Kurioses Lichterschauspiel am Himmel über Castrop-Rauxel

Standbild aus dem Video. Copyright/Quelle: Ulrike Gogel / WDR
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Standbild aus dem Video.Copyright/Quelle: Ulrike Gogel / WDR

Standbild aus dem Video.
Copyright/Quelle: Ulrike Gogel / WDR

Castrop-Rauxel (Deutschland) – Lichter am Himmel über Castrop-Rauxel sorgten in der Nacht vom 26. März 2023 für Aufsehen unter Anwohnern und in der Folge eines Beitrags in WDR-Fernsehens für zahlreiche Reaktionen und Erklärungsversuche.

Wie der WDR berichtet (siehe auch folgendes Video) haben mehrere Anwohner in Castrop-Rauxel Sonntagnacht, kurz nach 23 bis etwa zwei Uhr morgens einen Lichtpunkt in den Wolken beobachtet, der „im Abstand von fünf Sekunden immer und immer wieder in der Wolkendecke auftauchte“.

Auf einer Aufnahme des Phänomens zeigte sich dann noch eine weitere Erscheinung: Anhand des Videos entsteht hier der Eindruck eines weiteren kugelförmigen Lichts, dass in Richtung des wiederkehrenden Lichtes in den Wolken einzufliegen und dabei sogar eine Leuchtspur am Himmel und durch die Wolken hindurch zu hinterlassen scheint.

 

GreWi meint…
Zunächst kann man den im Bericht zitierten WDR-Meteorologen zustimmen, wenn diese anmerken, dass es sich wahrscheinlich nicht um ein „natürliches Wetterphänomen“ handelt. Hierzu ist die Erscheinung des ersten Lichtes zu regelmäßig. „Zudem spricht die doch extrem lange Dauer von (so die Angaben im Beitrag verlässlich sind) von mindesten drei Stunden gegen diese Vorstellung“, erläutert auch GreWi-Herausgeber Andreas Müller zu dem Vorfall.

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Zugleich widerspricht Müller jedoch der Einschätzung eines vom WDR ebenfalls zitierten Veranstaltungstechnikers, wenn dieser erklärt, es könne keine von Scheinwerfern erzeugte Erscheinung sein, da hierzu die typischen auseinandergehenden Lichtkegel vom Boden Richtung Himmel fehlen würden. „Tatsächlich gibt es Wetter- und Bewölkungslagen, bei denen sich die zum Himmel projizierten Lichter erst in Form eines Lichtkreises an der Wolkendecke abzeichnen und es nicht zu dem (von den meisten Veranstaltern vermutlich eigentlich gewünschten) Lichtkegeln à la Hollywoodpremiere kommt“, so Müller. Damit schließt sich der Journalist der Meinung des UFO-Forschers Hans-Werner Peiniger von der GEP an, wenn dieser auch darauf hinweist, dass die Lichtkegel auch mit zunehmender Entfernung immer schwächer sichtbar werden.

Kontrastverstärktes Standbild der Leuchtspur.Copyright/Quelle: Ulrike Gogel / WDR

Kontrastverstärktes Standbild der Leuchtspur.
Copyright/Quelle: Ulrike Gogel / WDR

Das im Video sichtbare zweite Phänomen, das wie ein über den Himmel in einer leichten Kurve zufliegendes weiteres Leuchtobjekt erscheint, sei hingegen schwerer zu erklären, so Müller weiter: „Das liegt aber vor allem auch daran, dass sich aus dem Video selbst nur bedingt weitere Informationen ablesen lassen.“

Hinzu erschwere die Aufnahmetechnologie selbst eine Bewertung: „Hier sehen wir, wie so oft, Aufnahmen einer Smartphone-Kamera, die zwar Vordergründung mit zigfacher Megapixel-Auflösung daherkommen, doch die Kameras selbst, Linsen und Bildchips sind viel zu klein, um derart weit entfernte Objekte und Phänomene hochauflösend abzubilden. Unsere Handykameras sind für den Nahbereich und im besten Falle gute Lichtverhältnisse ausgelegt. Sie machen tolle Aufnahmen unseres Essens im Restaurant, Sefies auf kurze Distanz und Panoramabilder im Urlaub. Doch schon nach wenigen Metern verlieren sich kleinere Details in zusammenlaufenden Pixeln und schwierigen Belichtungszeiten. Hinzu kommen meist automatische Einstellungen und Filter, die Bilddaten reduzieren und so verfälschen. Ein Objekt, dass sich – zudem noch bei Nacht ¬– durch die meist Hunderte Meter entfernte Wolkendecke bewegt oder an dieser reflektiert oder vom Boden ausgesandt wird, wird auch von einem Pixel-potenten Mega-Smartphone niedrig aufgelöst abgebildet.“ Es sei ein weitverbreiteter Irrtum, dass der Umstand, dass doch nahezu jedermann heutzutage eine Megapixel-Kamera mit sich trägt, auch zu einer Schwemme von hochaufgelösten UFO-Fotos führen sollte, so Müller weiter.

„Die Nachtaufnahme (wenig Licht) führt hinzu gerade bei digital-automatischen Handykameras dazu, dass die Belichtungszeit verlängert und die ISO-Werte hochgezogen werden. Dadurch kommt es sehr leicht vor, dass das, was auf dem Bildsensor abgebildet wird, gar nicht wirklich vorhanden war. Man könnte auch sagen, dass Lichtechos und andere Pixelartefakte für kurze Zeit auf dem Sensor regelrecht hängen bleiben und auf Fotos oder wie hier im Film abgebildet werden. Genau diesen Eindruck macht zumindest die bläuliche Lichtspur auf dem Film.“

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Müller vermutet also, dass diese Spur gar nicht Teil der natürlichen Szenerie war. Um was es sich bei dem diese Spur erzeugenden Lichtquelle handelt, gehe aus der Aufnahme selbst leider nicht hervor. „Das kann nun sehr viel gewesen sein. Angefangen von der Reflexion irgendeiner nahen Lichtquelle außerhalb des Bildausschnitts, dafür aber im Linsensystem der Kamera selbst, über eine Spiegelung in einer Scheibe, durch die vielleicht gefilmt wurde(?) ein tatsächliches Licht am Himmel oder gar ein exotisches Flugobjekt.“

Laut Müller bräuchte es für weitere Einschätzungen und Antworten auf diese Frage weitere unabhängige Aufnahmen des Ereignisses aus unterschiedlichen Perspektiven und Standpunkten. „Diese liegen bislang aber leider (noch) nicht vor.“ (Stand Redaktionsschluss dieser Meldung 3. April 2023, 14:00h).




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Recherchequelle: WDR, eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

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