Mysteriöser Berg am Mond-Südpol stellt Forscher vor Rätsel
Die Schwerkraftanomalie am Südpol des Mondes mit einer Ausschnittsvergrößerung des Mafic Mounds, dessen Position auf dem Mondglobus mit einem Pfeil markiert ist.
Copyright/Quelle: NASA
Providence (USA) – Ein großer einsamer Berg inmitten des größten Einschlagkraters unseres Sonnensystems am Südpol des Mondes stellt Forscher seit seiner Entdeckung vor die Frage, wie es zur Entstehung dieser Struktur überhaupt kommen konnte. Eine neue Studie hat sich dem auf dem Erdtrabanten einzigartigen Berg angenommen und glaubt nun Antworten gefunden zu haben.
Wie das Team um den Geologen Dr. Daniel Moriarty (Anm.GreWi: der Herr heißt wirklich so!) von der Brown University aktuell im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ (DOI: 10.1002/2015GL065718) berichtet wird, könne der mysteriöse Mondhügel, der den Namen Mafic Mound trägt, durch ebenso einzigartige vulkanische Aktivitäten auf dem Mond erklärt werden, die einst von einem gewaltigen Einschlag auf dem Mond hervorgerufen wurden.
Bei diesem Einschlag entstand das sogenannte Südpol-Aitken-Becken, der größte Einschlagkrater auf dem Erdmond und zugleich auch der größte bekannte Einschlagkrater in unserem Sonnensystem. Der Mafic Mound selbst ist rund 800 Meter hoch, hat eine Grundfläche von 75 Kilometern und bildet den Mittelpunkt dieses gewaltigen Kraters.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen GreWi-Newsletter bestellen +
Neben seinen Ausmaßen sorgt der Mafic Mound seit seiner Entdeckung 1990 unter Wissenschaftlern auch wegen seiner mineralogischen Zusammensetzung für Rätselraten – unterscheidet diese sich doch stark von der seiner direkten Umgebung. Während das Umgebungsgestein eher arm an Kalzium ist, zeichnet sich der Berg selbst durch stark kalziumproxenhaltiges Gestein aus.
Topografische Höhenkarte des Südpol-Aitken-Becken mit dem sogenannten Mafic Mound im Zentrum.
Copyright: NASA/Goddard/MIT/Brown
„Diese ungewöhnliche Struktur direkt im Zentrum des Beckens stellt uns vor die Frage, um was es sich bei diesem Ding überhaupt handelt und ob es etwas mit dem Entstehungsprozess des Aitken-Beckens zu tun hat“, so Moriarty. „Sollten unsere Modelle korrekt sein, so handelt es sich um einen für den Mond völlig neuen vulkanischen Prozess, der bislang noch nie beobachtet wurde.“
Anhand der mineralogischen Daten und Messungen von Schwerkraftanomalien in der Region durch unterschiedliche Mondmissionen gehen die Wissenschaftler nun davon aus, dass der Mafic Mound durch einen von zwei Prozessen entstand, die durch den den 2240 Kilometer durchmessenden Krater erzeugenden Einschlag ausgelöst wurden: „Ein Einschlag von dieser Dimension hätte einen mit geschmolzenem Gestein angefüllten Einschlagskessel von 50 Kilometern Tiefe geschlagen. Durch das Abkühlen und die Kristallisation dieser Schicht, zog sich diese auch zusammen und das weiterhin geschmolzene Material im Zentrum des Kessels wäre wie Zahnpasta aus einer Tube an die Oberfläche gequetscht worden. Dieses Material könnte dann den Berg geformt haben.“ Genau dieser Prozess könnte dann auch die ungewöhnliche Zusammensetzung des Mafic erklären.
In einem zweiten möglichen Szenario könnte es zu einem Aufschmelzen des Mondmantels kurz nach dem Einschlag gekommen sein: „Der Einschlag könnte tonnenweise Gestein aus dem Becken katapultiert haben und so die heute noch zu beobachtenden Schwerkraftanomalie in der Region erklären. Die hier messbarer schwächere Gravitation könnte dann im Zentrum des Kraters dazu geführt haben, dass sich das Untergrundgestein nach oben bewegte und dabei zu einem zeitweiligen Aufschmelzen von Mantelmaterial geführt haben, das dann in Form des Berges an die Oberfläche brach.“
Jetzt hoffen die Forscher, dass von einer zukünftigen Mondmission Bodenproben aus dem Südpol-Aitken-Becken zur Erde gebracht werden, um so die Theorien anhand von Gesteinsanalysen überprüfen zu können. Derartige Proben von Material aus dem Mondmantel könnten auch zahlreiche andere Fragen zu dessen Zusammensetzung klären, die bis heute noch nicht vollständig verstanden sind.
© grenzwissenschaft-aktuell.de