State College (USA) – Die Frage, warum wir bislang trotz intensiver Suche noch immer keine Signale einer oder mehrerer außerirdischer Zivilisationen entdeckt haben, beantworten selbst einige Astronomen mit der Vermutung, dass es offenbar einfach keine solchen Zivilisationen (mehr) gibt. Tatsächlich, dass zeigte eine aktuelle Studie, liegt es aber vielmehr daran, dass wir bislang nur einen winzigen Teil der abzusuchenden Menge und Möglichkeiten überhaupt ausgeschöpft haben.
Wie die Astronomen Jason Wright, Shubham Kanodia und Emily Lubar von der von der Pen State University aktuell vorab via ArXiv.org berichten, haben sie sich der Frage gemäß der bekannten Analogie von der „Nadel im Heuhaufen“ genähert und jene Menge an bereits geleistetem Aufwand ermittelt, der bislang in die Suche nach außerirdischer Intelligenz (Search for Extraterrestrial Intelligence, SETI) investiert wurde – und diesen Wert mit jenem verglichen, der erreicht werden müsste, damit die Wahrscheinlichkeit wissenschaftlich ausgeschlossen werden könnte, dass „dort draußen“ noch anderes intelligentes Leben existiert.
Während Laien vielleicht vermuten könnten, dass bislang bereits schon eine ganze Menge in SETI investiert wurde, sieht die Wirklichkeit tatsächlich ganz anders aus.
Noch 2010 verglich die bekannte SETI-Astronomin Jill Tarter die bisherigen SETI-Bemühungen mit der Suche nach Fischen mit dem Blick in ein Wasserglas, während man neben einem noch gänzlich unerforschten Ozean steht.
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Lubar, Wright und Kanodia haben ihre Daten in ein Modell gefasst und vergleichen dabei die Anzahl an SETI-Suchen mit dem bislang dabei abgedeckten Raum. Auf diese Weise bestätigen sie das von Tarter gewählte Bild im Ansatz, kommen aber auf einen neuen bildhaften Vergleich und vergrößern das Wasserglas dann aber dennoch zumindest zu einem kleineren Swimmingpool. Zugleich schlagen sie jedoch vor nicht mehr nur von der Suche nach einer Nadel im (kosmischen) Heuhaufen, sondern von der Suche nach vielen Nadeln zu sprechen.
Man sei also noch weit davon entfernt, anhand des bisherigen Nullergebnisses bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz auch auf deren Nichtexistenz schließen zu können, so Kanodia, Lubin und Wright: „Obwohl mittlerweile fast 60 Jahre seit den ersten SETI-Bemühungen vergangen sind, so wurde doch angesichts der für eine solche Schlussfolgerung (Nichtexistenz) notwendigen Gesamtmenge erst vergleichsweise wenig abgesucht.“
In ihrer Arbeit haben die drei Astronomen ein neundimensionales Modell zur Verbesserung der SETI-Strategien und Ziele erstellt. Darin berücksichtigt werden:
– Die Empfindlichkeit gegenüber der übertragenen oder empfangenen Energie.
– Die Übertragungsfrequenz.
– Die Distanz und Position innerhalb der uns bekannten drei Dimensionen.
– Die Übertragungsbandbreite.
– Die Zeit und Wiederholungsrate.
– Die Polarisation und Modulation (des Signals).
Das Ergebnis ist nun ein SETI-Ansatz, mit dem rigoros sowohl die Größe des besagten galaktischen Heuhaufens, den es abzusuchen gelte, ebenso bestimmt werden könne wie jener Anteil, der abgesucht werden sollte, um die gesuchte Nadel darin auch zu finden. Vor diesem Hintergrund habe unsere bisherige SETI-Suche erst extrem wenig abgesucht.
Allerdings unterstreichen die Autoren, dass diese Erkenntnis nicht zu dem Trugschluss verleiten solle, dass der „Heuhaufen“ schlichtweg viel zu groß sei, als das SETI weiterhin überhaupt Sinn mache, da wir schließlich die „Nadel“ darin sowieso nie finden können.
„Dieser Heuhaufen muss schließlich nur einmal richtig durchgesucht werden um zu beweisen, dass es darin keine Nadeln gibt.“ Das Ziel von SETI sei aber noch nie gewesen, alle potentiellen Nadeln, also sämtliches intelligentes Leben im All zu finden. „Schon eine einzige Nadel würde ausreichen.“ Da technologisch ausgerichtetes Leben aber vermutlich sogar die Tendenz habe, sich in seiner Heimatgalaxie irgendwann auszubreiten, oder weil technologisch entwickelte Arten vermutlich unabhängig voneinander an mehreren Orten entstehen, sollten wir auch davon ausgehen, dass es in unserem sprichwörtlichen Heuhaufen sogar eine recht große Anzahl von Nadeln gibt.“
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