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Kontroverse um Feenkreise: Forschungsteam widerlegt Euphorbia-Hypothese

Drohnenaufnahme der Feenkreise und eines einsamen Baumes in den Giribes Plains. Hunderttausende von Feenkreisen kommen in der Giribes vor, ohne dass Büsche der Euphorbia damarana in der Nähe sind. Copyright: Dr. Stephan Getzin
Drohnenaufnahme der Feenkreise und eines einsamen Baumes in den Giribes Plains. Hunderttausende von Feenkreisen kommen in der Giribes vor, ohne dass Büsche der Euphorbia damarana in der Nähe sind.
Copyright: Dr. Stephan Getzin

Göttingen (Deutschland) – Zwar ist grundsätzlich bekannt, dass es für die sogenannten Feenkreise in der Namib-Wüste eine natürliche Erklärung gibt, doch welche genau das ist, darüber sind sich Wissenschaftler bis heute immer noch nicht ganz einig. Eine der ersten Theorien darüber, was kreisförmig die Graslandvegetation entfernt und verhindert, wurde nun von einem Forschungsteam der Universität Göttingen widerlegt.

Bereits 1979 veröffentlichte der südafrikanische Botaniker Theron G.K. Theron die ersten Forschungen über Entstehung der sogenannten Feenkreise. Seine Hypothese war, dass giftige Substanzen aus den Blättern der Euphorbia damarana die Feenkreise verursachen. Im Rahmen einer neuen Studie fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen und des Gobabeb Namib Research Institute die ursprünglichen Euphorbia-Pflanzen, die Teil von Therons Studie waren. Vier Jahrzehnte nach Therons Überlegungen sind die Forschenden nun in der Lage, seine ursprüngliche Hypothese schlüssig zu widerlegen.

Wie das Team um Dr. Stephan Getzin von der Abteilung Ökosystemmodellierung an der Universität Göttingen aktuell im Fachjournal „BMC Ecology and Evolution“ (DOI: 10.1186/s12862-021-01834-5) berichtet, bemerkte Theron in den späten 1970er Jahren in der Giribes-Region im Nordwesten Namibias mehrere absterbende und sich zersetzende Euphorbia-Büsche. „Er schlug daher vor, dass giftige Substanzen aus den Blättern dieser Pflanze die Gräser abtöten und Feenkreise hervorrufen könnten, und seine Hypothese wurde 1979 veröffentlicht“, erläutert die Pressemitteilung der Universität Göttingen.

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Im Rahmen der aktuellen Studie kehrten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dasselbe Gebiet zurück und konnten die ursprünglichen Metallstäbe ausfindig machen, mit denen der Forscher die Pflanzen markiert hatte. Im Jahr 2020 dokumentierte das Team diese abgelegenen Standorte dann zum ersten Mal im Detail, wobei es sowohl bodengestützte Fotografien als auch hochauflösende Drohnenbilder und historische Satellitenaufnahmen verwendete.

In der aktuellen Untersuchung zeigt das Forschungsteam nun, dass sich keiner der markierten Euphorbien-Standorte zu einem Feenkreis entwickelte, stattdessen aber um alle Metallstäbe sogar langlebige Grasbüschel wuchsen. „Dies widerspricht der Hypothese, dass die Gifte der Euphorbien das Wachstum anderer Pflanzen hemmten, weil diese Gräser überlebten. Da die Euphorbien-Hypothese besagt, dass nur abgestorbene und verrottende Büsche einen kahlen Fleck hervorrufen würden, maßen die Forschenden auch die Größe der absterbenden Euphorbien und verglichen sie mit den Größen der Feenkreise in denselben Untersuchungsparzellen.“

Ein vitaler Euphorbia-damarana-Busch, der am Rande eines viel größeren Feenkreises in der Region Brandberg wächst. Die Größenverteilung der abgestorbenen Sträucher stimmte nicht mit den Größen der Feenkreise in der Studie überein. Copyright: Dr. Stephan Getzin
Ein vitaler Euphorbia-damarana-Busch, der am Rande eines viel größeren Feenkreises in der Region Brandberg wächst. Die Größenverteilung der abgestorbenen Sträucher stimmte nicht mit den Größen der Feenkreise in der Studie überein.
Copyright: Dr. Stephan Getzin

Außer in der Giribes wurde dieser zweite Teil der Studie auch am Brandberg durchgeführt. In beiden Regionen konnten die Durchmesser der zerfallenden Euphorbien weder die Größen der viel kleineren, noch der viel größeren Feenkreise erklären. In einem dritten Teil der Studie wurden die räumlichen Muster der Feenkreise direkt mit den Mustern der Euphorbien in denselben Gebieten verglichen, um einen möglichen Zusammenhang zwischen beiden Verteilungen in den Regionen Giribes, Brandberg und Garub zu untersuchen. „Die Muster von Büschen und Feenkreisen stimmten jedoch nicht überein“, so die Forschenden. „In vier von fünf Parzellen unterschieden sich die Muster signifikant, wobei die Kreise regelmäßig verteilt waren, während die Euphorbien überwiegend geklumpt auftraten. Folglich ist der Prozess, der das Muster der Feenkreise erzeugt, ein anderer als der, der das Muster der Euphorbien erzeugt.“

Abschließend erläutert Getzin; „Als Theron vor mehr als vier Jahrzehnten seine ursprüngliche Euphorbien-Hypothese veröffentlichte, war er ein Pionier in der Feenkreis-Forschung: Damals war fast nichts über sie bekannt. Heute jedoch sehen wir das langfristige Ergebnis seines frühen Experiments und müssen – basierend auf unseren detaillierten Feldbeobachtungen – die Euphorbien-Hypothese verwerfen. Das Widerlegen von Hypothesen über den Ursprung von Feenkreisen ist ein wichtiger Schritt zur Lösung ihres Rätsels, weil es unser wissenschaftliches Verständnis voranbringt. Es ermöglicht uns, wahrscheinlichere Mechanismen zu identifizieren, die diese erstaunlichen Formationen sowie andere faszinierende biologische Phänomene erklären.“




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Quelle: Universität Göttingen

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Andreas Müller
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