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Mykenische Paläste wurden nicht von Erdbeben zerstört


Blick auf die sog. Zyklopenmauer von Tiryns

Copyright: Nick Stenning (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 2.0

Köln (Deutschland) – Vielen Archäologen galt das Rätsel der zerstörten bronzezeitlichen mykenischen Paläste in Griechenland als gelöst, ging man doch bislang davon aus, dass eine Erdbebenkatastrophe sie zerstört hatte. Archäologen haben die Ruinen mehrere Jahre untersucht und widerlegen nun diese Vorstellung.

Wie das Team um den Archäoseismologen Prof. Dr. Klaus-Günter Hinzen von der Universität zu Köln und den Archäologen Prof. Dr. Joseph Maran von der Universität Heidelberg aktuell im „Bulletin of the Seismological Society of America“ (DOI: 10.1785/0120170348) berichten, untersuchten sie die antiken Städte Tiryns und Midea. Bislang gingen die meisten Archäologen davon aus, dass die dortigen mykenischen Paläste um 1200 v. Chr. durch ein Mega-Erdbeben oder einen ganzen „Erdbebensturm“ am Ende der Bronzezeit zerstört wurden. Für diese Hypothese konnten die Wissenschaftler nun jedoch keine Belege finden.

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Seit 2012 haben die Forscher im Rahmen des Projektes „HERACLES“ (Hypothesis-Testing of Earthquake Ruined Argolid Constructions and Landscape with Engineering Seismology) Bauwerke an den beiden Stätten untersucht, die beide laut gängiger Hypothese am Ende der Bronzezeit von mehreren Erdbeben heimgesucht und um 1200 vor Christus durch ein starkes Erdbeben zerstört und wie bei anderen mykenischen Zentren der Untergang der ganzen Kultur eingeleitet worden sein.

Die im Rahmen der Untersuchung zusammengetragenen Daten zur aktiven und passiven Seismik, von refraktionsseismische Messungen mit Seismometern und gravimetrische Messungen des Erdschwerefeldes wurden in Modelle übertragen, mit denen die Wissenschaftler dann untersuchen konnten, wie sich Erdbeben in Tiryns und Midea ausgewirkt hätten und berechneten mögliche Standorteffekte während eines Erdbebens.

Das Ergebnis: „Die Zitadellen von Tiryns und Midea sind beide auf Bergrücken errichtet worden. Die Oberstadt von Tiryns steht auf einem Kalkgesteinsrücken, die umgebende Unterstadt hingegen auf lockeren Sedimenten. Die Standorteffekte bei Erdbeben sind auf den Sedimenten sehr viel stärker. Bei einem Erdbeben würde man erwarten, dass als erstes die Unterstadt leidet und nicht der Palast. Gerade in der Unterstadt ist aber kein Schaden nachgewiesen. Alles, was bisher als Erdbebenschaden angesehen wurde, lag im Palastbereich.“

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Ein Großteil dieser beschriebenen Schäden im Palastbereich könne demnach nicht als Erdbebenschaden interpretiert werden. Zum Teil handele es sich stattdessen „um langsamen Verfall im Laufe der Jahrhunderte oder um Fehlinterpretationen von Befunden“, erklärt Hinzen und führt dazu weiter aus: „Man hat zum Beispiel in den 1970gern in einem Raum Terracottafiguren und –vasen gefunden, die zerbrochen auf dem Boden lagen. Die alte These war, dass diese Artefakte durch ein Erdbeben von einer steinernen Bank heruntergefallen seien.“ Auch die Verteilung der Bruchstücke so wie sie gefunden wurden entsprach – das zeigen ebenfalls mehrere tausend Modellrechnungen in einer Computersimulation –  nicht dem von einem Erdbeben zu erwartenden Muster.

Galerie der Burg von Tiryns
Copyright: Klaus-G. Hinzen

Zudem untersuchten die Archäologen auch die grundsätzliche Erdbebengefahr in der östlichen Peloponnes anhand von Simulationen: „An sich ist diese Gegend für griechische Verhältnisse relativ ruhig. Wenn überhaupt, so kämen für ausgedehnte Zerstörungen in Tiryns nur lokale Erdbebenherde in der Argolis in Frage. Für solche Beben gibt es aber bisher keine Nachweise“, erklärt der Kölner Archäoseismologe abschließend.

Für die Forscher lassen also die neuen Ergebnisse daran zweifeln, dass Tiryns und Midea gen Ende der Bronzezeit Opfer eines Erdbebensturms wurden. Über den Grund für den Untergang der mykenischen Kultur darf also erneut gerätselt werden.

 

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Erklären 3.200 Jahre alte Hieroglyphen das Ende der Bronzezeit im östlichen Mittelmeer? 13. Oktober 2017

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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