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Missionswissenschaftler: Kaum Chancen für erste Messungen von Biomarkern während Venus-Vorbeiflug

Missionswissenschaftler: Kaum Chancen für erste Messungen von Biomarkern während Venus-Vorbeiflug
Missionswissenschaftler: Kaum Chancen für erste Messungen von Biomarkern während Venus-Vorbeiflug

Berlin (Deutschland) – Am morgigen Donnerstag wird die europäisch-japanische Merkur-Sonde „BepiColombo“ in etwa 10.720 Kilometern Entfernung an der Venus vorbelfliegen und dabei einige der Bordinstrumente, mit denen einst der innerste Plane des Sonnensystems, Merkur, erforscht werden soll, testen. Hoffnungen, dass die Sonde dabei schon jetzt nach dem kürzlich in der Venus-Atmosphäre nachgewiesenen Biomarker Phosphin suchen könnte, bezeichnen die Missionswissenschaftler allerdings als unwahrscheinlich.

Wie die beiden Hauptverantwortlichen des MERTIS-Instruments, Dr. Jörn Helbert vom Institut für Planetenforschung in Berlin und Prof. Dr. Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie in Münster in einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) berichten, handelt es sich bei dem „Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer“ um ein bildgebendes Infrarot-Spektrometer und Radiometer mit zwei ungekühlten Strahlungssensoren, die für Wellenlängen zwischen 7 und 14 beziehungsweise 7 und 40 Mikrometern empfindlich sind.

Nachdem erst kürzlich das Spurengas Phosphin (PH3) in mittleren und gemäßigt-temperierten Atmosphärenschichten der Venus nachgewiesen werden konnte und dieses Gas als potentieller Biomarker – also Hinweis für Leben – diskutiert wird, zeigten sich einige Forscher bereits zuversichtlich, vielleicht schon während des nun bevorstehenden ersten Venus-Vorbeifluges von „BepiColombo“ weitere Messungen das Gases durchführen zu können (…GreWi berichtete).

Hintergrund
Auf der Erde wird Phosphin von Mikroben erzeugt, die nahezu keinen Sauerstoff benötigen, stattdessen Phosphatmineralien und Wasserstoff absorbieren und als Ausscheidungsprodukt Phosphin abgegeben. Tatsächlich gibt es in der Venusatmosphäre nahezu keinen Sauerstoff. Da die Venusoberfläche selbst viel zu heiß ist, als dass hier erdartige Mikroben existieren könnten. Erst in Höhen von 48 bis 60 Kilometern erreichen die Temperaturen zwischen minus 17 und 93 Grad Celsius, weshalb man hier von einer „lebensfreundlichen Zone“ der Venus sprechen könnte. Genau hier haben die Astronomen nun auch das Phosphin entdeckt. Da Phosphin ein sehr kurzlebiges Molekül ist, muss es in der Venusatmosphäre also eine Quelle geben, die das Phosphin erzeugt und sozusagen fortwährend nachliefert.

Potentielle Venus-Mikroben, so vermuten Astrobiologen, entstanden Ozeanen aus flüssigem Wasser, die einst – als das Venusklima noch wesentlich milder und lebensfreundlicher war – auf der Venusoberfläche existierten. Als sich die Venus dass in Folge eines massiven Treibhauseffekts zur heutigen „höllische Schwester der Erde“ erhitzte, zogen sich einige Mikroben in die gemäßigten Atmosphärenschichten zurück, wo sie sich bis heute existieren könnten, ohne je überhaupt auf die Oberfläche zu gelangen (…GreWi berichtete).

Tatsächlich könnte der Nachweis von Mikroben in der Venusatmosphäre ein Merkmal dieser erklären, das Wissenschaftler seit Jahren vor ein Rätsel stellt: Dunkle Streifen, die – so vermuteten einige Wissenschaftler bereits – von lichtabsorbierenden Bakterien erzeugt werden könnten (…GreWi berichtete). Die dunklen Streifen sind unter anderem auf UV-Aufnahmen der europäischen Sonde “Venus Express” zu erkennen (siehe Abb. l.; Copyright: ESA/MPS/DLR/IDA).

„Bisherige Modellierungen von natürlichen Phosphinquellen wie Vulkanismus, Meteoriteneinschläge oder chemische Reaktionen infolge von Blitzentladungen haben die gemessenen Konzentrationen nicht erklären können“, erläutert nun auch die Pressemitteilungd es DLR und führt dazu weiter aus: „Nicht zuletzt deshalb wurde eine immer wieder unter Planetenforschern diskutierte Möglichkeit ins Spiel gebracht, das Phosphin könnte von Mikroorganismen hoch in der Venusatmosphäre stammen. Das bedeutet nichts anderes, als dass dort in 40-60 Kilometer Höhe auf den ‚fliegenden Teppichen‘ der Schwefelsäurewolken bei moderaten Temperaturen Leben existieren könnte – was die Autoren der Studie allerdings selbst in Frage stellen und auf notwendige zukünftige Messungen verweisen.“

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Die Chancen, bei dem morgigen BepiColombo-Vorbeiflug Phosphin (PH3) mit MERTIS sehen zu können, halten beide Forscher „aufgrund der großen Vorbeiflugentfernung und der geringen Konzentration des Gases für sehr unwahrscheinlich“.




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Quellen: DLR

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Andreas Müller
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