Kontroverse um Yeti-Skulpturen in Nepal
Kathmandu (Nepal) – In Deutschland sind sie hauptsächlich in Form des Berliner Bären, in der Schweiz durch Kühe bekannt: Lebensgroße Glasfaserskulpturen, die im In- und Ausland an touristischen Orten aufgestellt, für das jeweilige Herkunftsland werben sollen. Für das kommende Jahr hat auch die nepalesische Regierung die Idee in Form von Yeti-Skulpturen übernommen – und mit der künstlerischen Interpretation des sagenumwobenen „Schneemenschen“ für eine landesweite Kontroverse gesorgt.
„Das ist nicht richtig. Unsere Regierung kann nicht einfach machen, was sie will. Wenn Sie mich gefragt hätten, was das darstellen soll, hätte ich es nicht gewusst“, zitiert BBC-Nepali einen Passanten angesichts einer ganzen Reihe der von der „Visit Nepal 2020“-Initiative lancierten Werbeskulpturen.
Ähnlich sieht das auch Ram Kumar Pandey, ein lokaler Autor zahlreicher Bücher über den Yeti: „In unseren Volkssagen wird der Yeti stets als große, affenartige Kreatur beschrieben. Diese neuste Darstellung zeigt ihn aber eher als Sumo-Ringer. Das stimmt ganz und gar nicht mit den mystischen Eigenschaften des Wesens überein, wie es in unseren Legenden beschrieben wird.“ Andere Historiker unterstützen den Autoren in seiner Aussage.
Hintergrund: Der Yeti
Was in Nordamerika als „Bigfoot“ oder „Sasquatch“ bezeichnet wird, ist im Himalaya der auch als „Schneemensch“ bezeichnete Yeti. Wie die über seine Verwandten weltweit, so sind auch die Berichte und Erzählungen über den Yeti bereits Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende alt. In den meisten Fällen wird der Yeti als großes, affenartiges aber auf zwei Beinen aufrechtgehendes und meist aggressives Wesen beschrieben. International Aufsehen erregten die Geschichten rund um den Yeti in moderner Zeit bereits in den 1920er Jahren, als Expeditionen zum Himalaya erstmals von großen Fußspuren im Schnee berichteten. Unzählige Menschen wollen ähnliche Abdrücke aber auch den Yeti selbst seither gesehen und in einigen Fällen sogar fotografiert und gefilmt haben. Neben der Vorstellung vom Yeti als wissenschaftlich noch nicht beschriebene Art und damit als ein sogenannter Kryptid, sehen Skeptiker (allen voran die Bergsteigerlegende Reinhold Messner) in den Geschichten vom Yeti nichts anderes als eine Verwechselung mit lokalen Bären. Auch Genanalysen angeblicher Haar- und Gewebeproben von Yetis, die ebenfalls zu dem Schluss kamen, dass die Legende vom Yeti auf Verwechselungen mit Bären zurückzuführen seien, konnten die Kontroverse um die Frage nach der Existenz des Yeti nicht gänzlich beilegen und wurden von Kryptozoologen kritisiert (…GreWi berichtete).
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Im Folgenden finden Sie eine Auswahl der wichtigsten GreWi-Meldungen rund um den Yeti, die Suche nach ihm und die fortwährende Kontroverse:
Bigfoot-Experte erklärt die von der indischen Armee entdeckten „Yeti-Fußspuren“ 1. Mai 2019
Experte kritisiert neue Yeti-DNA-Studie 29. November 2017
Kryptozoologen hoffen auf DNA-Beweise in Bigfoot-Nestern 23. Juni 2017
Yeti-DNA-Studie: Forscher zweifeln an Eisbären im Himalaya 17. März 2015
Yeti-DNA-Studie veröffentlicht: Kein Nachweis unbekannter Großprimaten 2. Juli 2014
Bigfoot-DNA-Studie: Gen-Analyse legt nahe, dass kaukasische Yetis Nachfahren bislang unbekannter Frühmenschen sein könnten 2. November 2013
Anthropologe und Bigfoot-Experte Dr. Jeff Meldrum kommentiert Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Yeti-DNA-Analyse 25. Oktober 2013
Angesichts der Beschwerden verwehrt sich das für die Skulpturen verantwortliche “Yeti Art Committee” gegen die Kritik an den Skulpturen mit einem Stückpreis von rund 4.000 Euro: „Der Yeti ist eine mystische Figur und das lässt eine Menge Raum für künstlerische Interpretationen. Unser Ziel ist es, den Yeti als ein Emblem des Friedens zu etablieren, das eher Versöhnlichkeit und Demut ausstrahlen soll, statt ein beängstigendes Wesen zu zeigen“, erläutert der Koordinator der Initiative Prem Prabhat Gurung gegenüber der BBC. „Rund um den Globus sollen die Menschen Nepal einzig als das Land des Mount Everest, des Buddha oder Gurkha kennen. Der Yeti kann zudem unsere Einzigartigkeit ausdrücken.“
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Auch der verantwortliche Künstler Ang Tsherin Sherpa verteidigt seine Arbeit gegenüber dem Sender: „Ich habe für meinen Entwurf keine literarischen Vorlagen verwendet. Meine Skulptur basiert auf den Geschichten, die ich als Kind gehört habe und auf meinen Glauben an Buddha.“ Zudem sei seine Version – im Gegensatz zu einem haarigen Yeti – sehr viel einfacher individuell zu bemalen. Und auch darum geht es – wie schon zuvor beim Berliner Bären, der Schweizer Kuh oder dem Saarbrücker Löwen – beim Visit-Nepal-Yeti.
Quellen: visitnepal2020.com / BBC Nepali
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