Keine Lichtkurve: New-Horizons-Ziel Ultima Thule offenbart erstes Rätsel
San Antonio (USA) – Am 1. Januar 2019 wir die NASA-Sonde „New Horizons“, die 2015 das Pluto-System passiert und vor dort faszinierende Aufnahmen lieferte, das Kuiper-Gürtel-Objekt „Ultima Thule“ passieren (…GreWi berichtete). Doch schon jetzt stellt das Objekt mit der astronomischen Bezeichnung „2014 MU69“ die Missionswissenschaftler vor ein erstes Rätsel, liefert es doch keine aussagekräftige Lichtkurve. Die Forscher selbst diskutieren vorerst drei astrophysikalische Erklärungen.
Nachdem die Wissenschaftler um den Hauptuntersucher der New-Horizons-Mission, Alan Stern vom Southwest Research Institute (SwRI) das Objekt anhand dessen Helligkeit untersucht hatte, sie sich mit dessen Rotation verändern sollte, sind sich die Forscher seit 2017 zumindest darin sicher, dass es sich wahrscheinlich nicht um ein kugelförmiges Objekt handelt und vermuten, dass es wahrscheinlich entweder länglich ist oder – ähnlich wie der Rosetta-Komet Tschurjumow-Gerassimenko – aus zwei zusammenhängenden Objekten bestehen könnte.
Zugleich stellt Ultima Thule die Wissenschaftler hier jedoch vor ein erstes Rätsel: Für gewöhnlich sollte sich aufgrund der angenommenen Rotation derartiger Objekte Schwankungen in der Helligkeit und daraus resultierend eine sogenannte „Lichtkurve“ abzeichnen, anhand derer dann wiederum auf die Form geschlossen werden kann.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen und kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
„Doch genau hier stehen wir vor einem wirklichen Rätsel“, gesteht Alan Stern ein. „Wir sprechen von Ultimas erstem Rätsel: Warum hat dieses Objekt nur eine derart minimale Lichtkurve, dass wir diese nicht entdecken können?“ Wir erwarten die ersten detailierten Vorbeiflugsaufnahmen schon recht bald – und dann werden wir vermutlich vor noch sehr viel mehr Rätsel gestellt.“
Wie die Pressemitteilung der John Hopkins University berichtet, verfolgen die Missionswissenschaftler derzeit unterschiedliche Erklärungsansätze für das erste „Ultima Rätsel“: „Es könnte sein, dass Ultimas Rotationspol direkt auf die Sonde weist, oder sehr nah daran vorbei“, erläutert Marc Buie ebenfalls vom SwRI. „Das wäre dann eine natürliche Erklärung, wie sie aber besondere Umstände und eine ganz spezielle Ausrichtung des Objekts erfordert.“
Eine andere Erklärung diskutiert Mark Showalter vom SETI Institute: „Ultima könnte auch von einer Staubwolke umgeben sein, die die Lichtkurve sozusagen verdeckt, ähnlich wie dies oft angesichts der sogenannten Koma von Kometen passiert, deren Reflexion jene des Kometenkerns überlagert. Das wäre durchaus eine plausible Erklärung, allerdings bräuchte es eine Wärmequelle, um eine solche Koma um Ultima entstehen zu lassen und aufrecht zu erhalten. Von der Sonne ist Ultima dafür aber definitiv viel zu weit entfernt (und eine alternative Wärmequelle ist bislang hier nicht bekannt.“
Eine noch „bizarrerer Vorstellung“ skizziert indes die New-Horizons-Missionswissenschaftlerin Anne Verbiscer von der University of Virginia: „Ultima könnte von einem ganzen Schwarm kleiner und taumelnder Monde umgeben sein. Wenn jeder dieser Monde sozusagen seine eigene Lichtkurve hat, so könnten diese gemeinsam durch eine sogenannte Superposition den Eindruck einer gemeinsamen aber eben für uns zu schwachen lichtkurve erwecken, wie sie ebenfalls nicht der eigentlichen Lichtkurve des Kernobjekts entsprechen würde.“ Während auch diese Erklärung plausibel sein könnte, so gibt es bislang jedoch noch keinen bekannten Körper, der von einer solchen Wolke aus Monden umgeben ist.
„Vielleicht ist es aber auch etwas, was wir bislang einfach noch nicht in Betracht gezogen haben“, gibt Stern abschließend zu bedenken. „Ganz gleich wie, in wenigen Tagen werden wir es wissen.“ Die Sonde wird Ultima Thule am 31. Dezember 2018 und 1. Januar 2019 in dichtester Entfernung passieren. Einen Tag später erwarten die Wissenschaftler dann die Aufnahmen des Vorbeifluges.
…und GreWi wird berichten.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Ultima Thule: Pluto-Sonde „New Horizons“ nimmt nächstes Ziel ins Visier 20. Dezember 2018
© grenzwissenschaft-aktuell.de