Miyako (Japan) – Erstmals haben Astronomen im äußeren Rand des Kuiper-Gürtels einen Körper mit einem Radius von kaum mehr als einem Kilometer entdeckt, wie sie bislang lediglich vorhergesagt, aufgrund ihrer geringen Größe jedoch enormen Distanz nicht nachgewiesen werden konnten. Die Entdeckung bestätigt damit Vorstellungen der gängigen Theorie zur Entstehung und Evolution unseres Sonnensystems.
Wie das Team um Ko Arimatsu vom National Astronomical Observatory of Japan aktuell im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-018-0685-8) berichtet, handelt es sich um einen Körper mit einem Radius von knapp 1,3 Kilometern, der die Sonne am Rande des Kuiper-Gürtels umkreist.
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„Objekte vom nur wenig mehr als einem Kilometer Größe wie jenes, das wir jetzt entdeckt haben, wurden zwar schon seit mehr als 70 Jahren vorhergesagt, aber bislang noch nicht entdeckt“, erläutert Arimatsu und führt dazu weiter aus: „Diese Objekte sind zugleich aber ein wichtiger Schritt im Prozess der Planetenentstehung, ein Schritt zwischen der ursprünglichen Verschmelzung von Staub- und Eispartikeln und den Planeten, die wir heute kennen.“
Hintergrund
Der Kuiper(Edgeworth)-Gürtel ist eine Ansammlung kleiner Himmelskörper jenseits der Umlaufbahn des Neptun. Das berühmteste der sogenannten Kuiper-Gürtel-Objekte (KBOs) gehören der einst neunte Planet Pluto und sein größter Mond Charon, Makemake oder Eris. Laut den gängigen Theorien zur Entstehung des Sonnensystems handelt es sich bei den KBOs um Überbleibsel aus der Zeit der Planetenentstehung. Währen kleinerer Körper wie Asteroiden im Inneren Sonnensystem durch die Sonneneinstrahlung, Kollisionen und dem Schwerkraftwechselspiel mit anderen Körpern verändert wurden, dürften KBOs in den kalten und dunklen Regionen des Kuiper-Gürtels die ursprünglichen Zustände des frühen, jungen Sonnensystems bewahrt haben. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist gerade diese Region für Astronomen besonders faszinierend, um mehr über die Entstehung des Sonnensystems zu erfahren.
Dass es auch KBOs von kaum mehr als einem Kilometer Radius gibt wurde bislang zwar vorhergesagt – doch konnten solche Objekte aufgrund ihrer geringen Größe aber enormen Distanz selbst mit den führenden Teleskopen bislang nicht entdeckt werden.
Umso erstaunlicher ist die jetzige Entdeckung im Rahmen der Beobachtungskampagne „Organized Autotelescopes for Serendipitous Event Survey“ (OASES), bei der gerade einmal ein 28-Zentimeter-Teleskop auf dem Dach der Miyako-Schuleauf Miyako Island zum Einsatz kam, während derer etwa 2.000 Sterne Stunden lang beobachtet wurden. Die Auswertung der Daten zeigte, dass einer dieser Sterne von eben jenem Kuiper-Gürtel-Objekt verdeckt wurde. „Unser Projekt hatte gerade mal ein Budget von 0,3 Prozent großer internationaler Beobachtungskampagnen und wir hatten noch nicht einmal das Geld, um eine Kuppel für unser Teleskop zu bauen. Dennoch ist uns eine Entdeckung gelungen, die bislang noch keinem großen Teleskop gelungen ist.
„Unsere Entdeckung zeigt zudem, dass es von diesen Objekten mehr geben muss als bislang gedacht“, so Arimatsu. „Das stützt Modelle, wonach Planetesimale (Planetenvorläufer) zunächst langsam zu kilometergroßen Objekten anwachsen, bevor ihr Wachstum außer Kontrolle gerät und sie sich nach und nach zu Planeten zusammenfinden.
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