Trier (Deutschland) – Eine aktuelle Metastudie zu den gesundheitsfördernden Effekten durch Patientenedukation zeigt, dass sich die Gesundheit von Patienten durch die Vermittlung von Wissen über die eigene Krankheit nachweislich stabilisieren und sogar verbessern lässt. Dennoch führt die Maßnahme noch immer ein medizinisches Schattendasein.
Wie das Team um Dr. Bianca Simonsmeier-Martin von der Universität Trier aktuell im Fachjournal „Health Psychology Review“ (DOI: 10.1080/17437199.2021.1967184) erläutert, lasse sich bei vielen Krankheitsbildern durch eine Aufklärung der Betroffenen gesundheitsfördernde Effekte erreichen: „Im Vergleich zu komplexen und meist teuren operativen oder pharmakologischen Therapien ist die Patientenedukation eine einfache und effektive Methode zum Wohl der Patienten – und das ohne bekannte negative Nebenwirkungen“, so die Studienleiterin.
Tatsächlich ist die Erkenntnis jedoch nicht neu. Seit vielen Jahrzehnten wird in kleineren Einzelstudien zur Patientenedukation geforscht. Bislang wurden in diesen Untersuchungen allerdings jeweils eine spezifische Maßnahme für eine Stichprobe von Patienten mit einem bestimmten Krankheitsbild untersucht – eine Allgemeinaussage war bislang also schwierig.
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In ihrer aktuell publizierten Metastudie haben Dr. Bianca Simonsmeier-Martin, Dr. Maja Flaig, Thomas Simacek und Prof. Dr. Michael 776 Einzelstudien aus den vergangenen 60 Jahren unter Beteiligung von insgesamt knapp 75.000 Patienten ausgewertet. Keine dieser Studien kam zu dem Ergebnis, dass Patientenedukation negative Folgen haben könnte.
„Unsere Metaanalyse hat sehr homogene Befunde und somit sehr robuste Ergebnisse und belastbare Aussagen ergeben“, stellt Bianca Simonsmeier-Martin fest. Patientenedukation erzielt demzufolge insbesondere bei chronischen Krankheiten die stärksten Effekte und bei Leiden, an deren Behandlung die Betroffenen durch eigenes Handeln im Alltag mitwirken können.
Hintergrund
Unter dem Begriff Patientenedukation fassen die Trierer Psychologen alle Maßnahmen zusammen, die dazu dienen, Betroffenen Wissen und Fertigkeiten zu einer Krankheit und ihrer Behandlung zu vermitteln. Die Bandbreite reicht vom einfachen Thekengespräch in der Apotheke oder Infoblatt im Wartezimmer bis zu umfangreichen Trainings.
Angesichts der jahrzehntelang betriebenen Forschung und der nachgewiesenen Wirksamkeit stelle sich die Frage, warum Patientenedukation nicht intensiver und nicht schon viel länger als therapieunterstützendes Instrument eingesetzt wird. Simonsmeier-Martin erklärt dies durch verschiedene Aspekte: „Der kulturelle Wandel, dass Patienten vom Arzt Informationen und ausführliche Aufklärung einfordern, hat erst spät stattgefunden. Patientenedukation ist in unserem Gesundheitswesen auch deshalb unterrepräsentiert, weil es schlichtweg für Ärzte schwer abrechenbar ist und möglicherweise auch, weil Medizinern die positive Wirkung von Patientenedukation zu wenig bekannt ist.“
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse seien nun weitere Untersuchungen und die Entwicklung anwendungsbezogener Lösungen in Kooperation mit medizinischen Einrichtungen notwendig, um Patientenedukation effektiv und pragmatisch zum Vorteil von kranken Menschen stärker zu etablieren. Denn anders als beispielsweise für die Einführung von Medikamenten gibt es für die Anwendung von Patientenedukation bisher keine einheitlichen Standards.
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Recherchequelle: Universität Trier
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