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Künstliche oder astronomische Objekte um fernen Stern? Neue Diskussionen um KIC 846852

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Diese Aufnahme des Keck-Observatory zeigt KIC 8462852 im Vergleich zu seinem Begleitstern.

Copyright/Quelle: Boyajian et al.

Cambridge (USA) – Das sich stark verändernde Lichtmuster des rund 1.485 Lichtjahre entfernten Sterns KIC 846852 stellt Astronomen nun schon seit knapp einem Jahr vor ein Rätsel, da sich bislang nur schwerlich eine natürlich-astrophysikalische Erklärung für die bis zu 20-prozentige Abdunklungen des Sterns finden ließen. Zugleich bleibt auch die exotische Erklärung des Lichtmusters in Form einer gewaltigen künstlichen Struktur um den Stern bislang nicht mehr als eine Hypothese. Zwei weitere Studien und eine Crowdfunding-Kampagne wollen nun dazu beitragen, die Rätsel um KIC 846852 zu lösen.

Lange Zeit galt unter Astronomen und Astrophysikern die Vorstellung einer gewaltigen Ansammlung von Kometentrümmern als wahrscheinlichste Erklärung für das eigenartige Lichtmuster (…GreWi berichtete). Folgebeobachtung konnten jedoch keine für dieses Szenario eigentlich charakteristischen Infrarotsignaturen finden.

Zudem fand Professor Bradley E. Schaefer vom Lehrstuhl für Physik und Astronomie an der Louisiana State University in 100 Jahre zurückreichenden astronomischen Aufzeichnungen Hinweise dafür, dass der Stern neben den beobachteten jüngsten Verdunkelungsereignissen sich bereits seit mindestens einem Jahrhundert kontinuierlich leicht abdunkelt. Auch für diesen Vorgang, so erläutert Bradley, stellen Kometen keine Erklärung dar (…GreWi berichtete).

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Doch genau diese Beobachtungen ziehen nun Michael Hipke und Daniel Angerhausen in Zweifel und erläutern warum sie glauben, dass die von Schaefer beschriebene jahrhundertlange Abdimmung im Licht des Sterns lediglich ein Deutungsfehler der historischen Aufzeichnungen ist und die unterschiedliche Qualität der unterschiedlichen Instrumente nicht korrekt beachtet wurde.

Während Bradley sich gegen diesen Vorwurf verwehrte und erläuterte, dass die Helligkeit der bekannten Sterne als von den unterschiedlichen Instrumenten und Beobachtungszeiten unabhängige Referenz verwendet wurde, konnten Hippke und Angershauen mittlerweile gemeinsam mit Keivan Stassun, Michael Lund und Joshua Pepper von der Vanderbild University in einem Fachartikel in einer kommenden Ausgabe des „Astrophysical Journal“ und vorab auf ArXiv.org aufzeigen, dass auch andere Sterne in der verwendeten Photoplatten-Datenbank (DASCH) etwa in den 1960er Jahren einen vergleichbaren Helligkeitsschwund aufweisen. „Das deutet daraufhin, dass diese Helligkeitsabnahmen auf die verwendeten Instrumente und nicht auf tatsächliche Helligkeitsveränderungen dieser Sterne zurückzuführen sind.“

„Dennoch sind die (u.a. in jüngster Zeit) von Keppler gemessenen Helligkeitsabnahmen des Sterns real“, so Hippke und Kollegen abschließend. „Irgendetwas umkreist diesen Stern und wir haben noch immer keine Vorstellung darüber, was das ist.“

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Künstlerische Darstellung der Vorstellung eines Transits einer Kometenfamilie vor dem fernen Stern “ KIC 8462852″ (Illu.).

Copyright: NASA/JPL-Caltech

Genau dieser Frage haben sich kürzlich die Astronomen Mike Dunham, Glen Petitpas, und Lars Kristensen vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) angenommen. Um die Hypothese eines den Stern umkreisenden exotischen Kometenschwarms bzw. deren Trümmer (…GreWi berichtete) zu untersuchen, nutzten sie die Submillimeter Array und das James Clerk Maxwell Telescope, um nach den hierfür zu erwartenden, charakteristischen Wärmesignaturen zu suchen – jedoch ohne Erfolg.

„Somit können (die Forscher) die Grenzen des den Stern (möglicherweise umkreisenden) Materials auf etwa ein Zehntel der Masse des Erdmondes  eingrenzen – zumindest in jenen Regionen, in denen das meiste des Kometenstaubs (und der Trümmer) zu erwarten wären“, erläutert so die CfA-Pressemitteilung und führt weiter aus: „Im gesamten System (um KIC 846852) liegt dieser Wert unterhalb von acht Erdenmassen.“

Laut den Wissenschaftlern lassen derart geringe Mengen die Vorstellung von einer katastrophalen planetaren Großkollision unwahrscheinlich erscheinen. Zugleich entspreche die Menge jedoch dem vollständigen Auseinanderbrechen einer Gruppe von etwa 30 mit dem Halleyschen Kometen vergleichbaren Körpern. „Wie es zu einem derartigen Ereignis kommen kann, ist bislang aber noch rätselhaft. So lange (sich das nicht ändert) bleiben auch alle anderen vorstellbaren Szenarios erlaubt. Die neuen Ergebnisse liefern aber eine klare Grenze für die Menge an staubigem Material um diesen merkwürdigen und einzigartigen Stern.“

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Zwei bislang einzigartige, nicht-periodisch wiederkehrende Abdunklungen im Lichtmuster des Sterns „KIC 8462852“.

Copyright/Quelle: Boyajian et al.

Um mehr darüber herauszufinden, was das Licht von KIC 846852 in unregelmäßigen Abständen und unterschiedlich stark abschwächt, haben die Erstentdecker des sonderbaren Lichtmusters um die Astronomin Tabetha Boyajian von der Yale University jetzt eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.

02697Das Logo der Crowdfunding-Kampagne.

Ziel dieser Kampagne ist es, 100.000 Dollar einzunehmen um damit genügend Beobachtungszeit mit einem globalen Netzwerk von Teleskopen auf der Erde zu sichern, um weitere Abschwächungs- bzw. Transitereignisse genau do beobachten, zu dokumentieren und auszuwerten. „Nur mit Hilfe weiterer Daten können wir Antworten auf viele Fragen rund um KIC 846852 finden und zumindest die unterschiedlichen Theorien einer eingehenden Prüfung unterziehen“, so die Astronomin.

Bis zum Redaktionsschluss dieser Meldung konnte die noch bis zum 17. Juni 2016 laufende Kampagne bereits fast ein Fünftel der erhofften Gesamtsumme einnehmen.

– Die Webseite der Kampagne finden Sie HIER

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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