sie in der Natur nur selten vorkommen.
„Zu den wichtigsten gefundenen Sphärulen gehören Chrom-reiche Beispiele und damit ein Element, das zwar in der YDD der nördlichen Hemisphäre vorkommt, nicht aber in Südamerika“, berichtet Kennett. „Wie sich zeigt, kann vulkanisches Gestein in den südlichen Anden auch reich an Chrom sein und eine lokale Quelle für Chrom darstellen, Das bedeutet aber auch, dass Kometen-artige Objekte auch Südamerika getroffen haben müssen.“
Weitere Beweise stimmen laut Kennett mit früheren und fortwährenden Untersuchungsergebnissen chilenischer Wissenschaftler überein und deuten ebenfalls auf eine „sehr große Umweltstörung bei etwa 40 Grad südlicher Breite hin. (…).
Zu diesen Beweisen gehören Belege für einen großen Biomasse-Brand in Form von Mikro-Kohle-Einlagerungen und Anzeichen für verkohlte Pollen in der mit dem Einschlag assoziierten geologischen Schicht, wie sie das bei Weitem größte Brandereignis in der Region seit Tausenden von Jahren abbilden. Zeitlich stimmt das Ereignis zudem mit den Dryas-Brandereignissen auf der Nordhalbkugel überein.“
Die Pollenfunde belegen zudem eine deutliche Veränderung der regionalen Vegetation und damit eine Veränderung des Klimas. Im Gegensatz zur nördlichen Hemisphäre, wo die Bedingungen zu dieser Zeit und in Folge des Ereignisses kälter und feuchter wurden, war die auf der Südhalbkugel umgekehrt: „Die Vegetation legt nahe, dass es sich um einen abrupten und dramatischen Wandel binnen weniger Jahre von eher kühlen und feuchten hin zu warmen und trockenen Bedingungen rund um Pilauco gehandelt hatte. (…) Wie schon auf der Nordhalbkugel, so haben die Ereignisse laut den Forschern und Forscherinnen auch auf der Südhalbkugel zum Aussterben der dortigen Megafauna geführt, darunter der Riesenfaultiere, Säbelzahngroßkatzen, Mammuts und des elefantenartigen Gomphotheriums.
Damit einhergehend spiegelt das Ereignis auch im Süden den Untergang der nördlichen Clovis-Kultur: „Die Anzahl von Knochen, Artefakten und der mit der Megafauna einhergehenden Pilze, war vor dem Ereignis in Pilauco noch relativ zahlreich – nehmen danach aber steil ab, was für eine bedeutende lokale Störung spricht“, so Kennett abschließend und deutet erneut daraufhin, dass sich die Funde von Pilauco nicht nur jenen auf der Nordhalbkugel gleichen und entsprechen, sondern auch frühere Funde anderer chilenischer Wissenschaftler wiederspiegeln. „Die Studie stützt einen kosmischen Einschlag als Auslöser der atmosphärischen, ozeanischen und damit einhergehend auch kulturellen Bedingungen der Jüngeren Dryaszeit und zeichnen dieses als globales Ereignis mit gewaltigen Auswirkungen für das tierische und menschliche Leben zur damaligen Zeit.“
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