Kamoʻoalewa: Quasisatelliten der Erde als außerirdische Beobachtungsposten
Lafayette (USA) – Bei dem Objekt mit der poetischen Bezeichnung Kamoʻoalewa handelt es sich um einen sogenannten Quasisatelliten der Erde – um einen Asteroiden also, der die Sonne auf einer nahezu identischen Umlaufbahn wie die Erde umkreist. In einem aktuellen Fachartikel fordert ein US-Physiker nun, auf solchen Quasisatelliten der Erde nach technischen Artefakten einer außerirdischen Zivilisation zu suchen, die solche Erdbegleiter als ideale Beobachtungs- und Lauschposten nutzen könnte. Tatsächlich ist sogar schon eine Mission dorthin geplant.
Wie Dr. James Benford von „Microwave Sciences“ aktuell im „Astronomical Journal“ (DOI: 10.3847/1538-3881/ab3e35) berichtet, wären gerade natürliche Objekte wie „Kamoʻoalewa“ (469219) aufgrund ihres sicheren und doch fortwährend gleichen Abstands zur Erde ideal für einen Beobachtungsposten einer außerirdischem Zivilisation. Schließlich fände diese hier die für einen derartigen Außenposten notwendigen Ressourcen – Material, Energie, einen sicheren Hafen und natürliche Tarnung. Zugleich bemängelt Benford, dass diese Objekte bislang weder von der Suche nach außeririscher Intelligenz (SETI) noch durch erdgestützte Radarbeobachtungen erkundet wurden und werden.
Hintergrund
Kamoʻoalewa benötigt 366 Tage für einen Umlauf um die Sonne, im Mittel ist er 1,0012 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt, was praktisch exakt dem Abstand Erde–Sonne entspricht. Mit einer Exzentrizität von e = 0,10 ist die Bahn des Asteroiden deutlich elliptischer als der Erdorbit und 7,77 Grad gegenüber der Ekliptik der Erdbahnebene geneigt.
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Die maximale Entfernung des Asteroiden von der Erdkugel (Apogäum) beträgt das 100-fache der Entfernung Erde–Mond. Er kommt ihr nicht näher als 13,8 lunare Distanzen. Die geringste Annäherung war mit 12 Millionen Kilometer in den 1920er Jahren erreicht. In den kommenden 200 Jahren wird der Abstand beim Perigäum stets nicht weniger als 16 Millionen Kilometer betragen.
Quelle: Wikipedia
Tatsächlich könnten robotisierte Instrumente – die Benford „Lurker“ (Laurer) nennt und mit den irdischen Sonden „Voyager“ und „New Horizons“ vergleicht – auf Objekten wie Kamoʻoalewa die Erde über mehrere tausend Jahre in ebenso sicherem wie zugleich auch ausreichendem Abstand begleiten und würden zugleich von der Sonne fortwährend mit Energie versorgt. Dort stationierte Instrumente und Stationen könnten also schon sehr alt sein und völlig unabhängig von ihrer Heimat operieren – oder ihre Aktivitäten schon längst wieder eingestellt haben und wären dann ein Ziel für Weltraum-Archäologen.
Selbst für den Fall, dass vor Ort keine außerirdischen Artefakte gefunden würden, sei dieser Umstand ein Wissensgewinn, argumentiert der Wissenschaftler: “Sollten wir nichts finden, dann haben wir schließlich auch ein fundiertes Ergebnis: Dann wüssten wir zumindest, dass wir von diesen Objekte aus nicht beobachtet wurden oder werden, obwohl das irdische Leben auch aus der Ferne als solches erkennbar ist.“
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Als Ergebnis seiner Überlegungen fordert Benford den auch eine gezielte SETI-Suche bekannter ko-orbitaler Objekte unserer Erde im gesamten elektromagnetischen Spektrum und mittels planetarem Radar. „Wir können diese Objekte ja sogar mit Sonden erreichen.“ Als interessantestes Ziel beschreibt er „2016 HO3“ (Kamoʻoalewa), da dieser schon mit vergleichsweise wenig Treibstoff und kurzer reisezeit erreichbar wäre.
Tatsächlich plant nicht zuletzt aus diesem Grund die chinesische Raumfahrtagentur „CNSA“ (China National Space Administration) schon heute eine Sondenmission, die 2024 Proben von dem kleinen Erdbegleiter entnehmen und zurück zur Erde bringen soll.
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Quelle: SETI Institute
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