Mysteriöser fossiler Menschenaffe auf Java identifiziert
Frankfurt (Deutschland) – Erstmals ist es Paläonthologen gelungen, fossile Funde auf Java einer bislang unter Wissenschaftlern umstrittenen fossilen Menschenaffenart zuzuordnen, die sich vor etwa einer Million Jahren den Lebensraum mit dem Homo erectus und mindestens zwei weiteren Hominiden auf Java teilte. Eventuell komme sogar noch eine weitere Gattung – der als Gigantopithecus bekannte Riesenmenschenaffe – hinzu.
Die neue Art, so berichtet ein internationales Team um Clément Zanolli von der Université de Bordeaux und Ottmar Kullmer vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt aktuell im Fachjournal „Nature Ecology & Evolution“ (DOI: 10.1038/s41559-019-0860-z), sei bereits 1950 von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald, dem Begründer der paläoanthropologischen Abteilung Senckenbergs, als Meganthropus palaeojavanicus beschrieben, jedoch damals fälschlicherweise als Urmensch gedeutet worden: „Mehr als 200 fossile Zähne und Kieferteile wurden bereits auf Java in Indonesien entdeckt. Überwiegend gehören diese homininen Überreste zu der ausgestorbenen Art Homo erectus, zu der auch die ersten von Eugène Dubois 1891 außerhalb Europas gefundenen Fossilien von Frühmenschen zugeordnet wurden.“
Durch Untersuchungen der anatomischen Strukturen der Zähne zeigen die Forscher und Forscherinnen nun, dass es vor etwa einer Million Jahren im Lebensraum von Homo erectus mindestens drei weitere Hominiden auf Java gab: „Bekannt ist, dass Homo erectus sich auf Java zur Zeit des Pleistozäns, vor etwa einer Million Jahre, in Gesellschaft von Vorläufern des heutigen Orang-Utans befand“, erklärt Kullmer und führt weiter aus: „Wir konnten nun nachweisen, dass es zeitgleich sogar noch eine weitere Menschenaffenart gab.“
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„Unsere mikro-computertomographischen Untersuchungen und die Analyse des Zahnschmelzes zeigen, dass die Zähne weder zu Homo erectus noch zu Orang-Utans gehören“, erläutert Zanolli und ergänzt: „Es gibt zudem keinerlei Hinweise darauf, dass es sich um Vorfahren des heutigen Menschen handelt.“
Tatsächlich gab es in der Vergangenheit immer wieder wissenschaftliche Kontroversen über den „mysteriösen Hominiden Meganthropus“. Das Problem: Es gab keine gesicherten Belege für dessen Existenz: „Jetzt zeigen die neuen Daten, dass sich die Zähne in der Verteilung der Schmelzdicke, der Oberfläche und Position der Höcker des Dentins im Inneren der Zahnkronen sowohl von den Zähnen Homo erectus’, als auch von denen der Orang-Utans deutlich unterscheiden“, berichten die Autoren.
Da das Abnutzungsmuster der Backenzähne von Meganthropus dem fossiler und heutiger Orang-Utans entspreche, geht das Team um Zanolli davon aus, dass sich die wiederbenannte Art ähnlich wie die modernen Orang-Utans, hauptsächlich von Früchten und anderen über der Erde wachsenden Pflanzenteilen, ernährte. Homo erectus dagegen war vermutlich aufgrund seiner Fähigkeit Nahrung unterschiedlich zuzubereiten flexibler in seiner Ernährung. Ob eine einseitigere Ernährung oder gar Homo erectus selbst zum Aussterben von Meganthropus beigetragen haben, sei hingegen bislang aber nicht belegt.
Laut der aktuellen Studie gilt es nun als gesichert, dass es vor etwa einer Million Jahre – neben Homo erectus – mindestens drei Hominiden-Gattungen in den Wäldern der heutigen indonesischen Inseln gab und damit eine höhere Vielfalt, als bisher angenommen. „Eventuell kommt sogar noch eine weitere Gattung, der als Gigantopithecus bekannte Riesenmenschenaffe hinzu (Anm. GreWi: Bis heute überlebende Populationen des Gigantopithecus wird von vielen Kryptozoologen als Erklärung für Sichtungen des Bigfoot, Sasquatch und anderer wissenschaftlich noch nicht bestätigter „Waldmenschen“ angeführt). Hier fehlt uns bisher aber der eindeutige Nachweis“, schließt der Frankfurter Paläoanthropologe.
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