Kosmischer Beschuss: Doch keine Schutzschildfunktion des Jupiter für innere Planeten
Der Gasplanet Jupiter.
Copyright: NASA/JPL/University of Arizona
Pasadena (USA) – Bislang galt der Gasplanet Jupiter vielen Astrophysikern als „Staubsauger des Sonnensystem“ und „Beschützer der Erde“, der aufgrund seiner gewaltigen Anziehungskraft regelmäßig Kometen und Asteroiden davon abhält, ins Innere Sonnensystem vorzustoßen und hier eine Gefahr für unseren Planeten und das Leben darauf darstellt. Eine neue Studie stellt diese Schutzfunktion nun nicht nur in Frage und kommt sogar zu dem gegenteiligen Schluss.
Wie Dr. Kevin Grazier vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) im Fachjournal „Astrobiology“ (DOI: 10.1089/ast.2015.1321) berichtet, zeigen neuen Computermodelle, dass es gerade die gewaltigen Schwerkräfte von Jupiter und Saturn sind, die schon von jeher Kometen und Asteroiden in unsere Richtung lenken.
Zugleich waren es wahrscheinlich aber auch genau diese kosmischen Treffer, mit denen gewaltige Mengen an Wasser, Sauerstoff und andere für die Entstehung des Lebens wichtige flüchtige Elemente zur Erde gelangten: „Ohne den von Jupiter erzeugten Kometenregen, wäre auf der Erde wahrscheinlich nie Leben entstanden“, so der Forscher.
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Durch die Neuberechnung der Bahnen von mehr als 30.000 hypothetischen Partikeln und Körpern zwischen Jupiter und Neptun über einen Zeitraum von 100 Millionen Jahren kam der Wissenschaftler jetzt zu viel genaueren Ergebnissen, wie sie Mitte der 1990er Jahre schlichtweg noch nicht möglich gewesen waren, für eine Beurteilung der Schutzschildfunktion des Jupiter aber unerlässlich sind.
Tatsächlich gerät gerade durch die Existenz von Jupiter als Gasriese und nicht als „gescheiterter“ Jupiterkern von immer noch rund 15 Erdmassen, eine bedeutende Anzahl der simulierten Partikel auf einen die Bahn der Erde kreuzenden Kurs. Statt also das Innere Sonnensystem vor einem kosmischen Beschuss zu schützen, unterstützen sich die beiden Gasriesen Jupiter und Saturn auch noch dabei, deutlich mehr Material in Richtung der inneren Planeten zu lenken, als dies bislang vermutet wurde.
„Ohne Saturn würde eine Vielzahl der simulierten Partikel sich sogar sehr viel wahrscheinlicher zu einem weiteren Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Uranus zusammenfinden, als ins Innere Sonnensystem vorzudringen“, so Grazier und führt weiter aus: „Ebenso würde ein nicht vorhandener Jupiter einen Gürtel als Planetesimale (also den Vorstufen von Planeten) außerhalb des inneren Teil des Sonnensystems binden.“
Für die Forscher zeigt das neue Modell, dass durch das von Jupiter und Saturn in unsere Richtung gelenkte Material, Atmosphären und Hydrosphären auf sonst trockenen und ungeschützten Planeten erschaffen kann.
Wie Gizmodo.com berichtet, stimmt auch der Astrophysiker Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech) den Neuberechnungen zu. Der Wissenschaftler hatte schon zuvor im Fachjournal „PNAS“ dargelegt, dass im frühen Sonnensystem ein dichter Gasnebel die noch junge Sonne umgab und Jupiter auf seiner einstigen Bewegung in Richtung Sonne frühe Planetesimale in die Sonne selbst lenkten und so das innere Sonnensystem säuberte. Dadurch zerstörte Jupiter also wahrscheinlich nicht nur eine frühe Generation von sonnennahen Super-Erden, sondern bereitete auch die Bühne für die Entstehung unserer heutigen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars.
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