Mithe – Widerlegt Anwesenheit von Tibetbären die Legenden vom Yeti in Nepal?
![Aufnahmen von Kamerafallen von 2013 belegen die Anwesenheit von Tibet-Braunbären, die gut an ihrem hellbraunen Kragen zu erkennen sind, in Nepal. Copyright/Quelle: M. Chetri, Journal of Threatened Taxa 2022](https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/wp-content/uploads/2022/10/6411-tibetbaer-nepal-630x425.jpg)
Copyright/Quelle: M. Chetri, Journal of Threatened Taxa 2022
Khumaltar (Nepal) – Trotz Fußspuren und sonstigen Hinterlassenschaften galt die Anwesenheit tibetischer Braunbären in Nepal lange Zeit als ungewiss. Nun liegen Aufnahmen von Kamerafallen vor, die genau diesen Beweis erbringen. Der Autor einer diese Aufnahmen begleitenden Studie sieht in den Fotobeweisen zugleich eine Erklärung für Legenden und Berichte über den Mithe, die lokale Variante des sagenumwobenen Yeti.
Wie der Naturschützer und Biologe Madhu Chetri vom National Trust for Nature Conservation und der Inland Norway University of Applied Sciences gegenüber „Mongabay.com“ berichtet, wurde er im Rahmen seiner Arbeiten in der Mustang Region Nepals erstmals 2002 auf die alten Legenden rund um den sagenumwobenen Yeti aufmerksam. Anwohner abgelegener Dörfer zeigten ihm angebliche Haare und Fußspuren, die sie dem sogenannten Mithe, der lokalen Bezeichnung für den Yeti, zusprachen.
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„Als mir die Leute diese Fußspuren zeigten, erzählten sie mir auch, dass diese Wesen keine Fersen habe“, erinnert sich Chetri. „Sie erzählten, dass die Mithe ihre Fersen verloren haben, nachdem das Pferd des buddhistischen Meisters Guru Padmasambhava auf dessen Reise durch Tibet einem schlafenden Mithe die Ferse zertreten habe.“
![Der „fersenlose“ Fußabdruck eines Tibetbären wurde von Anwohnern als der eines Mithe gedeutet. Copyright: Madhu Chetri](https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/wp-content/uploads/2022/10/6410-tibetbaer-nepal.jpg)
Copyright: Madhu Chetri
Im darauffolgenden Somme zeigten die Dorfbewohner dem Forscher auch Gruben, die angeblich von Mithes auf der Suche nach Murmeltieren gegraben wurden. Tatsächlich gehören Murmeltiere zur Leibspeise des Tibetbären, der genau auf diese Weise nach den Erdbauten der Nager gräbt.
![Forscher um Madhu Chetri untersuchen Gruben, die lokale Bewohner dem Mithe zugeschrieben haben, die jedoch von Bären auf der Nahrungssuche nach Murmeltieren stammen. Copyright/Quelle: M. Chetri, Journal of Threatened Taxa 2022](https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/wp-content/uploads/2022/10/6409-tibetbaer-nepal.jpg)
Copyright/Quelle: M. Chetri, Journal of Threatened Taxa 2022
2007 sah Chetri dann seinen ersten „Mithe“ mit eigenen Augen und erkannte darin sofort einen Tibet-Braunbären (Ursus arctos pruinosus). Dass die Bären auch außerhalb Tibets vorkommen, war bereits zuvor bekannt. Über die Anwesenheit der Untergruppe des Braunbären (Ursus arctos) in Nepal, lagen allerdings bislang keine wissenschaftlichen Daten vor.
Nachdem Chetris Aufnahmen von 2007 zu schlecht waren, um mit ihnen die Anwesenheit tibetischer Braunbären in Nepal wissenschaftlich zu beweisen, setzte der Wissenschaftler seine Hoffnung auf Kamerafallen.
2013 gelangen ihm dann erstmals die ersehnten, eindeutigen Aufnahmen des Tibet-Braunbären in Nepal. Allerdings war der Forscher damals voll und ganz mit seiner Dissertation beschäftigt, innerhalb derer er mit Hilfe von Kamerafallen Schneeleoparden studierte. Aus diesem Grund kam Chetri erst jetzt dazu, seine Aufnahmen der Bären von 2013 für einen wissenschaftlichen Fachartikel aufzuarbeiten.
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Wie Chatri nun aktuell im „Journal of Threatened Taxa“ (DOI: 10.11609/jott.7797.14.9.21797-21804) berichtet, handele es sich um die ersten Aufnahmen und damit fotografische Nachweise von Tibet-Braunbären in Nepal. Ein wichtiger Schritt, um die seltene Tierart nun auch in Nepal besser schützen zu können.
Ob der Wissenschaftler mit diesen Aufnahmen tatsächlich die alten Legenden über den Mithe, den Yeti Nepals, widerlegt oder ob er lediglich die Anwesenheit von Tibetbären in Nepal nachgewiesen hat, sei dahingestellt. Gegenüber „Mongabay.com“ zeigt sich Chetri abschließend aber zuversichtlich, dass der Tibet-Braunbär die damaligen Berichte der Dorfbewohner, die Abdrücke, Gruben und seine eigene Sichtung von 2007 ausreichend erklären kann.
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Recherchequellen: Mongabay.com, Journal of Threatened Taxa
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