Kepler-Daten offenbare direkte Hinweise auf sternenlose erdgroße Planeten
Manchester (Großbritannien) – In den Daten des NASA-Welttraumteleskops „Kepler“ haben britische Astronomen deutliche Hinweise für von Planeten gefunden, die das All durchstreifen, ohne an einen Stern gebunden zu sein. Unter den entdeckten sternenlosen Planeten befinden sich auch erdgroße Exemplare.
Wie das Team um Iain McDonald von der University of Manchester (mittlerweile Open University) aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ (DOI: 10.1093/mnras/stab1377) berichtet, haben sie die Belege für die „freien Planeten“ in Daten der K2-Mission des Weltraumteleskops-Kepler von 2016 entdeckt. Während dieser zweimonatigen Beobachtungsphase nahm das Teleskop ein dicht besetztes Sternenfeld mit Millionen von Sternen in der Nähe des galaktischen Zentrums alle 30 ins Visier, um hier seltene Mikrolinsen-Ereignisse zu finden. Auf diese Weise entdeckte das Team 27 kurzfristige Kandidaten für Mikrolinseneffekt-Signale, die zwischen einer Stunde und 10 Tagen währten.
Hintergrund: Mikrolinseneffekt
Als Mikrolinseneffekt (microlensing) bezeichnen Astronomen Gravitationslinsen, bei denen der Abstand zwischen den verschiedenen durch die Gravitationslinse erzeugten Bildern des Hintergrundobjekts so gering ist, dass sie von heutigen Teleskopen nicht getrennt beobachtet werden können und auch die Lichtablenkung nicht gemessen werden kann.Die Wirkung der Gravitationslinse zeigt sich dann dadurch, dass das Gesamtlicht der unaufgelösten Bilder des Hintergrundobjekts heller erscheint, als es ohne die Linse wäre. Eine solche Verstärkung wäre an sich noch nicht leicht erkennbar, da die eigentliche Helligkeit und Entfernung des Hintergrundobjekts normalerweise nicht bekannt sind. Bewegen sich aber Linse und Hintergrundobjekt am Himmel sehr nahe aneinander vorbei, dann nimmt die Helligkeit während eines solchen Mikrolinsen-Ereignisses in charakteristischer Weise zu und wieder ab, während das durch den Einsteinradius gegebene Gebiet hoher Verstärkung durchquert wird.
Eine Vielzahl dieser Ereignisse hatten Astronomen und Astronominnen schon zuvor anhand von bodengestützten Beobachtungen entdeckt. Vier dieser Ereignisse waren bislang aber unbekannt und stimmen mit Signalen von erdgroßen Planeten überein.
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“Diese Ereignisse zeigen keine dazugehörigen längeren Signale, wie sie von vorhandenen Zentralgestirnen erzeugt werden würden, was den Schluss nahelegt, dass es sich um freie Planeten handelt“, so die Forschenden. „Solche Planeten sind vermutlich ursprünglich um Sterne entstanden, bevor sie aus deren Planetensystemen aufgrund von Schwerkraftwechselwirkungen mit schwereren Planeten herauskatapultiert wurden.“
Jetzt sei es an den Teleskopen der nächsten Generation, die Beobachtungen weiter zu verfolgen und zu überprüfen. Die Bestätigung der Existenz und Natur sternenloser Planeten wird eines der Hauptziele etwa des Nancy-Grace-Roman-Weltraumteleskops der NASA oder der europäischen Euclid-Mission sein, die ebenfalls nach Mikrolinsen-Signalen suchen soll.
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Recherchequellen: The Royal Astronomical Society
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