Künstlerische Darstellung des Objekts `Oumuamua (Illu.).
Copyright: ESO/M. Kornmesser
Kingston (Kanada) – Während (trotz zahlreicher gegenteliger Pressemeldungen) der aktuelle SETI-Lauschangriff auf das von außerhalb unseres Sonnensystem stammende Objekt mit der Bezeichnung ‚Oumuamua noch nicht abgeschlossen ist (Stand: 19.12.2017, 23 Uhr), innerhalb Astronomen nach potentiellen von dem Objekt ausgehenden intelligenten Radiosignalen fahnden (…GreWi berichtete), zeigen sich andere Astronomen vom natürlichen Ursprung des Objekts überzeugt, deuten es als Kometen und erklären zugleich, warum dieser dennoch in Sonnennähe keinen Schweif ausgebildet hatte. Zugleich könnte diese Deutung aber auch mögliches Leben im Innern vom ‚Oumuamua zulassen.
Wie das Team um Alan Fitzsimmons von der kanadischen Queens University aktuell im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-017-0361-4) berichtet, könnte es sich durchaus um einen interstellaren Kometen handeln, dessen eisiges Inneres von einer eine trockenen Kohlenstoffreichen Kruste vorm Verdampfen in Sonnennähe geschützt wurde.
Noch während der „interstellare Besucher“ in Reichweite großer Teleskope war, stellten Astronomen zahlreiche spektrale Beobachtungen des Objekts an, aus deren Daten Fitzsmmons und Kollegen nun schlussfolgern, dass die Oberfläche von ‚Oumuamua aus verschiedenen Materialien wie Metalle, Gestein und Eis zu bestehen scheint, die das Licht in unterschiedlicher Weise reflektieren. Dieser Material-Mix gleiche dem der Oberflächen von eisreichen Objekten im fernen Rand unseres eigenen Sonnensystems – der sog. Oortschen Wolke.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
„Wir vermuten, dass ‚Oumuamua auf die gleiche Weise aus seinem einstigen Heimatsystem geschleudert wurde, wie Objekte der Oortschen Wolke auch aus dieser in den interstellaren Raum katapultiert werden“, so die Autoren der Studie.
Wenn es sich aber um ein einst eisiges Objekt, einen Kometen, eines fernen Planetensystems handelt, warum zeigte er dann nicht spätestens bei seiner dichtesten Annäherung an unsere Sonne, während derer sich das Objekt dieser immerhin näher als der innerste Planet Merkur annäherte und dabei auf bis zu 300 Grad Celsius Oberflächentemperatur erhitzte, kein Anzeichen des für Kometen eigentlich charakteristischen Schweifs?
Schon zuvor hatten Astronomen untersucht, was mit kometenartigen Objekten im interstellaren Raum passieren würde, wenn sie diesen für mehrere Millionen bis Milliarden Jahren durchstreifen würden. „Ähnlich wie bei einem Soufleé würde die äußere Schicht mit der Zeit von der hier vorherrschenden starken kosmischen Strahlung regelrecht flambiert. Das Eis trocknet dabei aus und auf der Oberfläche verbäckt der zurückbleibende Kohlenstoff zu einer Kruste um den Kern.
Obwohl die Mechanismen dieses Vorgangs noch nicht ganz geklärt sind, vermuten Fitzsimmons und Kollegen, dass ‚Oumuamua diesen Bedingungen mindestens hundert Millionen Jahre hätte ausgesetzt gewesen sein müssen, um eine Kruste von einem halben Meter Dicke entstehen zu lassen. Das Maximalalter des Objekts schätzen Astronomen hingegen auf bis zu 10 Milliarden Jahre.
Auf die Frage, ob die vermutete Kruste nicht nur das kometenartige Innere von ‚Oumuamua sondern auch darin potentiell eingeschlossene Lebensformen vor der schädlichen Strahlung bewahrt haben könnte, erklärte die Mitentdeckerin des Objekts, die Astronomin Karen Meech vom Institute for Astronomy auf Hawaii (…GreWi berichtete), gegenüber „Wired.com„: „Technisch gesehen würde ich sagen ja. Das Problem ist nur, dass die selbe schädliche Strahlung, die einst das Äußere des Kometen ‚gebacken‘ hat, damals ja auch auf den noch ungeschützten Kometen eingewirkt. hätte Um diese Strahlung also sozusagen unbeschadet überstehen zu können, müsste Leben mehrere Meter tief verborgen gewesen sein.“
© grenzwissenschaft-aktuell.de