Leben auf der Venus? Forscher hoffen schon in wenigen Wochen auf weitere Daten
Saarbrücken (Deutschland) – Die Nachricht des Biomarkers Phosphin in der Atmosphäre der Venus hat vergangene Woche nicht nur die Astronomie- und Wissenschaftsgemeinde elektrisiert. Als unmittelbare Folge wurden bereits erste Forschungsförderungen und möglichst baldige neue Missionen zur Venus auf den Weg gebracht und angedacht. Während die Realisierung solcher Missionen noch buchstäblich in den Sternen steht, wird hingegen schon Mitte Oktober eine Sonde die Venus passieren. Von den Vorbeiflügen der europäisch-japanischen Mission “BepiColombo” erhoffen sich Wissenschaftler vielleicht schon jetzt erste interessante Daten.
Ziel der 2018 gestarteten Sonde “BepiColombo” ist eigentlich der innerste Planet unseres Sonnensystems: Merkur (…GreWi berichtete). Die Mission besteht aus zwei Sonden, die den Merkur umkreisen werden: dem „Mercury Planetary Orbiter“ (MPO) und dem „Mercury Magnetospheric Orbiter“ (MMO). Während MPO darauf ausgelegt ist, Oberfläche und Zusammensetzung des Planeten zu erforschen, erkundet MMO dessen Magnetosphäre. Weitere Ziele der Mission sind die Erforschung des Sonnenwindes, des inneren planetaren Aufbaus und Umfeldes von Merkur, sowie dessen Wechselwirkungen mit der sonnennahen Umgebung. Die Wissenschaftler erhoffen sich darüber hinaus neue Erkenntnisse zur Entstehung des gesamten Sonnensystems.
Die insgesamt siebenjährige Reise zum Merkur führt die Muttersonde auch nochmals an Erde und Venus vorbei, die sie nutzt, um in Form sogenannter Swing-By-Manöver ausreichend Schwung in Richtung Merkur zu erhalten (siehe folgendes Video).
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Der erste dieser Vorbeiflüge an der Venus findet zwischen dem 12.-15. Oktober 2020, also schon in wenigen Wochen statt. Ein zweiter folgt am 11 August 2021. Schon zuvor hatten die Missionswissenschaftler geplant, diese Vorbeiflüge an Erde und Venus für erste Tests der Instrumente unter Weltraumbedingungen durchzuführen.
Vor dem Hintergrund des jüngsten Nachweises des potentiell starken Biomarkers Phosphin in der Venusatmosphäre (…GreWi berichtete) sind die ESA-Missionswissenschaftler um Johannes Benkhoff nun gespannt auf den Test des MERTIS-Instruments. Das „Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer“ ist ein bildgebendes Infrarot-Spektrometer und Radiometer mit zwei ungekühlten Strahlungssensoren, die für Wellenlängen zwischen 7 und 40 Mikrometern empfindlich sind. Mit einer räumlichen Auflösung von 500 Metern soll es, am Merku angekommen, gesteinsbildende Mineralien auf der Oberfläche im mittleren Infrarotbereich identifizieren.
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„Theoretische könnten wir mit MERTIS auch Phosphin in der Venus-Atmosphäre entdecken“, attestiert Benkhoff gegenüber dem US-Nachrichtenmagazin „Forbes“, schränkt zugleich aber auch ein: „Allerdings ist nicht ganz sicher, ob das Instrument für diesen Nachweis während des aktuell bevorstehenden Vorbeifluges auch sensibel genug ist.“ Hinzu sei die Position der Sonde zur Venus beim bevorstehenden Vorbeiflug auch nicht ganz ideal für diese Suche.
Tatschlich passiert „BepiColombo“ die Venus im Oktober in einer Distanz von rund 10.660 Kilometern und auch die MERTIS-Kamera wird voraussichtlich keine ideale Ausrichtung auf den Planeten haben, weshalb die Missionswissenschaftler vermutlich auf die Kalibrierungskamera der Sonde zurückgreifen müssen. Für entsprechende Anpassungen der Ausrichtung der Sonde ist es vermutlich jetzt, so kurz vor dem Vorbeiflugdatum, schon zu spät – nicht so aber für den Vorbeiflug im August 2021. Dann wird die Sonde die Venus zudem auch in nur 550 Kilometern Distanz passieren – deutlich näher also, als Mitte Oktober.
Darüber hinaus, haben – nicht zuletzt in Folge der jüngsten Entdeckung – zahlreiche Raumfahrtnationen die Erforschung der Venus wieder ganz oben auf die Missionspläne gesetzt. So investiert etwa die NASA derzeit im Rahmen seines „Discovery“-Programms auch in die Konzeptausarbeitungen zweier Venus-Missionen: DAVINCI und VERITAS, die sowohl die Zusammensetzung der Venusatmosphäre als auch ihrer Oberfläche untersuchen und nach den Gründen für die unterschiedliche Entwicklung der sich grundsätzlich so ähnlichen Planeten Erde und Venus suchen sollen. Gemeinsam mit den USA plant auch die russische ROSKOSMOS seit Jahren mit „Venera D“ die Fortsetzung der einstigen sowjetischen Erkundungsreihe der Venus, innerhalb derer die bislang einzige erfolgreiche Landung auf der Venusoberfläche gelang. Mit dem Start einer solchen Mission, sollte eine Kopperation überhaupt zustande kommen, wird jedoch nicht vor Ende der 2020er Jahre gerechnet. Doch schon jetzt hat der ROSCSMOS-Chef Dmitry Rogozin die Venus (vor dem Hintergrund der bisherigen Sowjet-Missionen) als „russischen Planeten“ bezeichnet und Pläne für eine erneute unabhängige Erkundungsreihe angekündigt. Auch Indien plant derzeit an der Mission „Shukrayan-1“, innerhalb derer ein Orbiter die Venus erforschen soll. Befeuert durch die jüngsten Phosphin-Entdeckung will man die Sonde – deren Start für 2023 angesetzt ist – nun auch gezielt auch zur Suche nach Leben ausstatten. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) verfolgt weiterhin – mit einem Starttermin Anfang der 2030er Jahre allerdings eher langfristig – den Venus-Orbiter „EnVision“, der die Geologie der Venus erkunden soll. Diese Mission könnte dann allerdings eventuell auch alternative Erklärungen für den erbrachten Phosphin-Nachweis erbringen.
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Quellen: ESA, NASA, ISRO, ROSCOSMOS Euronews, Forbes, eigenen Recherchen v. GreWi
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