Schematische Darstellung eines den Stern KIC 8462852 umkreisenden Ringplaneten mit einem schwankenden Ringsystem (Illu.).
Copyright/Quelle: Sucerquia et al.
Antioquia (Kolumbien) – Seit bald zwei Jahren rätseln Astronomen und Astrophysiker über das ebenso rätselhafte wie einzigartige Lichtmuster des rund 1.500 Lichtjahre entfernten Sterns KIC 8462852. In Ermangelung einer Erklärung durch bekannte astrophysikalische Phänomene wollen selbst Wissenschaftler exotische Erklärungen bis hin zu einer gewaltigen künstlichen Struktur, die den Stern umkreist, nicht gänzlich ausschließen (…GreWi berichtete, s. Dossier-Link u.). Jetzt präsentieren kolumbianische Forscher ein neuen Erklärungsmodell, dass die Helligkeitsschwankungen im Licht des Sterns dann doch astrophysikalisch zu erklären versucht.
Wie das Team um Mario Sucerquia von der University of Antioquia vorab via ArXiv.org berichten, könnte das Lichtmuster von einem den Stern dicht umkreisenden Saturn-artigen Planeten erklärt werden, der selbst von in sich wankenden Ringsystemen umgeben ist und dadurch die unregelmäßig erscheinenden Verdunkelungen des Sternenlichts um bis zu 22 Prozent verursachen.
Da die Ausrichtung der Ringe selbst stetig buchstäblich schwankt, wirkt sich die Blockade des Licht seines Sterns für den Betrachter von der Erde aus unterschiedlich stark aus und den stärkeren Verdunkelungen gehen schwächere voran bzw. folgen diesen.
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Um ihre Theorie zu untersuchen, simulierten die Forscher um Sucerquia die Lichtkurve eines solchen Ringplaneten, der den Stern auf der Distanz von etwa einem Zehntel des Abstand zwischen Erde und Sonne umkreist. Hierbei stellten sie zugleich fest, dass es die Schwerkraftauswirkung des Sterns selbst war, die das Ringsystem zum Schlingern bringen kann. „Auf diese Weise würde die Silhouette dieses Ringsystem von der Erde aus betrachtet sehr ungleichmäßig und von Transit zu Transit unterschiedlich erscheinen.
Die in den Simulationen erzeugten unterschidlichen Ausrichtungen des schwankenden Ringsystems (Illu.).
Copyright/Quelle: Sucerquia et al.
Es ist dieses schwankende Ringsystem, das das neue Modell von den früheren Ideen eines Ringplaneten um KIC 8462852 unterscheidet. Diese Planeten hätten schließlich derart groß sein müssen, dass es sich schon fast um Zwergsterne handeln müsste (…GreWi berichtete). Das neue Modell benötigt hierzu nur noch einen in etwa Saturn-großen Gasplaneten, sogar schon ein Planeten von der Größe unseres Neptun würde laut den Autoren genügen, um das Rätsel um KIC 8462852 zu erklären.
Wie der „New Scientist“ berichtet, zeigen sich andere Astronomen von dem neuen Konzept jedoch noch nicht überzeugt und zitiert Keivan Stassun von der Vanderbilt University. Für ihn gibt es bislang keinen Hinweis auf eine für den skizzierten Planeten notwendige quasiperiodische oder gar periodische (also regelmäßig gleichartig wiederkehrende) Abdimmung des Sternenlichts.
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Angesichts der Kritik bemerkt Sucerquia, dass es für die merkwürdige Lichtkurve auch noch andere Erklärungen geben könnte – etwa einen zerbrechenden Mond. Hierzu bezieht er zukünftig auch die neusten Ergebnisse der gezielten Beobachtung des Sterns.
„Ziel unserer Studie ist zu zeigen, dass es verschiedene Mechanismen gibt, die die Lichtkurve von Sternen verändern können. Diese Veränderungen können von den Dynamiken eines Mondes oder Ringsysteme auch schon innerhalb kurzer Zeitskalen hervorgerufen und vielleicht schon in einigen Jahren direkt beobachtet werden.“
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