Manchester (Großbritannien) – Technologisch entwickelte Zivilisationen in nahen Sonnensystemen könnten schon sehr bald die Signale unserer mobilen Telekommunikation entdecken und empfangen. Dies geht aus einer aktuellen Simulation zu den Radiostrahlungsabgaben von Mobilfunksendern und Netzwerken hervor.
Wie das Team um Professor Mike Garrett vom Jodrell Bank Centre for Astrophysics an der University of Manchester, Dr. Nalini Heeralall-Issur und Ramiro Saide von der University of Mauritius aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ (DOI: 10.1093/mnras/stad378) berichtet, haben sie freie Daten zu Strahlungsabgaben öffentlicher Mobilfunksender ausgewertet, um zu ermitteln, welche Signale potenzielle Zivilisationen auf Planeten um unsere direkten Nachbarsterne schon jetzt oder in absehbarer Zeit empfangen haben könnten.
Das Ergebnis: „Nur technologisch weiter entwickelte nahe Zivilisationen wären in der Lage, die derzeitigen Mobilfunksignale zu empfangen. Da aber auch wir die Leistungsstärke unserer Sende- und Empfangssysteme fortwährend verstärken, könnten auch schon jetzt potenzielle außerirdische, technologisch entwickelte Zivilisationen in der Lage sein.“
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Zu den Hintergründen der Studie führt Garret weiter aus: „In letzter Zeit haben zahlreiche Kollegen immer wieder behauptet, dass die Erde im Radiobereich in seit einigen Jahren immer leiser werden würde. Dieser Behauptung habe ich stets widersprochen. Denn obwohl wir tatsächlich zusehends weniger starke Radio- und Fernsehsender haben und nutzen, so steigt doch die Nutzung der mobilen Kommunikation weltweit massiv an; und auch wenn die meisten dieser Systeme tatsächlich eher im relativ niedrig Stärkebereich senden, so ist doch das kombinierter Spektrum all dieser Milliarden von Geräten beachtlich.“
„Derzeitige Schätzungen legen nahe, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts mehr als einhunderttausend Satelliten im niedrigen Erdorbit haben werden“, so Garret weiter. „Die Erde ist schon heute im Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums sehr hell. Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, so werden wir schon sehr bald für sehr viele fortgeschrittene Zivilisationen mit der dafür notwendigen Technologie leicht zu finden sein.“
Tatsächlich könnten schon potenzielle Astronomen auf einem Planeten um dem nur sechs Lichtjahre entfernten Barnard Stern (um den 2018 eine potenziell lebensfreundliche Super-Erde entdeckt wurde, …GreWi berichtete 1, 2) die Modulation von Mobilfunk-Radiosignalsendemasten während der Erdrotation entdecken und als künstliche Signale erkennen.
Die Simulationen der Forschenden zeigen, dass die Mobilfunk-Radiosignatur der Erde zusehends vom Beitrag des afrikanischen Kontinents und von Entwicklungsregionen bestimmt wird.
„Wir lernen fast täglich Neues über Entdeckungen neuer Exoplaneten. (…) Ich denke, dass die Chance, dass es da draußen auch technologisch entwickelte Zivilisationen gibt, recht hoch ist – Zivilisationen, die eines Tages auch unsere unbeabsichtigt ins All entweichenden Mobilfunksignale empfangen können“, so Heeralall-Issur.
In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Simulationen auch auf Signale starker Sender wie zivile und militärische Radaranlagen, neue digitale Sendesysteme, WiFi-Netzwerke, individuelle Headstets und die Schwärme von Satellitenzügen ausweiten.
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Recherchequelle: SETI Institute
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