Mäuse-Mumien belegen Leben in Mars-ähnlicher Umgebung
Lincoln (USA) – Vulkan-Anhöhen in der Atacama-Wüste galten bislang als derart trocken, kalt, pflanzenleer und allgemein lebensfeindlich, dass die Gegend von einigen Wissenschaftlern eher mit dem Mars als mit der Erde verglichen und tatsächlich auch als Modell des Roten Planeten für Weltraummissionen dient. Nun konnten Biologen aber eine gesunde Population von Mäusen in der Region nachweisen.
Wie das Team um Jay Storz von der University of Nebraska–Lincoln aktuell im Fachjournal “Current Biology” (DOI: 10.1016/j.cub.2023.08.081) berichten, ging die Wissenschaft bislang davon aus, dass die Anhöhen der Atacama-Vulkane lediglich von Mikroben bewohnt sind. Dass zudem auch noch Säugetiere sich nicht nur hierher verlaufen, sondern in dieser harschen Umgebung sogar gedeihen können, galt vielen als unmöglich.
Bereits 2020 gelang den Forschenden der Fang eines lebenden Exemplars einer Blattohrmaus (Phyllotis vaccarum) auf 6.739 Metern über dem Meeresspeiegel in der Nähe des Gipfel des Andenvulkans Llullaillaco. „Hier gibt es kaum Vegetation, die Winde sind bitter und die Luft enthält nur halbsoviel Sauerstoff als normal“, so Storz. „In dieser Umgebung eine lebendige Maus zu fangen, war wirklich geradezu erschütternd.“
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In der Folge fanden der Biologe und seine Kolleginnen und Kollegen 13 weitere, allerdings auf natürliche Weise mumifizierte, Exemplare der Blattohrmäuse auf den benachbarten Gipfeln.
Eine DNA-Analyse und Datierung belegt, dass es sich um zwei Gruppen von Mäusen handelte und die gefundenen Exemplare vor nicht mehr als 350 Jahren hier lebten. Der ausgewogene Anteil an männlichen und weiblichen Exemplaren zeige zudem, dass die Populationen nicht nur heute noch existieren, sondern auch vital sind.
„Diese Situation erweckt gewaltige Fragen darüber, wie es diese Tiere überhaupt geschafft haben, sich an diese Höhen, und klimatische Bedingungen anzupassen. Das Vorkommen dieser Arten sowohl so weit oben wie auch in niedrigeren Höhen belegt auch eine enorme Plastizität dieser Arten, die es zunächst gilt, zu verstehen. (…) Tiere sind offenbar dazu in der Lage auch in Umgebungen zu leben, die wir bislang für komplett lebensfeindlich hielten“, o Storz abschließend. „Offenbar haben wir die physiologischen Grenzen von Wirbel-Lebewesen wirklich unterschätzt.“
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Recherchequelle: Current Biology
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