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Neue Analyse zeigt, wie Stonehenge als Sonnenkalender genutzt werden konnte

Blick auf den Steinkreis von Stonehenge. Copyright: Operarius (via WikimediaCommons) / CC BY 3.0
Blick auf den Steinkreis von Stonehenge.
Copyright: Operarius (via WikimediaCommons) / CC BY 3.0

Bournemouth (Großbritannien) – Dass der berühmte Steinkreis von Stonehenge nach den Sonnenwenden ausgerichtet ist, ist bekannt. Eine neue Analyse zeigt nun noch genauer, wie die Steine in einem Sonnenkalender zur Tages-, und Jahreszeitenbestimmung genutzt werden konnten.

Wie Professor Timothy Darvill von der Bournemouth University aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2022.5) berichtet, handele es sich bei Stonehenge tatsächlich um einen solaren Kalender. „Die eindeutige Ausrichtung von Stonehenge gemäß den Sonnenwendpunkten hat die Menschen schon seit den frühen Untersuchungen des Steinkreises durch William Stukeley dazu inspiriert, darin eine Art Kalender zu sehen“, so der Autor. „Neue Entdeckungen legen nun nahe, dass Stonehenge ein Kalender war, der auf einem sogenannten tropischen Jahr mit 365,25 Tagen beruht.“

Zu diesen Entdeckungen gehört laut Darvill die Erkenntnis, dass die sogenannten Sarsen-Steine in Stonehenge alle während der gleichen Konstruktionsphase etwa 2.500 v. Chr. dem damals schon vorhandenen Bauwerk hinzugefügt wurden. Diese Steine haben alle die gleiche Herkunft und wurden alle in der gleichen Formation verbaut. „Das legt nahe, dass diese Steine als eine zusammengehörige Einheit verstanden werden können“, so der Forscher.

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In der Folge analysierte der Wissenschaftler die Numerologie dieser Steinsetzungen, verglich diese mit anderen bekannten Kalendersystemen aus der fraglichen Zeit und erkannte in Anzahl und Position der Steine einen Sonnenkalender. „Die Steine dienten also als physische Abbildung des Jahres und halfen den antiken Bewohnern der heutigen Grafschaft Wiltshire, Tage, Wochen und Monate zu berechnen.“

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Laut Darvill funktioniert der von ihm vorgeschlagenen Stonehenge-Kalender recht einfach und wie folgt:
„Jeder der 30 Steine im Sarsen-Kreis präsentiert einen Tag innerhalb eines Monats und ist selbst in drei Wochen zu je 10 Tagen unterteilt. Dabei markieren bestimmte Steine innerhalb des Kreises den Beginn einer jeden Woche. (…) Zusätzlich war aber alle vier Jahre ein Schaltmonat von fünf Tagen Länge und ein Sprungtag notwendig, um den Kalender mit dem Sonnenjahr in Übereinstimmung zu bringen. Dieser interkalare Monat war vielleicht den Gottheiten des Steinkreises gewidmet und wird durch die fünf sog. Trilithen (Steine) im Zentrum von Stonehenge abgebildet. Die vier „Station Stones” außerhalb des Sarsen-Kreises stellen dann Markierungen für die Einhaltung der Sprungtage dar. Auf diese Weise wurde die Winter- und Sommersonnenwenden jedes Jahr von dem gleichen Steinpaar eingerahmt. Einer der zentralen Trilithen rahmten ebenfalls die Wintersonnenwende als Zeichen des neuen Jahres ein.“

Schaubild: Stonehenge als Sonnenkalender (Illu.). Copyright/Quelle: Timothy Darvill / Antiquity
Schaubild: Stonehenge als Sonnenkalender (Illu.).
Copyright/Quelle: Timothy Darvill / Antiquity

Die Ausrichtung gemäß den Sonnenwendpunkten helfe zusätzlich dabei, den Kalender zu kalibrieren, da jegliche Fehler beim Abzählen der Tage einfach erkannt worden wären, wenn die Sonne an den Sonnenwendtagen sozusagen am falschen Ort gestanden hätte.

„Ein solcher Kalender aus Wochen zu je 10 Tagen und extra Monaten mag heute ungewöhnlich erscheinen. Dennoch wurden Kalender wie diese während dieser Periode von vielen Kulturen genutzt“, so Darvill und nennt Beispiele im östlichen Mittelmeerraum (3.000 v. Chr.) dem Alten Ägypten (2.700-2.600 v. Chr.). Möglicherweise gehe auch der Stonehenge-Kalender auf dieses Wissen und einen Einfluss dieser Kulturen zurück. Tatsächlich sprechen Grabfunde in der Nähe Stonehenges für einen regen Kulturaustausch schon während der Bauphasen des Monuments. So stammte beispielsweise ein Bogenschütze, dessen Grab nahe Amesbury gefunden wurde (der sog. Amesbury Archer) ursprünglich aus dem Alpenraum und kam erst als Teenager auf die Britischen Inseln. Darvill hofft, dass zukünftige Analysen – etwa von alter DNA – sowie archäologische Artefakte mehr über die Verbindungen zwischen entfernten Kulturen aussagen können.

„Der Nachweis eines Sonnenkalenders in der Architektur von Stonehenge eröffnet eine ganz neue Sicht auf das Monument selbst – als einen Ort, an dem Zeremonien und Feste abgehalten wurden, die die Menschen mit dem Universum und der Bewegung der Himmelskörper verband“, so der Wissenschaftler abschließend.




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Recherchequelle: Bournemouth University, Antiquity

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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